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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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einfach nur dem Prior davon zu erzählen.«
    Â»Aber das hat er doch erklärt: weil ein einzelner Mann dem Anblick solcher Reichtümer einfach nicht widerstehen könnte. Drei Männer hingegen überwachen sich gegenseitig und sorgen dafür, dass das Vermögen dem rechten Zweck zugeführt wird.«
    Â»Aber wenn Flambard keinem dieser Männer vertraut – weder dem Prior noch dem Goldschmied noch dem Sheriff –, warum vertraut er ihnen dann überhaupt das Geheimnis an? Warum lässt er den Schatz nicht in seinem Versteck, bis er ihn selbst wieder bergen kann?«
    Roger schwieg wieder.
    Â»Diesmal warst du es«, stellte Geoffrey fest, wobei er seinem Freund einen verärgerten Blick zuwarf, »der mich in einen Abgrund aus Mord und Verschwörung gezerrt hat.«

5. K APITEL
    Am folgenden Morgen änderte sich das Wetter. Der klare blaue Himmel und die fahle Wintersonne wichen einer undurchdringlichen, finsteren Wolkendecke, deren schmutzig braune Farbe Schnee verkündete. Es war auch kälter geworden, und ein schneidender Wind blies von Norden herab. Geoffrey war froh, dass er die geliehene Pracht wieder gegen die eigene robuste und zweckmäßige Kleidung eintauschen konnte, und besonders dankbar war er für den gepolsterten Wappenrock. Er saß in Eleanors Küche und schärfte seinen Dolch, während die Diener das Frühstück bereiteten.
    Mit dem ersten Tageslicht, unmittelbar nachdem die Glocken der Abtei zur Prim geläutet hatten, klopfte es energisch an der Tür. Eleanor schob das Haar unter eine Haube und öffnete. Draußen stand ein kurz gewachsener und kräftiger Mann. Geoffreys Hund fing an zu knurren, ein bedrohlicher Laut, der in einem empörten Jaulen endete, als der frühe Besucher dem Tier einen Tritt versetzte. Die Vergeltung folgte allerdings auf dem Fuße und mit größter Entschlossenheit, und schließlich zog sich der Hund mit einem boshaften Funkeln in den Augen ins Dunkle zurück, während der Besucher sich den gebissenen Knöchel rieb und fluchte.
    Â»Cenred«, sagte Eleanor. Mit einem Blick gab sie Geoffrey zu verstehen, dass sie das Problem bald eigenhändig aus der Welt schaffen würde, wenn er dem Tier keinen Gehorsam beibrächte. »Kommt doch herein.«
    Â»Ihr solltet diesem Vieh ein paar Manieren beibringen«, meinte Cenred und schritt vorsichtig über die Schwelle. »Sonst lasse ich es erschießen. Ich dulde nicht, dass wilde Tiere die wehrlosen Bürger meiner Stadt anfallen.«
    Â»Ihr seid kein wehrloser Bürger«, stellte Eleanor fest und führte Cenred zum Herd. Geoffrey kam hinterher. »Ihr seid der stellvertretende Sheriff von Durham und der Mann, der in diesem Jahr noch Sheriff Durnais’ Nachfolger werden wird. Ihr seid ein Kämpfer und ein Mann von beachtlichem Einfluss in dieser Gegend.«
    Cenred warf sich in die Brust. Er war kein ansehnlicher Mann, und seine Gesichtszüge glichen mehr einem Schwein als einem Menschen, mitsamt der hässlichen Stupsnase und den kleinen Äuglein. Er hatte den Körperbau eines Faustkämpfers, was selbst seine gut geschnittene Kleidung kaum verschleiern konnte.
    Â»Alle halten mich für den besten Mann für dieses Amt«, stellte er selbstgefällig fest. »Und damit haben sie Recht.«
    Geoffrey lehnte sich gegen die Wand und verschränkte die Arme, während Eleanor ihrem Gast einen Becher warmes Bier einschenkte. Im trüben Licht des frühen Morgens wirkte sie sogar noch schöner als im romantischen goldenen Kerzenschein des Vorabends. Sie trug ein Kleid, das ihre schlanke Figur betonte und auf eine Weise über die Hüfte fiel, von der er nur schwer den Blick lösen konnte. Ihr dunkles Haar schimmerte, und ihr Teint war rein und gesund.
    Â»Ich bin in einer traurigen Angelegenheit hier«, erklärte Cenred, nahm das Bier an und trank einen geräuschvollen Schluck. Er verzog das Gesicht, weil es wohl stärker war als erwartet. Geoffrey verbarg ein Lächeln. Jeder stellvertretende Sheriff, der sein Geld wert war, sollte wissen, dass das Bier in Bordellen stets stärker war als in normalen Haushalten.
    Â»Cenred!«, rief Roger aus, als er an den Herd trat und hinter dem Tisch Platz nahm. »Was führt Euch zu dieser Stunde hierher? Die schönen Damen im Erdgeschoss?«
    Cenred durchbohrte ihn mit einem bitterbösen Blick. »Einem Mann in meiner Stellung

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