Das Gold des Bischofs
zweifelte er an Durnaisâ Treue und wollte den Sheriff zunächst auf die Probe stellen. Hatte er deshalb Durnais eine falsche Karte ausgehändigt, auf der mehr zu sehen war als auf der wirklichen, um festzustellen, ob der Mann Flambard gegenüber seine Pflicht tun und sich mit dem Prior und dem Goldschmied treffen würde oder ob er gierig loslief, um selbst den Schatz zu finden?
Je mehr er darüber nachdachte, umso wahrscheinlicher erschien Geoffrey genau diese Variante.
Wenn Odard Durnais also nicht die echte Karte gegeben hatte, hatte er sie dann stattdessen dem Prior ausgehändigt? War Turgot also schon im Besitz von allen dreien? Aber warum lieà er dann Geoffrey und den Cellerar nach der dritten suchen? Oder war Odards Karte die, die Geoffrey unter Simons Tisch gefunden hatte?
»Also war Odard doch der dritte Bote«, stellte er laut fest.
»Ihr kennt ihn?«, fragte Eleanor. »Hat er die Karte Durnais ausgehändigt, was meint Ihr?«
»Ich glaube schon. Flambard behauptete, Xavier und Odard seien nicht seine Boten. Er hat gelogen.«
»Der Mann kann nicht den Mund aufmachen, ohne dass eine Unwahrheit herauskommt«, bemerkte Ida mit einem gewissen Abscheu. »Ihr hättet Euch nicht darauf einlassen sollen, für ihn die Schmutzarbeit zu erledigen â und Schmutzarbeit wird es sein, wenn er darin verwickelt ist.«
»Wir wissen, dass Roger seine Karte dem Prior gegeben hat, und dass Xavier Jarveaux aufsuchte«, fasste Geoffrey zusammen. »Und jetzt wissen wir, dass Odard dem Sheriff etwas überbracht hat â der mit dem nächsten Tagesanbruch Durham verlieÃ. Odard ist nicht lange geblieben: Sobald er sich ausgeruht hatte, ritt er wieder davon, ehe ihm etwas Schlimmes widerfahren konnte.«
»Warum sollte er annehmen, dass ihm etwas Schlimmes widerfahren könnte?«, fragte Eleanor verwirrt.
»Vielleicht weil er von Leuten wusste, die verhindern wollen, dass Flambards Schatz die Kathedrale erreicht, und die vor nichts zurückschrecken, um die Karten selbst in ihren Besitz zu bringen. Und er hatte Recht: Jarveaux und Xavier sind tot, und Roger wurde angegriffen â zwei Mal, wenn man den Vorfall in den Ställen in Southampton mitzählt.«
»Wie ich Euch schon sagte, ich bin keine Hellseherin«, meinte Ida leise. »Aber ich spüre doch die Gefahr, die euch beide umgibt. Seid wachsam und vorsichtig.«
Das war ein guter Rat, und Geoffrey war fest entschlossen, ihn zu befolgen.
Während Eleanor neben ihm über Idas wundersame Warzenkur sprach, dachte Geoffrey über Odard nach und versuchte, sich an Einzelheiten ihrer kurzen Begegnung in Southampton zu erinnern. Aber ihm fiel nichts Brauchbares mehr ein. Er war noch in Gedanken versunken, als sie die Fähre über den Fluss nach Elvet nahmen und einem rutschigen Pfad zu den Häusern im Osten folgten. Er hörte Eleanor kaum zu, und als sie vor dem Haus der dritten Hexe anhielt, blickte er überrascht auf.
»Aber das ist Alices Haus«, stellte er fest.
»Ich weië, erwiderte Eleanor müde. »Habt Ihr mir denn überhaupt nicht zugehört? Ich habe Euch doch gesagt, dass die dritte von Durhams Hexen Mutter Petra ist â meine UrgroÃmutter. Ich weià nicht, ob sie wirklich eine Hexe ist oder ob die Leute sie nur wegen ihres Alters dafür halten. Aber mit ihr wollten wir jetzt sprechen.«
»Vielleicht sollte ich drauÃen warten«, schlug Geoffrey vor und wich zurück. »Ich hatte heute Morgen schon eine Begegnung mit Eurer Freundin Alice, und keiner von uns möchte wohl eine weitere.«
»Ich werde Euch vor ihr beschützen«, versprach Eleanor und zog ihn auf die Tür zu. »Und auÃerdem bellt sie nur â sie wird Euch schon nicht beiÃen!«
»Ich habe keine Angst vor ihr«, erklärte Geoffrey brüsk. Ich glaube nur, dass es besser ist, wenn wir einander aus dem Weg gehen. AuÃerdem wird Mutter Petra eher geneigt sein zu reden, wenn sie mit Euch allein ist, als wenn ich dabei bin.«
»So ein Unsinn«, sagte Eleanor und klopfte heftig gegen die Tür. »Sie hat eine Schwäche für gut aussehende Männer. Es ist viel wahrscheinlicher, dass sie mit Euch reden wird.«
Mutter Petra war beinahe sofort an der Tür, was darauf hindeutete, dass sie ihre Ankunft von einem Fenster aus beobachtet hatte.
»Alice ist ausgegangen«, behauptete sie. »Sie wollte beim
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