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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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sprach.
    Â»Warum sollten Flambards Karten in Jarveaux den Wunsch wecken, Selbstmord zu begehen?«, wollte er wissen.
    Â»Ich würde keine in meinem Besitz haben wollen«, stellte Mutter Petra weise fest. »Dort draußen gibt es viel zu viele gierige und skrupellose Männer.«
    Und dem konnte Geoffrey uneingeschränkt zustimmen.

10. K APITEL
    An diesem Abend ging Geoffrey mit Roger zu den Frauen, die den Überfall auf Stanstede und Xavier miterlebt hatten. Die Verhältnisse in Stanstedes Hurenhaus waren kaum mit den luxuriösen Ausschweifungen zu vergleichen, die Geoffrey im Heiligen Land hatte genießen können. Dort konnte ein Mann kleine Privatgemächer mieten, wenn er für die Gesellschaft einer Frau bezahlen wollte. Bei Stanstede gab es diese Möglichkeit nicht. Anscheinend wechselten sich die Männer auf zwei schmutzigen Matratzen ab, die in einem Nebenraum lagen, oder sie verschwanden in den Garten an die Mauer.
    Dieser Mangel an Bequemlichkeit sorgte vermutlich für einen rascheren Durchsatz und reduzierte die Konflikte, die durch ein geringes Angebot entstanden. Trotzdem fand Geoffrey das ganze Arrangement schäbig. Hätte er das Bedürfnis nach einer Frau verspürt, so wäre Stanstedes Etablissement allenfalls eine Notlösung gewesen.
    Sichtlich gelangweilt lungerten die Frauen in der Stube herum. Einige bedienten sich lustlos aus einer Schale Nüsse, die auf dem Tisch stand, während andere sich an Eleanors starkem Bier schon halb in die Besinnungslosigkeit getrunken hatten. Alle waren hübsch oder es zumindest einmal gewesen, und sie wirkten gesund und gut genährt. Roger hatte erklärt, dass sie gut bezahlt wurden. Viel von dem Geld ging an ihre Familien, die es verzweifelt benötigten. Trotzdem war da etwas an dem ganzen Geschäft, was Geoffrey zutiefst abstieß, auch wenn er nur schwer ausdrücken konnte, was es eigentlich war. Vielleicht lag es an der dumpfen Hoffnungslosigkeit der Frauen, die genau wussten, dass sie ihr Auskommen nur so lange haben würden, wie sie sich ihre Gesundheit und ihr gutes Aussehen bewahrten.
    Â»Es ist noch zu früh für uns«, klagte eine Frau, als Geoffrey und Roger eintraten. Sie hatte wirre rote Haare und fleckige Zähne. »Wir arbeiten nicht vor Einbruch der Dunkelheit.«
    Â»Eine Stunde mit mir wäre keine Arbeit, Cath«, schäkerte Roger, der sich auf diese Befragung gründlich vorbereitet und sein bestes Freudenhaushemd angezogen hatte. »Es wäre ein Vergnügen.«
    Cath musterte ihn desinteressiert von oben bis unten und kam anscheinend nicht zum selben Ergebnis. Er nahm auf einer Bank Platz und tröstete sich, indem er eine Hand näher und näher an den Oberschenkel einer Frau heranschob, die so wenig Kleidung trug, dass sie durchfroren sein musste. Sie beobachtete Rogers plumpe Annäherung mit müder Gleichgültigkeit.
    Â»Erzählt uns doch, was in der Nacht geschah, als Haymo starb«, fing Geoffrey an. Er wollte die Befragung zu Ende bringen, bevor Roger sich gar nicht mehr zurückhalten könnte. »Dann lassen wir euch wieder in Ruhe.«
    Â»Was, schon wieder? «, fragte Cath seufzend. »Wir haben das alles schon hundert Mal mit dem Stellvertreter des Sheriffs durchgekaut, ganz zu schweigen von unseren Kunden. Einfach jeder will die Geschichte hören. Wir wissen, wie langweilig das Leben hier ist, vor allem im Winter, und die Leute brauchen ein wenig Aufregung. Aber wir sind es leid, diese Geschichte immer wieder zu erzählen.«
    Â»Ich hätte da auch eine hübsche Belohnung für euch«, sagte Roger und grinste die halb nackte Frau lüstern an. Er dachte dabei wohl weniger an eine Belohnung in barer Münze. Allerdings wollte sich keine von seinem großzügigen Angebot verlocken lassen.
    Â»Ihr seid keine sehr guten Huren!«, rief er enttäuscht, als die Frau seiner Annäherungsversuche müde wurde und sich woandershin setzte. »Ihr solltet mir doch das Gefühl vermitteln, ich wäre der einzige Mann auf der Welt.«
    Â»Leider bist du das nicht«, stellte Cath abgeklärt fest. »Es gibt Tausende wie dich, die alle grabschen und geifern.«
    Â»So etwas kannst du doch unseren Kunden nicht sagen«, befand Roger entsetzt. »Sonst sind Ellie und ich innerhalb einer Woche aus dem Geschäft!«
    Â»Unseren Kunden sagen wir so was auch nicht«, erwiderte Cath. »Wenn es Nacht wird,

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