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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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hier die Stellung halten soll? Ich glaub’s eher nicht, für mich finden sie etwas anderes. Vielleicht soll ich ja den Maori predigen.« Er verzog sein Gesicht mit den vielen Lachfältchen, was halb komisch, halb traurig aussah.
    »Die Maori glauben, die Erde sei geschaffen worden, indem ein Liebespaar gewaltsam getrennt wurde«, sagte Kathleen nachdenklich.
    Sie arbeitete neuerdings oft mit Maori-Frauen zusammen. Es gab eine Siedlung in der Nähe von Waikouaiti, und Watgin zeigte eifrige Bemühungen, die Ngai Tahu zu bekehren. Die kamen tatsächlich brav in die Kirche, erzählten Kathleen und Claire allerdings beim gemeinsamen Austausch von Webmustern und Geheimnissen rund ums Wollfärben von der Mythologie ihres Volkes: Papa sei die Erde, Rangi der Himmel, und erst als ihre Kinder sie auseinanderzerrten, konnten die Pflanzen und Tiere und Menschen entstehen.
    »Noch schlimmer also!«, lachte Claire. »Evolution und Ehescheidung! Auf die Maori kann man Sie nicht loslassen, Reverend, Sie kämen mit noch schockierenderen Ideen zurück, als Sie sie vorher schon hatten!«

    So vergingen Sommer und Winter. Claire und Kathleen lebten ein ruhiges, jedoch nicht sehr aufregendes Leben in dem kleinen Ort auf der Südinsel. Aber dann, an einem herbstlich kühlen Tag im Jahre 1861, geschah etwas, das nicht nur die anglikanische Kirche, sondern eigentlich das Leben jedes einzelnen Bürgers Otagos beeinflusste. Die Erste, die davon erfuhr, war Carol Jones, denn sie leistete sich den Luxus einer Tageszeitung. Natürlich traf die Otago Witness mitunter ein paar Tage später bei ihr ein, wenn sich gerade niemand fand, der sie zu ihr mitnehmen konnte, dann erhielt Mrs. Jones auch mal drei oder vier Ausgaben gleichzeitig. Aber sie erfuhr Neuigkeiten doch vor allen anderen, und an jenem Tag teilte sie ihr Wissen bereitwillig mit Claire, die ihr im Garten half.
    »Bei Tuapeka haben sie Gold gefunden«, erklärte die füllige kleine Dame. »Ein Australier, er soll ganz aus dem Häuschen gewesen sein. ›Leuchtend wie die Sterne des Orion in einer dunklen, frostigen Nacht …‹, hat er gesagt. Also, als Geologe mag er brauchbar sein, als Lyriker würde er verhungern.«
    Claire lachte. »Und nun? Rennen alle nach Tuapeka?«
    Der kleine Fluss, an dem Gabriel Read das Goldfeld gefunden haben wollte, verlief etwa fünfunddreißig Meilen von Dunedin entfernt.
    Mrs. Jones schüttelte den Kopf. »Ach was. Sie kennen ja die Schotten! Weizen ist für die wertvoller als Gold, und um Himmels willen kein Reichtum ohne Arbeit. Die Stadt hat erst mal hundertfünfzig Leute rausgeschickt, um zu sehen, ob überhaupt was dran ist. Vielleicht hat dieser Read ja nur geträumt.«

    Vorerst hörte man denn auch nichts weiter von Gabriel Reads Goldfeld, selbst Reverend Burton wusste nichts Neues. »Der Bischof in Canterbury warnt natürlich vor einem Goldrausch, aber bisher … man munkelt von weiteren Funden, doch in der Zeitung stand nichts.«
    Einige Wochen später verbrachten Kathleen, Claire und die Kinder mal wieder den Samstagabend mit dem Reverend. Er hatte ein junges anglikanisches Ehepaar, das kurz zuvor aus Australien eingewandert war, eingeladen. Reverend Burton wusste von Kathleens Interesse an dem Nachbarland. Er sonnte sich dafür in Kathleens dankbarem Lächeln, registrierte aber auch, dass ihr Gesicht sich immer sorgenvoller bewölkte, als sie die Berichte der beiden hörte.
    »Das Land ist durchaus fruchtbar«, meinte Mr. Cooper, ein Agraringenieur, »aber ein großer Teil ist sehr trocken. Und nicht ungefährlich. Manche Gegenden sind atemberaubend schön, aber im Gras lauern Giftschlangen und anderes Getier. Auch die Eingeborenen sind nicht immer freundlich, kein Vergleich zu den Maori hier. Die Aborigines haben nichts zu verschenken, die fühlen sich bedroht von den weißen Siedlern. Na ja, und die vielen Sträflinge haben uns da auch nicht beliebter gemacht. Die meisten sind zwar halb so schlimm, aber es gibt schon Gauner, die sich oft auch untereinander nicht grün sind.«
    »Stimmt es … stimmt es, dass viele sterben?«, fragte Kathleen leise.
    Cooper zuckte die Schultern. »Das kommt auch wieder ein bisschen auf die Gegend an. Tasmanien, das ehemalige Van-Diemens-Land, zum Beispiel hat zwar einen schlechten Ruf, aber die Natur da ist gar nicht so feindlich. Im Inland dagegen …«
    »Was ist mit Waldbränden?«, erkundigte sich Claire.
    Kathleen hatte ihr gestanden, dass sie seit den Berichten der Ashleys an Albträumen litt. Sie sah

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