Das Gold von Sparta
steinerne Säule – gewöhnlich aus Marmor –, in der Gestalt einer bekleideten griechischen Frau. Die bekanntesten sind die Karyatiden der Athener Akropolis.«
»Was für einen Test wollte er denn durchführen?«, fragte Sam.
»Das weiß ich nicht mehr. Er hatte einen Geologenhammer und einen Meißel und irgendein Säurebad … Ich habe es in meinem Bericht an den Vorstand vermerkt. Möglicherweise besitze ich noch eine Kopie. Ich schau gerade nach.«
Sie hörten Evelyn herumgehen, dann das Scharren eines Kartons und schließlich das Rascheln von Papier.
»Was sagte er denn, als du ihn erwischt hast?«, wollte Remi wissen.
»Dass er die Regeln missverstanden habe, was natürlich Unfug war. Ich hatte ihm die Regeln selbst genannt. Er hat gelogen, weigerte sich jedoch zu erklären, welche Absichten er verfolgte. Wir warfen ihn schließlich hinaus und informierten seine Abteilung in Edinburgh.«
»Keine Polizei?«
»Der Vorstand entschied sich dagegen. Zu seinem Glück. Die Griechen nehmen solche Dinge sehr ernst. Er wäre sicher im Gefängnis gelandet. Ich habe dann gehört, dass Edinburgh ihn gefeuert hat. Was danach mit ihm geschehen ist, weiß ich nicht. Hier ist der Bericht … sein Name war Bucklin. Thomas Bucklin.«
»Und was war mit diesem Säurebad?«, fragte Sam.
Das Rascheln von Papier drang aus dem Lautsprecher. »Das ist seltsam«, sagte Evelyn. »Den Teil hatte ich ganz vergessen. Er benutzte Salpetersäure.«
Remi fragte: »Warum ist das seltsam?«
»Weil das kein Standardtest für antike Objekte ist. Die Säure ist einfach zu stark und verursacht Schäden. Wir machen diesen Test nicht.«
»Und wer tut es?«
Jetzt kam die Antwort von Sam. »Metallurgen. Es ist ein Test zum Nachweis von Gold.«
Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten länger, dann unterbrachen sie die Verbindung. Sam klappte sein MacBook Air auf – eins der wenigen Objekte, die er in seinem Rucksack vom Königssee mitgenommen hatte – und loggte sich in die drahtlose Internetverbindung des Hotels ein. Für den Namen Thomas Bucklin wurden knapp zweitausend Treffer angezeigt. Er brauchte nur ein paar Minuten, um die Suche auf den richtigen einzuengen.
»Bucklin hat einige Aufsätze über Altertumskunde mit Schwerpunkt Persien und Griechenland geschrieben, aber keiner ist jünger als ein Jahr«, stellte Sam fest.
»Etwa um diese Zeit wurde er gefeuert«, sagte Remi und sah ihm über die Schulter. »Sind denn irgendwelche Texte verfügbar?«
»Sieht so aus, als seien sie alle bei JSTOR gespeichert.« JSTOR war ein Nonprofit-Online-Archiv für wissenschaftliche Arbeiten, deren Themenbandbreite von Archäologie über Geschichte bis hin zu Linguistik und Paläontologie reichte. Sam, Remi und Selma benutzten diese Site ständig. »Ich lasse Selma die Artikel herunterladen und an uns weiterleiten.« Sam schrieb eine kurze E-Mail und schickte sie ab. Selma antwortete eine halbe Minute später: Fünf Minuten.
Remi fragte: »Gibt es irgendeinen Hinweis darauf, was er gemacht hat, seit er Edinburgh verließ?«
»Nichts.«
Sams E-Mail-Box meldete sich. Selma hatte vierzehn Texte von Bucklin gefunden, die als pdf-Dateien angehängt waren. »Hier ist etwas Interessantes«, sagte Sam. »Selma schreibt, dass Bucklin in Edinburgh gerade ein Sabbatjahr eingelegt hatte, als er bei Evelyn auftauchte.«
»Demnach hat er auf eigene Rechnung gearbeitet«, erwiderte Remi. »Er war nicht im Auftrag der Universität dort. Wer zum Teufel ist dieser Bursche denn bloß?«
Sam hörte auf zu blättern und nahm die Finger von der Tastatur. Er beugte sich vor und starrte auf den Bildschirm. »Da hast du deine Antwort. Sieh mal.«
Remi schob den Kopf neben Sams. Zu einem von Bucklins Aufsätzen gehörte auch ein Foto des Autors. Es war klein, schwarz-weiß, aber die Glatze mit dem hellen Haarkranz und das schwarze Brillengestell waren unverkennbar.
Thomas Bucklin war der Mann im weißen Kittel, den sie in Bondaruks privatem Labor angetroffen hatten.
52
Bucklins Abhandlungen waren durchaus überzeugend, allerdings nicht allgemein anerkannt oder besonders gefragt. Den Informationen von JSTOR zufolge waren Sam und Remi erst die zweiten Interessenten, die diese Artikel seit ihrer Veröffentlichung erwarben. Leicht konnten sie sich denken, wer der andere Interessent gewesen war.
Sam sendete die Artikel auf sein iPhone und überließ Remi sein MacBook. Dann verbrachten sie drei Stunden damit, Bucklins Arbeiten zu lesen. Da sie sich hinsichtlich
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