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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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– und wäre es auch ein ergebnisloser, mehrtägiger Ritt zu einem anderen Hafen, wo die Lage vielleicht dieselbe war. Geoffrey wollte lieber warten. Er hielt es für leichtsinnig, nur um einer vagen Hoffnung willen eine sichere Überfahrt auszuschlagen. Das Schiff, das Ulfrith ausgesucht hatte, war ein robuster Segler unter einem fähig wirkenden Kapitän, und der Bursche hatte sogar eine Kabine für sie herausgeschlagen, was nach Geoffreys Ansicht ein unerhörter Luxus war. Für gewöhnlich schlief er während einer Schiffsreise auf dem Deck, wenn das Wetter gut genug war, oder er suchte sich irgendeinen erbärmlichen Winkel im Laderaum, wenn es schlechter wurde.
    Aber Southampton gefiel Geoffrey nicht, auch wenn es vernünftiger war zu bleiben. Er war nicht eben angetan von der Vorstellung, die nächsten zehn Tage im »Kopf des Sarazenen« zu wohnen. Geoffrey wurde das Gefühl nicht los, dass irgendwer sie beobachtete, und er empfand Unbehagen bei dem Gedanken, dass Wiesel in den Schatten auf sie lauerte. Er mahnte sich zur Vernunft: Immerhin war ein einzelner Mann von Wiesels Kampfkraft kaum ein Grund, die Stadt zu verlassen. Trotzdem blieb die nagende Sorge bestehen.
    Im Gasthaus war es heiß und stickig, und der Qualm vom schlecht gereinigten Kamin wirbelte durch die Stube und brannte in den Augen. Außerdem hatte Geoffrey zu viel Wein getrunken und wollte der ungesunden Luft eine Weile entkommen, um den Kopf wieder freizukriegen. Also ließ er Roger mit den Littel-Brüdern weiterzechen, während sich Helbye und Ulfrith abwartend im Hintergrund hielten und nüchtern blieben. Geoffrey schlängelte sich durch den Raum und trat hinaus in die kalte Nachtluft. Der Hund folgte ihm und schnupperte an seiner Hand in der Hoffnung auf etwas zu fressen.
    Es war eine klare Nacht, und Geoffrey blickte zu den vielen Sternen empor, die über ihm funkelten. Dabei fragte er sich, warum es immer mehr zu werden schienen, je länger er hinsah. Mit einem Mal sehnte sich Geoffrey danach, das Reisen und Kämpfen hinter sich zu lassen und in einem ruhigen Kreuzgang zu sitzen, wo er über Naturkunde und Astronomie lesen konnte. Vielleicht verstünde er dann die Geheimnisse der funkelnden Himmelskuppel über ihm?
    Aber das würde vermutlich niemals geschehen. Er war zu alt, um ein Gelehrter zu werden, und die einzig andere Möglichkeit bestünde darin, das Rittertum aufzugeben und die Kutte zu nehmen. Geoffrey wusste, dass er einen armseligen Mönch abgeben würde: Er war zu unabhängig und mochte es nicht, wenn andere Leute ihm erzählten, was er zu tun hatte. Außerdem hatte er nicht vor, ein Keuschheitsgelübde abzulegen, und selbst die freisinnigsten Orden würden wohl kaum über schamlose und regelmäßige Frauengeschichten hinwegsehen.
    Plötzlich knurrte der Hund leise, wie er es zu tun pflegte, wenn er sein Missfallen ausdrücken wollte, ohne zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Geoffrey löste die Gedanken von den Schwierigkeiten eines Lebens in Kontemplation, kauerte neben dem Tier nieder und spähte in die Dunkelheit. Er hielt nach einer Bewegung Ausschau, die auf das Spannen einer Armbrust hinwies. Aber wie sehr er die Augen auch anstrengte, es war nichts zu sehen. Schließlich verstummte das Knurren, und die gesträubten Nackenhaare des Hundes glätteten sich wieder. Geoffrey streichelte den seidigen Kopf, während das Tier zu seinen Füßen saß und gelangweilt gähnte.
    Er blieb noch einen Augenblick stehen und genoss die frische Winternacht, dann machte er sich auf, um die Nebengebäude des Gasthauses zu erkunden und sich zu vergewissern, dass niemand mit schussbereiten roten Armbrustbolzen lauerte. Der Hund begleitete Geoffrey bereitwillig, was er nicht getan hätte, hätte er irgendeine Art von Gefahr gespürt.
    Verglichen mit dem kühlen, friedlichen Hof wirkte die Gaststube bei Geoffreys Rückkehr umso lauter und stickiger. Es war noch voller geworden, und um den Kamin drängten sich die Gäste so dicht, dass man eben noch den Becher an die Lippen führen konnte.
    An Rogers Tisch war es nicht so voll wie am Feuer, denn dort war es längst nicht so warm. Bei Geoffreys Aufbruch hatte Roger sich die Zeit bei einem Trinkspiel mit den Littel-Brüdern vertrieben, aber inzwischen saßen die beiden Kriegsknechte nicht mehr bei ihm, sondern würfelten in einer Ecke mit ein paar

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