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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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stand. Die letzten trockenen Brennnesseln waren heiß begehrt, die Menschen rissen sich selbst um die Stängel.
    Ab und zu verteilte Father O’Brien Spenden in der Kirche. Es hieß, dass in England für die Iren gesammelt würde, ein Teil des Segens käme sogar von Landsleuten aus dem fernen Amerika. Allerdings war es nie genug, um auch nur wenige Tage satt zu werden. Die Bäuche wurden einmal gefüllt, aber dann schmerzte der Hunger umso mehr.
    Michael Drurys Familie kam recht und schlecht über die Runden. Michael fiedelte in Wicklows Pubs, aber auch den Städtern fehlte es an Geld für Vergnügungen. Die Preise für Lebensmittel stiegen im gleichen Maße, in dem die Menschen verhungerten, sogar den Whiskeybrennern in den Bergen fehlte es an Rohstoffen. Michael hätte deutlich mehr Whiskey umsetzen können, als er erhielt.
    Bei all dem war es einzig Mary Kathleen, der die Strapazen der Hungersnot kaum anzusehen waren. Während die Menschen um sie herum abmagerten, sah sie blühend aus und schien sogar an Gewicht zuzulegen. Das lag aber nicht an den reichen Gaben Trevallions. Die alte Grainné kochte für den Verwalter, solange die Wetherbys nicht da waren, und es hätte ihm Spaß gemacht, Kathleen mit den Pasteten und Kuchen zu füttern, die übrig blieben. Das Mädchen blieb jedoch standhaft und nahm nichts von ihm an. So wurde der Segen erfreut von Mrs. O’Donnell begrüßt und gerecht an alle Geschwister verteilt. Dick werden konnte man dabei nicht.
    »Es ist meine Liebe, die dich schöner macht!«, behauptete Michael, als sie sich an einem der wenigen trockenen Sonntage am Fluss trafen und zumindest ein wenig spazieren gingen.
    Die Landschaft war im Eis erstarrt, die Weide schien ein Brautkleid zu tragen, und die Kälte drang durch Kathleens dünnes Schuhwerk. Es wäre viel zu kalt gewesen, sich im Schilf auszustrecken. Draußen war es nur auszuhalten, wenn man sich bewegte. Michael und Kathleen schritten also rasch nebeneinander her – auch in dem Wunsch, das Dorf möglichst bald hinter sich zu haben. Die Klatschbasen verkrochen sich an Tagen wie diesen hinter dem Ofen, aber man wusste nie, ob vielleicht Father O’Brien auf dem Weg zu einem Kranken oder Sterbenden vorbeikam.
    Erst als das junge Paar sich schon ein ganzes Stück vom Dorf entfernt hatte, wagte Kathleen, sich in Michaels Arme zu schmiegen. Seine Zärtlichkeiten hielten sie warm. Seine Hände stahlen sich unter ihren fadenscheinigen Umhang und ihr leichtes Kleid, sie streichelten ihre Schultern und ihre Brüste.
    »Du bist wie eine Blume, die selbst im Winter erblüht!«, flüsterte er, »weil dein Gärtner dir schmeichelt, dich pflegt und sich nach deiner Blüte verzehrt!«
    Kathleen biss sich auf die Lippen. »Meinst du wirklich, ich … ich …«, sie errötete, »… ich würde fraulichere Formen annehmen?«, drückte sie sich schließlich züchtig aus. »Ich meine …«
    »Deine Brüste scheinen mir entgegenzuwachsen!«, lachte Michael. »Weiß Gott, sie waren immer schön und fest, aber jetzt – fühlst du, dass ich sie nicht mehr mit einer Hand umfassen kann?«
    Michael liebkoste sie, und seine Finger wanderten erneut tiefer. »Alles an dir ist fest und warm … ich sehne mich danach, mich an dich zu schmiegen und …«
    Kathleen schob ihn von sich. »Michael …«, sagte sie dann besorgt. »Ich … ich weiß nicht viel darüber, aber ich seh doch die Mädchen, die heiraten und dann … und dann gesegneten Leibes sind. Und ich seh auch meine Mutter, wenn sie wieder ein Kind trägt. Deshalb … Michael, ich … so schön das ist mit deiner Liebe,aber … aber wenn ein Mädchen an Gewicht zunimmt, obwohl es nichts im Magen hat, dann hat es oft was im Bauch …«
    Kathleen wagte nicht, ihn anzusehen. Michael ließ verblüfft von ihr ab.
    »Du meinst, es könnte sein, dass du ein Kind bekommst?«, fragte er ungläubig. »Aber … aber wie … Es ist zu früh, Kathleen! Ich hab das Geld für Amerika noch nicht zusammen!«
    Kathleen stieß hörbar die Luft aus. »Da wird sich das Kind bloß nicht drum scheren, Michael Drury! Und ganz sicher mag’s auch nicht auf einem Coffin Ship zur Welt kommen. Wir werden heiraten müssen, Michael! Sehr bald – und hier.«
    »Aber Kathleen! Jetzt … hier … wo sollen wir wohnen? Was wird dein Vater sagen? Er wird es doch gar nicht erlauben …« Michael war sichtlich verwirrt.
    »Er wird’s erlauben müssen!«, beharrte Kathleen bitter. »Oder mit der Schande leben. Natürlich könnt ich mich auch

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