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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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Fischern. Den Platz auf der Bank gegenüber von Roger hatten drei Benediktiner eingenommen, die mit herabgezogenen Kapuzen dahockten wie Krähen auf einer Beerdigung. Geoffrey lächelte still vor sich hin. Die Gesellschaft von drei verdrießlichen Klosterbrüdern war bestimmt nicht das, was der bullige Ritter unter Spaß verstand.
    Â»Na, nüchtern geworden?«, fragte Roger, als Geoffrey wieder Platz nahm. »Hat die frische Luft dieses wunderbar leichte Gefühl vertrieben, das ich den ganzen Abend über so mühsam zu erreichen versuche?«
    Â»Der Hund hat geknurrt«, berichtete Geoffrey und griff nach dem Weinkrug. »Ich nahm an, dass da draußen jemand herumschlich.«
    Â»Vielleicht ein Greis oder ein sächsischer Knabe, die dich zum Kampf fordern wollen. Du hättest mich lieber holen sollen.« Roger brüllte vor Lachen über diese geistreiche Bemerkung.
    Â»Ich hoffe bei Gott, wir können bald abreisen«, stellte Geoffrey fest. Er würde Southampton nie wieder erwähnen können, ohne dass Roger eine Anspielung auf seine schändliche Niederlage folgen ließ. »Was sinnlose Gewalt angeht, ist es hier schlimmer als in Jerusalem – im Heiligen Land gibt es zumindest eine Art Grund für die Kämpfe.«
    Â»Manchmal schwatzt du sonderbares Zeug«, bemerkte Roger und beäugte ihn missbilligend. »Du bist ein Ritter. Was würdest du ohne gelegentliche sinnlose Gewalt anfangen?«
    Geoffrey bedachte ihn mit einem kühlen Blick. »Gewalt ist ja schön und gut, wenn sie einem vernünftigen Zweck dient. Aber wenn ein Unschuldiger wie Peterkin um den Wert eines Kruges Bier erschossen wird, kann ich nichts Gutes darin erkennen.«
    Â»Ich versteh deinen Lehnsherrn wirklich nicht«, befand Roger mit deutlichem Missfallen. »Warum duldet Fürst Tankred solche Ansichten? So ein Gejammer ist für einen Mann nicht natürlich. Das muss an deiner Leserei liegen.« Er verschränkte die Arme und schürzte matronenhaft die Lippen. Mit jedem Zoll seines Leibes drückte er das Misstrauen und die Furcht aus, welche die Ungebildeten allem entgegenbrachten, was sie nicht verstanden.
    Â»Man kann auch jemandem den Beutel stehlen, ohne den Besitzer zu töten«, strich Geoffrey heraus. »Hätte Wiesel einfach nur mit der Armbrust auf Peterkin gezielt und danach gefragt, hätte der Junge ihm die Beute schon überlassen. Wie gesagt, ich bin froh, wenn wir dieses furchtbare Land hinter uns lassen.«
    Â»Du sprichst hier vom Land deiner Geburt«, ermahnte ihn Roger. »Es ist großartig, wird von guten und ehrlichen Leuten bewohnt, und jede Stadt und jedes Dorf taugt als Wohnstatt für Heilige.«
    Geoffrey beäugte ihn argwöhnisch. »Heute Nachmittag hast du noch behauptet, du würdest nie wieder einen Fuß auf diese schauderhaft kalten Straßen setzen. Du konntest gar nicht schnell genug in die sonnige Normandie auslaufen. Woher dieser plötzliche Sinneswandel?«
    Roger zuckte mit den Achseln und warf ihm aus den Augenwinkeln einen Blick zu, der Geoffrey verriet, dass die Umstände sich irgendwie verändert hatten. »Vielleicht bleibe ich doch noch ein wenig länger.«
    Geoffrey runzelte die Stirn. Was hatte Roger wohl bewogen, seine Meinung zu ändern? Kurz vorher war er noch dafür gewesen, nach Pevensey zu reiten, nur um möglicherweise einen Tag früher aus England fortzukommen. Hatte ihn womöglich diese Hure zum Bleiben überredet?
    Roger wies auf die Mönche, die ihm gegenübersaßen. »Diese Männer haben mich um etwas gebeten.«
    Geoffrey war sogleich misstrauisch. Ihm war nicht vorstellbar, was ein Mönch vorbringen könnte, um Roger in England zu halten. Er musterte die drei Geistlichen skeptisch und fragte sich, ob er die Gründe überhaupt hören wollte, die seinen Freund immerhin überzeugt hatten. Er blickte von einem zum anderen und stellte mit leichter Belustigung fest, dass dieses Trio das perfekte Beispiel bot, dass Männer mit gleichen Gewändern nicht gleichzumachen waren.
    Obwohl sie alle die Kutten der Benediktiner trugen, sah keiner von ihnen arm aus. Der Stoff ihrer Gewänder war dick und teuer, und sie trugen pelzverbrämte Stiefel aus Kalbsleder. Der Mönch in der Mitte schien der Anführer zu sein, auch wenn keiner von ihnen ein Rangabzeichen trug. Er war groß, hatte dichtes eisengraues Haar und ein paar

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