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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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die Äste. Remi tat es ihm nach.
    Von rechts drang Motorenlärm zu ihnen. Nach zehn Sekunden verstummte er. Sekunden später begann ihr Boot zu schaukeln, als Cholkows Bugwelle sie erreichte.
    »Jeden Moment geht’s los«, flüsterte Sam. »Halt dich bereit.«
    Wie auf ein Stichwort trieb in knapp fünfzehn Metern Entfernung Cholkows Boot mit Kurs auf die Anlegestelle vor der Kirche an ihnen vorbei. Sein Motor blubberte leise im Leerlauf. Dann tauchte er im Schnee unter und war verschwunden.
    »Er hat uns nicht gesehen«, flüsterte Remi.
    »Diesmal nicht. Okay, starten wir. Und folgen ihm. Fünf Sekunden halbe Kraft, zehn Sekunden treiben.«
    Remi kehrte auf den Steuersitz zurück, dann verließen sie ihr Versteck unter den Kiefernästen und kreuzten in Cholkows Kiellinie.

    Während der nächsten zwanzig Minuten setzten sie ihre Fahrt auf diese Weise fort, indem sie kurz den Motor starteten und sich dann wieder treiben ließen. Dabei hatten sie Cholkow ständig vor sich, ließen sich treiben, wenn er seinen Motor ausschaltete, und machten lediglich dann Fahrt, wenn sein Motor lief. Auf diese Weise kamen sie allerdings nur langsam voran und schafften bei jeder Etappe nicht mehr als zwanzig Meter. Die Anlegestelle von Sankt Bartholomä wanderte rechts an ihnen vorbei. Von ihrer Position aus schien es so, als schwebten die roten Zwiebeltürme der Kirche in der Luft.
    Vor ihnen drehte Cholkows Motor hoch und begann sich nach links zu entfernen. Sam gab Remi ein Zeichen, nach rechts zu schwenken, zurück zum Ufer. »Immer schön langsam.« Cholkows Motor entfernte sich zur Mitte des Sees.
    »Motor aus«, flüsterte Sam, und Remi gehorchte.
    »Er glaubt, dass wir uns verstecken oder nach Schönau zurückkehren, nicht wahr?«, sagte sie.
    Sam nickte. »Er wird sich irgendwo im Norden in einen Hinterhalt legen. Zu seinem Pech werden wir uns aber nicht an seinem Spiel beteiligen.«
    Die Minuten verstrichen. Aus fünf wurden zehn, aus zehn wurden zwanzig. Schließlich entschied Sam: »Okay, machen wir uns auf den Weg. Folge dem Ufer nach Süden. Aber bleib dabei nur knapp über Leerlauf.«
    »Irgendeine Ahnung sagt mir, dass der warme Brandy noch einige Zeit warten muss.«
    »Wärst du auch mit einem Dach über deinem Kopf und einem gemütlichen Lagerfeuer zufrieden?«

51
Hotel Schöne Aussicht Grössinger, Salzburg
    »Eine Nachricht von Evelyn Torres«, sagte Remi, ließ sich auf das große Doppelbett fallen und schleuderte die Schuhe von den Füßen. »Einfach nur: Ruf mich an. Sie klang jedoch aufgeregt, denn eigentlich lebt sie ja für solche Dinge.«
    »Zuerst kommt aber dieser Brandy, den ich dir versprochen habe, und danach Evelyn«, sagte Sam.
    »Wir brauchen Kleider und wichtige Ausrüstung.«
    »Brandy, Evelyn, Schlaf, dann Shopping.«
    Seit sie Cholkow auf dem Königssee entkommen waren, hatten sie kein Auge zugetan und sich für über achtundzwanzig Stunden auf Achse befunden. Der Küste folgend, mit Kurs nach Süden und im Schneckentempo, hatten sie die Anlegestelle Salet auf dem Obersee eine Stunde später erreicht und waren an Land gegangen. Sam hatte das Flutventil des Bootes geöffnet und gewartet, bis ungefähr dreißig Zentimeter Wasser auf den Decksplanken schwappten, dann hatte er den Bug in die Mitte des Sees gerichtet und den Gashebel für extreme Langsamfahrt behutsam nach vorn geschoben. Mit leisem Motorblubbern war das Boot im Schneetreiben verschwunden.
    Remi meinte schließlich: »Wir haben uns nicht gerade wie sanfte Touristen aufgeführt, oder?«
    »Keine Sorge«, sagte er mit einem Augenzwinkern. »Wir werden der Historischen Gesellschaft von Sankt Bartholomä eine anonyme Spende zukommen lassen. Davon können sie sich eine ganze Flotte Schnellboote kaufen.«
    Von der Anlegestelle folgten sie dem Kiesweg landeinwärts, etwa einen Kilometer weit, überquerten dann die Landbrücke zur Mündung des Obersees, wo sie ein anderes Bootshaus fanden, das dem in Sankt Bartholomä ganz ähnlich war. Dieses verfügte jedoch über einen angrenzenden Schutzraum zum Aufwärmen. Dort zogen sie sich bis auf die Unterwäsche aus, drapierten ihre nasse Kleidung über einigen Wandhaken und fanden dann eine Petroleumlampe, in deren Nähe sie es sich einigermaßen gemütlich machten, bis die Nacht hereinbrach und Sam im Holzofen ein kleines Feuer entfachte. Den Rest der Nacht verbrachten sie in Ofennähe, begannen dann gegen halb neun den Tag, schlüpften in ihre nunmehr trockenen Kleider und warteten auf die

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