Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
Vom Netzwerk:
beauftragt, Roger zu töten? War es Turgot, dem durchaus zuzutrauen war, dass er mit unlauteren Mitteln seine Stellung sicherte? Oder Burchard, der dafür bekannt war, Handlanger zu beschäftigen, die für ihn taten, was eines Mönches nicht würdig war? Oder war es Hemming, dem die Arroganz seiner normannischen Mitbrüder ein offensichtlicher Dorn im Auge war? Oder handelte Wiesel etwa aus eigenem Antrieb, weil er den Schatz für sich selbst haben wollte?
    Â»Ihr könnt Euren rattengesichtigen Freund treffen, wenn Ihr die Abtei aufsucht«, behauptete Mutter Petra und unterbrach seine Gedanken. »Im Januar und Februar war er verschwunden – kurz nachdem er mich gebeten hatte, den Zaubertrank auf seine Pfeile zu streichen –, aber inzwischen ist er zurück.«
    Und Geoffrey wusste auch genau, wo er gewesen war: In Southampton, um seine verwunschenen Pfeile auf Gilbert Courcy, Peterkin und Geoffrey selbst abzuschießen.
    Â»Gibt es viele Leute, die ihre Pfeile färben lassen?«, fragte er, nur um auszuschließen, dass nicht noch ein anderer als Täter in Frage kam.
    Â»Heute nicht mehr«, stellte Mutter Petra bedauernd fest. »Damals, in den alten Tagen, hätte kein Jäger mit Selbstachtung sein Zuhause verlassen, wenn seine Pfeile nicht ordentlich gesegnet waren. Aber heutzutage haben die Menschen die Kräfte der alten Götter vergessen. Nur die Weisen, wie ich, erinnern sich daran.«
    Â»Und rattengesichtige Geistliche, die es eigentlich besser wissen sollten«, murmelte Geoffrey.
    Â»Er war verzweifelt. Er ist ein schlechter Schütze und braucht alle Hilfe, die er kriegen kann. Ich berechnete ihm einen Penny pro Pfeil, und er war trotzdem sehr zufrieden damit.«
    Â»Und er wollte Hirsche damit jagen?«, fragte Geoffrey. »Rot ist doch für Hirsche, nicht wahr?«
    Â»Für Hirsche oder für Feinde«, berichtigte ihn Mutter Petra. »Wir haben sie bei der Schlacht von Hastings benutzt, um Sachsen zu erschießen. Wenn mehr von uns sie verwendet hätten, wäre die Schlacht sehr viel früher zu Ende gewesen.«
    Â»Ihr wart in Hastings?«, fragte Geoffrey überrascht.
    Sie nickte. »Ich war mit meinem Sohn Thurstin dort. Was für ein ruhmreicher Tag! Ich habe persönlich sechs Sachsen erschossen.«
    Â»Mein Gott!«, hauchte Geoffrey.
    Â»Es hat mich überrascht, dass Euer Wiesel überhaupt etwas von den gefärbten Pfeilen wusste, aber er behauptete, in der Bibliothek davon gelesen zu haben. Ich nehme also an, dass dieser üble Ort wohl doch für etwas gut ist. Trotzdem ist es ein großes Unrecht, dass meine Vorratskammern vor Ratten überlaufen, während die Abtei frei davon ist.«
    Â»Wo wir gerade von vergifteten Ratten reden: Weißt du, wie dein Sohn gestorben ist?«, fragte Eleanor ein wenig taktlos. »Warst du dabei, als er bei Tisch erstickt ist?«
    Â»Ich nicht«, sagte Mutter Petra. »Ich mag keine Austern, und ich mag auch nicht die Gesellschaft meines weinerlichen Sohnes beim Abendessen. Ich habe erst später erfahren, was mit ihm passiert ist. Warum? Verdächtigt ihr etwa Alice, ihn mit grünem Nieswurz vergiftet zu haben?«
    Geoffrey war sich nicht so sicher, wie er eine so unverblümte Frage beantworten sollte. »Wir wissen nicht genau, wie er ums Leben kam«, antwortete er ausweichend, was zumindest teilweise der Wahrheit entsprach. Sie wussten noch immer nicht, wer ihm das Gift verabreicht hatte, auch wenn Alice, soweit es Geoffrey anging, auf der Liste der Verdächtigen ganz oben stand.
    Â»Nun, er hat fast sechzig Jahre lang Austern gegessen, ohne sich daran zu verschlucken. Ich wüsste also nicht, warum er jetzt damit angefangen haben sollte«, befand Mutter Petra. »Vielleicht wurde er vergiftet. Vielleicht hat er sich auch selbst vergiftet.«
    Â»Warum hätte er das tun sollen?«, fragte Geoffrey zweifelnd.
    Â»Vielleicht dachte er, das wäre immer noch besser, als eine von Flambards Karten zu hüten«, stellte Mutter Petra provozierend beiläufig fest.
    Â»Ihr wisst darüber Bescheid?«, fragte Geoffrey verblüfft.
    Â»Ranulf Flambard ist mein Enkel«, sagte Mutter Petra, zufrieden mit seiner Überraschung. »Er hat mir immer vertraut.«
    Dann sollte Flambard in Zukunft wohl vorsichtiger damit sein, befand Geoffrey, wenn die alte Hexe mit Leuten, die sie kaum kannte, so offen über seine Geheimnisse

Weitere Kostenlose Bücher