Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
Vom Netzwerk:
trotzdem wisst Ihr es. Woher?«
    Der Cellerar stotterte und fluchte, wusste aber nichts mehr auf die Beschuldigungen zu erwidern. Schließlich verebbten seine wenig überzeugenden Unschuldsbeteuerungen, und eine anklagende Stille blieb zurück.
    Â»Ich sah Roger im Schnee graben wie ein Hund nach einem versteckten Knochen«, fuhr Hemming fort, nachdem er den Cellerar eine Weile hatte zappeln lassen. »Ich habe vermutet, dass Ihr darunter lagt, und wollte helfen. Aber Roger machte so ein Spektakel, dass Burchard fürchtete, wir könnten gesehen werden. Wir hätten nur schwer erklären können, was zwei Mönche zu dieser nächtlichen Stunde dort treiben. Wir mussten uns also verstecken, aber ich war so besorgt um Euch, dass ich Euch heute noch besuchen wollte, um zu sehen, ob es Euch gut geht.«
    Â»Tatsächlich?«, fragte Geoffrey. Ein solcher Besuch hätte sehr peinlich ausfallen können, wenn Hemming dabei auf Alice gestoßen wäre.
    Â»Ich habe gespürt, dass jemand hinter uns war, als wir die Abtei verließen«, fuhr Hemming fort. »Ich nahm an, ihr wäret das, aber ich ging davon aus, dass ihr uns nicht schaden wolltet. Sonst hättet ihr uns ja gar nicht erst gesagt, wo die Karte ist. Aber jetzt meint Ihr, da wären andere hinter uns her gewesen? Ich muss zugeben, dass ich das nur schwer glauben kann. Roger ging auf uns los, nicht auf sie, und ich habe ganz gewiss sonst niemanden gesehen.«
    Â»So wenig wie ich«, schloss sich Burchard ihm an, der dankbar war, nicht mehr im Zentrum der Vorwürfe zu stehen. »Sobald Roger Euch wieder auf die andere Seite des Flusses gebracht hatte, kehrten Hemming und ich zu Jarveaux’ Haus zurück und suchten nach der Karte. Und außer euch beiden haben wir die ganze Nacht niemanden gesehen.«
    Â»Vielleicht haben diese Armbrustschützen die Karte gestohlen«, schlug Turgot vor. »Das wäre die einzig logische Folgerung.«
    Â»Aber diese Armbrustschützen gibt es überhaupt nicht«, behauptete Burchard. »Die hat er sich ausgedacht!«
    Â»Es gibt sie«, widersprach ihm Geoffrey. »Und vielleicht halten sie sich sogar hier in der Abtei auf, während wir noch miteinander reden. Einer von ihnen folgt uns schon, seit Flambard Roger verleitet hat, für ihn den Boten zu spielen. Ich kenne seinen Namen nicht, aber er sieht aus wie eine Ratte: klein, dunkelhaarig, mit verkniffenen Zügen und nach hinten zeigenden Zähnen.«
    Â»Das klingt nach Bruder Gamelo«, bemerkte Hemming erschrocken.
    Gamelo …, dachte Geoffrey. Wo hatte er diesen Namen schon einmal gehört? Dann fiel es ihm wieder ein: Der Kämpfer auf dem Dach in Southampton – Gilbert Courcy – hatte einen Gamelo erwähnt. Beinahe verzweifelt hatte er gefleht, Roger möge den »Stab« nicht in Bruder Gamelos Hände fallen lassen.
    Â»Gamelo war ein Söldner, bevor er ins Kloster kam«, stellte Turgot nachdenklich fest. »Möglicherweise hörte er vom Schatz der Kathedrale und wollte selbst danach suchen. Er war nie besonders gehorsam, und ich hatte schon früher ernste Zweifel an der Aufrichtigkeit seiner Hingabe für den Orden.«
    Â»Er ist einer von Burchards Pachteintreibern«, warf Hemming ein und bedachte den Cellerar mit einem unangenehmen Blick. »So kann er lange Zeit unterwegs sein, ohne dass jemand Fragen stellt. Die Besitzungen der Abtei liegen überall in der Grafschaft verstreut, wie Ihr wissen müsst.«
    Burchards Augen wurden schmal vor Ärger. »Gebt nicht mir die Schuld an dem, was Gamelo möglicherweise getan haben könnte. Er tut, was ich ihm auftrage, und das ist alles, was ich über ihn weiß.«
    Â» Ich würde nichts mit so einem Mann zu tun haben wollen«, erklärte Hemming geziert.
    Â»Kann ich mit ihm sprechen?«, fragte Geoffrey.
    Â»Das könnt Ihr versuchen«, antwortete Turgot. »Aber er wird Euch nicht antworten.«
    Â»Und warum nicht?«, erkundigte sich Geoffrey. Bedrohte womöglich einer der drei den Mann und hatte ihn zum Schweigen verpflichtet?
    Â»Weil er tot ist«, sagte der Prior.

    Gamelo war wirklich Wiesel. Diese tückischen schmalen Gesichtszüge hätte Geoffrey überall wiedererkannt, auch wenn der Tote im Kapitelhaus die Kutte der Benediktiner trug und nicht die schmierige Weste, die Wiesel sonst immer angehabt hatte. Also hatte Mutter Petra Recht gehabt: Der Mann, der ihr

Weitere Kostenlose Bücher