Das Gold des Bischofs
Simon geht es gut. Eleanor hat Recht â wahrscheinlich ist er nach Hause gegangen und wollte die Botschaft bei sicherem Tageslicht abliefern.«
»Eine gute Ortskenntnis reicht nicht, um Armbrustbolzen auszuweichen«, strich Geoffrey heraus. »Wir sollten vielleicht nach ihm suchen.«
»Später«, erwiderte Roger und aà sein Schweinefleisch. »Erstmal müssen wir uns um Wichtigeres kümmern.«
Er drehte sich auf seinem Stuhl um und zwinkerte Geoffrey bedeutungsvoll zu, um ihn an den geplanten Besuch bei Prior Turgot zu erinnern. Diese Geste war alles andere als verstohlen, weshalb Eleanor und Cenred denn auch sehr neugierig aufblickten. Geoffrey zuckte zusammen. Nicht zum ersten Mal wünschte er sich, Roger würde ein wenig diskreter auftreten.
»Wir müssen noch deine Beute aus dem Heiligen Land beim Goldschmied hinterlegen«, behauptete er rasch und versuchte, die Nachlässigkeit seines Freundes wieder auszugleichen.
»Meine Beute?«, fragte Roger beunruhigt. »Beim Goldschmied?«
»Ja«, sagte Geoffrey, obwohl er sehen konnte, dass er alles nur noch schlimmer machte. Cenred blickte argwöhnisch drein und wusste anscheinend genau, dass Roger niemals Gold bei irgendeinem Kaufmann hinterlegen würde und dass etwas ganz anderes im Gange war.
Rogers Entsetzen schwand allmählich, als ihm dämmerte, worauf Geoffrey aus war. »Ja«, meinte er schlieÃlich zu spät und mit übertriebener Begeisterung. »Ich muss Meister Jarveaux besuchen und sehen, was er und ich füreinander tun können.«
Cenred hob die Augenbrauen. »Jarveaux dürfte kaum in der Lage sein, etwas für Euch zu tun«, stellte er fest.
»Warum?«, fragte Roger neugierig. »Was ist ihm denn in die Quere gekommen?«
»Austern«, erwiderte Cenred geheimnisvoll. »Widerliche kleine Dinger, wenn Ihr mich fragt, aber Jarveauxâ Mutter hielt immer welche für ihn in der Küche bereit.«
»Ihr seid gewiss nicht hier, Cenred, um die unschickliche Neugier meines Bruders zu befriedigen«, warf Eleanor ein und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Stellvertreter des Sheriffs zu. »Ihr spracht von einer traurigen Angelegenheit. Was ist geschehen, wenn es nicht um den Tod eines Mörders in meinem Haus geht?«
Cenreds hässliches Gesicht nahm einen düsteren Ausdruck an. »Ich habe schlechte Nachrichten, die Euren Mann betreffen.«
»Meinen Mann?«, fragte Eleanor nervös. »Aber der ist in Newcastle. Er ist vor ein paar Tagen zu Geschäften abgereist und soll heute oder morgen zurückkommen.«
»Dieser elende alte Lustgreis«, murmelte Roger abschätzig und griff nach dem Bier, das Geoffrey verschmäht hatte. »Er hatte kein Recht, meiner Schwester nachzustellen. Dem werd ich eine Lektion erteilen, wenn er sein runzliges Gesicht hier zeigt.«
»Das wird nicht nötig sein«, sagte Cenred leise. Er sprach Eleanor an: »Ich fürchte, Euer Gemahl und seine Reisegefährten gerieten gestern Abend auf dem Weg von Newcastle in einen Hinterhalt. Er ist tot.«
Eleanor starrte den stellvertretenden Sheriff entsetzt an, während Roger erschrocken die Kinnlade herabfiel. Alle Farbe wich aus Eleanors Gesicht, und sie wurde so weià wie Schnee. Geoffrey fürchtete, sie könne in Ohnmacht fallen, also trat er vorsorglich in ihre Nähe, um sie aufzufangen. Aber Rogers Schwester war aus härterem Holz geschnitzt. Sie ging zum Fensterplatz, wo sie die Hände im Schoà verschränkte und auf die Einzelheiten wartete.
»Haymo ist tot?«, fragte Roger bestürzt. »Seid Ihr da sicher?«
Cenred nickte. »Anscheinend gehörte er zu einer Gruppe von zehn Personen, die gestern südwärts reisten. Es gab Schwierigkeiten mit einem Pferd, und so brachen sie später auf als ratsam, wenn man Durham noch bei Tageslicht erreichen will.«
Roger nickte. »Kein Mann bei klarem Verstand reist im Dunkeln auf der StraÃe nach Newcastle. Da gibt es mehr Gesetzlose als Sterne am Himmel.«
»Die Ãberlebenden haben berichtet, dass der Angriff ohne Vorwarnung erfolgte, gerade als die Dämmerung hereinbrach und sie Kymlisworth erreicht hatten.«
»Das ist ein Weiler etwa fünf Meilen nördlich von Durham«, erklärte Roger Geoffrey. »Ein entlegener Winkel voller Schlangen und Sumpflöcher.«
»Schlangen?«, fragte Geoffrey überrascht. »Aber doch
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