Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
Nische, kaum dass Lizzie herauskam.
»Endlich! Ich dachte, du würdest nie fertig! Wer war der Kerl? Und was … was hast du getan?«
Lizzie reichte ihm müde den Ausweis ihres Opfers. »Das war David Parsley. Und jetzt bist du David Parsley. Mehr brauchst du nicht zu wissen.«
Möglichst unauffällig, wie ein ganz legales Paar Nachtschwärmer, wanderten die beiden nebeneinander her. Michael hatte Parsleys Tasche über seine Schulter geworfen. Er roch nach Pferd.
»Teufel noch mal, ich konnte mich von dem Gaul kaum trennen«, erzählte er ihr von seinen Abenteuern mit Gideon. Der Hengst hatte ihn brav und nimmermüde über die Straße nach Hobart getragen. Erst in der zweiten Nacht war Michael auf Seitenwege ausgewichen und erzählte farbig von den exotischen Tieren, die ihm dabei begegnet waren. »Ich schwör dir, das eine Vieh war einer dieser Tasmanischen Teufel …«
Er beschrieb ein grimmig aussehendes, mit gewaltigen Zähnen bewehrtes schwarzes Tier, das sich an den riesigen Gideon aber nicht herangetraut hatte. Tagsüber hatte Michael friedlich im Schatten des riesigen Hengstes geschlafen – und führte seine Unversehrtheit dankbar auf dessen Schutz zurück. Lizzie meinte zwar, gehört zu haben, dass in Van-Diemens-Land eigentlich eher Schlangen und Insekten gefährlich waren und nicht die seltsamen, eher niedlichen Beuteltiere, aber sie sagte dazu nichts. Michael hatte sich offensichtlich schwer von seinem Pferd getrennt.
»Es hätte natürlich ein rundes Sümmchen gegeben, wenn ich den Hengst verkauft hätte«, meinte er schließlich bedauernd. »Aber er war zu auffällig, ich wäre in Verdacht gekommen …«
»Das war sehr umsichtig von dir!«, lobte Lizzie. »Was hast du stattdessen gemacht?«
»Ich hab ihn laufen lassen«, meinte Michael. »Irgendwo wird er heute auftauchen, wahrscheinlich auf der Koppel einer netten Stute. Der Farmer kann sich dann ja überlegen, ob er ihn als ›zugelaufen‹ behält oder ob er den Besitzer sucht.«
Lizzie fand die Regelung in Ordnung.
»Dies ist das Schiff!«, sagte sie schließlich, als sie den Kai erreichten. »Die Elizabeth Campbell . Und hier sind die Bordkarten.« Sie reichte Michael ein paar weitere Papiere. »Reichlich Geld ist auch in der Börse, du kannst …«
»Lizzie, ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll!« Michael nahm die Sachen an sich und schaute begehrlich zur Gangway hinüber. Sie war bereits erleuchtet; das Schiff wurde beladen, und viele Passagiere stiegen schon ein. »Was du da für mich getan hast … aber sag, ist das nicht auch für dich ein Risiko? Wenn dieser Kerl jetzt aufwacht …«
Lizzie sah ihn verständnislos an. »Ob das für mich ein Risiko ist?«, fragte sie ungläubig. »Michael, der Kerl ist Smithers’ engster Mitarbeiter! Und natürlich wird er wieder wach, an einer Flasche Whiskey sollte er nicht gleich sterben …«
»Aber dann … dann wird er dich doch anschwärzen …« Michael blickte besorgt.
Lizzie verdrehte die Augen. »Michael, bis der wach wird, sind wir längst auf See!«
»Wir?«, fragte Michael. »Du … willst mit?«
»Was hast du denn gedacht?« Lizzie war zu verblüfft, um sich verletzt zu fühlen. »Dass ich dir zur Flucht verhelfe und dann brav zurückgehe und meinen – wie nennst du ihn? Leprechaun? – heirate?«
»Aber wie soll das gehen?« Michael wechselte David Parsleys Reisetasche nervös von einer Hand in die andere.
Lizzie wurde langsam wütend.
»Ganz einfach!«, beschied sie ihn. »Du gehst jetzt zum Kapitän oder Zahlmeister – oder wer auch immer dafür zuständig ist – und buchst nachträglich eine Passage für die süße Elizabeth Parsley, deine liebende Gattin. Das wird schon klappen, im Notfall musst du mich mit in deine Koje nehmen.«
»Aber es wird auffallen!«, wandte Michael ein. »Wieso hat dieser David Parsley plötzlich eine Frau?«
Lizzie zwang sich zur Geduld. »Michael, der Skipper kenntParsley nicht. Er kann seit zehn Jahren verheiratet sein oder gerade hier seine große Liebe gefunden haben. Der Kapitän weiß das nicht, und es ist ihm auch völlig egal. Der freut sich nur über dein Geld. Also geh jetzt und sag ihm, du hättest dich plötzlich entschlossen, deine Gattin mitzunehmen.«
»Ich weiß nicht …«
Michael kämpfte mit sich. Einerseits verdankte er Lizzie diese Möglichkeit zur Flucht – die bei Licht gesehen ziemlich unehrenhaft war. Es ging ihm eigentlich gegen den Strich, ehrliche Menschen wie David Parsley zu bestehlen, wie Lizzie
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