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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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vergangenen Abend weg. Der Rat würde doch einsehen müssen, dass man uns eine Falle gestellt hatte. Wenn die Ratsmitglieder auch nur daskleinste bisschen fair waren, konnten sie mich nicht deswegen durchfallen lassen. An diese Hoffnung klammerte ich mich und zwang mich, jede andere Möglichkeit beiseitezuschieben. Alles würde gut werden. Das musste es einfach.
    Kurz vor Sonnenuntergang kam Calliope zu mir, und sie sah ungefähr so krank aus, wie ich mich fühlte. Sie war blass und zittrig, und statt sie fortzuschicken wie jeden anderen Diener, der nach mir hatte sehen wollen, bot Nicholas ihr seinen Arm und führte sie hinein.
    „Calliope?“, fragte ich von meinem Platz beim Fenster aus, wo ich mich auf einem der dick gepolsterten Ohrensessel eingerollt hatte. „Bist du okay?“
    „Mir geht’s gut“, versuchte sie mich erschöpft lächelnd zu beruhigen, als Nicholas ihr in den Sessel neben mir half. „Die wichtigere Frage ist: Wie geht es dir?“
    Ich wartete, bis Nicholas gegangen war, bevor ich antwortete – auch wenn ich mir sicher war, dass er durch die Tür alles hören konnte.
    „Müde“, gestand ich ein. „Ich fühl mich ziemlich zerschlagen.“
    Meine Worte hatten unerwartete Folgen. Calliope verzog das Gesicht, und noch bevor ich mich aus meinem Stuhl gehievt hatte, schluchzte sie bereits.
    „Oh Kate! Es tut mir so leid, ich hab’s erst gemerkt, nachdem ich euch das Tablett schon gebracht hatte, und ich hab versucht, jemanden zu schicken, der euch warnt, aber es war schon zu spät, und ich wusste nicht, was ich tun sollte …“
    Ich kniete mich neben sie und ergriff ihre Hand.
    „Entschuldige dich nicht. Du konntest das unmöglich wissen, und es tut mir leid, dass es dich auch erwischt hat.“
    Ihre Unterlippe bebte, doch sie schien hart darum zu kämpfen, die Fassung zurückzugewinnen.
    „Ich hätte erst ein paar Minuten warten sollen. Das war so dumm von mir, du hättest sterben können.“
    „Aber das bin ich nicht“, erinnerte ich sie. „Uns geht’s beiden gut. Uns allen dreien geht’s gut.“
    Aus großen Augen starrte sie mich an. „Aber du und Henry, habt ihr …“
    Ich schluckte den Kloß in meiner Kehle hinunter.
    „Es ist nicht schlimm, Calliope, wirklich. Wenn das hier klappt, dann wäre es wahrscheinlich sowieso irgendwann passiert. Und wenn es nicht klappt, dann werde ich keinerlei Erinnerung daran behalten, also so oder so …“
    Der finstere Ausdruck auf ihrem Gesicht verriet, dass sie mir nicht glaubte. Ich glaubte mir ja selbst nicht. Seine extreme Reaktion auf die Entdeckung des Gifts hatte meine Gedanken von der Tatsache abgelenkt, dass in der vergangenen Nacht etwas Bedeutendes geschehen war. Es fühlte sich nicht so an, als hätte ich das schon vollständig realisiert. Eigentlich hätte diese Situation mich überrollen müssen, ich hätte mich verletzt oder beschmutzt fühlen müssen oder wenigstens verunsichert, welche Gefühle ich dem Ganzen gegenüber hegen sollte. Doch in diesem Moment machte ich mir um Henry viel größere Sorgen als um mich selbst.
    „Warum denkst du, es war unausweichlich, dass er mit dir ins Bett geht?“, fragte Calliope in einem vorsichtigen Ton, den ich nicht einordnen konnte. „Es gibt Gerüchte, dass er noch nie … dass er und Persephone nicht einmal …“ Sie sprach nicht zu Ende, offensichtlich fühlte sie sich unwohl dabei.
    Ich öffnete den Mund, in der vollen Absicht, etwas Intelligentes zu sagen, doch das Einzige, was ich hervorbrachte, war: „ Er war noch Jungfrau?“
    „Das weiß niemand so genau“, schob Calliope schnell hinterher. „Er war sehr besitzergreifend, was Persephone anging, aber er hat sie wirklich geliebt. Sie hat seine Liebe einfach nicht erwidert, das ist alles. Sie hatten getrennte Schlafzimmer und das alles.“
    Ich runzelte die Stirn. „Darum braucht er sich bei mir keine Sorgen zu machen.“
    „Worum?“
    „Um unerwiderte Liebe. Ich meine, wenn wir uns auf der Straße über den Weg gelaufen wären oder so was, hätte ich eswahrscheinlich nicht mal versucht – ich bitte dich, er ist einfach umwerfend.“ Ich erinnerte mich, was James vor so vielen Monaten gesagt hatte, und brachte ein kleines Lächeln zustande. „Er ist eine Zehn. Ach was, eine Zwölf. Da kann ich nicht mithalten. Allein hätte ich nie den Mut aufgebracht, mit ihm zu reden. Aber je besser ich ihn kennenlerne …“ Es war erbärmlich und unglaublich schwer einzugestehen, aber es stimmte. Und wenn Calliope es erst verstand,

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