Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
wir vielleicht wie ein fliegender Fisch schweben.«
    Und Kranzenberger antwortete ebenso witzig: »Schade. Wir könnten dann eine Menge Dieselöl sparen.«
    In ihren Kabinen lagen Anneliese, Julia, Pitz und sogar Funker Buchs auf den Betten und verdrehten die Augen, pendelten zwischen WC und Bett hin und her und hatten wie alle Seekranken das Gefühl, sterben zu müssen. Dr. Herbergh, der sich mit einem Antihistaminikum auf Ingwerbasis vollgepumpt hatte, ging von Kabine zu Kabine und spendete nutzlose Aufmunterung. Bei Dr. Starke hielt er sich länger auf. Dessen Kopfwunde verheilte gut, Herbergh hatte den Turban mit einem dicken Pflaster vertauscht, aber die Gehirnerschütterung war doch massiver, als er zuerst angenommen hatte. Beim ersten Gehversuch war Starke noch wie ein Betrunkener getaumelt. »Zurück ins Bett!« hatte Herbergh kommandiert. »Ihr Hirn ist doch zarter, als ich dachte.«
    »Ich war immer ein sensibler Mensch.« Starke hatte gelacht und sich wieder flach hingelegt. »Ich bedarf zur Gesundung eines harmlosen Stimulans.«
    »Und das wäre? Eine Frau?«
    »Aber Fred! Nicht doch! Ich denke an einen milden Whisky.«
    »Abgelehnt! Wenn ich Sie erwische, daß Sie heimlich saufen, Wilhelm, bekommen Sie von mir eins auf den Kopf. Dann liegen Sie bis Manila im Bett!«
    Dr. Starke starrte qualvoll zur Tür, als Herbergh jetzt hereinkam. Sein Gesicht unter dem großen Pflaster schimmerte grünlich.
    »Das ist das beste Heilwetter für eine Commotio«, sagte er wehleidig. »Fred, ich kotze mich weg. Beim Würgen kommt mir der Magen hoch bis zu den Mandeln.«
    »Das ist anatomisch unmöglich. Denken Sie an Ihr erstes Semester: Grundkenntnisse der Anatomie.«
    »Sie haben keine Last damit, was? Wie geht es denn den anderen?«
    »Genau wie Ihnen. Sie sterben langsam dahin. Sogar Stellinger hat sich Tabletten geholt.«
    »Und mir geben Sie keine!«
    »In diesem Stadium bewirken sie nichts mehr. Die muß man vorher einnehmen. Lieber Kollege von der Inneren, haben Sie alles vergessen? Kinetosen entstehen durch eine primäre Reizung des Vestibularapparates als Folge extremer Bewegungsenergie. Die drei Bogengänge, Sacculus und Utriculus geben Impulse an die vegetativen Stammhirnzentren und so wird man seekrank.«
    »Der Teufel hole Ihren Sarkasmus.«
    »Das hilft Ihnen auch nichts. Aber versuchen wir's mal.« Herbergh gab Dr. Starke zwei kleine Kapseln. »Wenn Sie sie wieder ausspucken, hat's gar keinen Sinn. Morgen wird es schon besser gehen, und in drei Tagen haben Sie sich daran gewöhnt.«
    »Drei Tage?!« Dr. Starke verdrehte die Augen. Er klammerte sich am Bett fest. Das Schiff schoß wieder in eines der tiefen Wellentäler. »Dann ist mein Hirn wie ein übles Mixgetränk.«
    Stellinger löste als dritter Mann Larsson und Büchler auf der Brücke ab. Jetzt hatte er Freiwache. Er hatte Mai getröstet, die würgend in seinem Bett lag und ihn umklammerte, als wolle sie eng umschlungen mit ihm untergehen, und nun besuchte er die Küche. Hans-Peter Winter stand an einem großen Edelstahlkessel und schnitt auf einem dicken Holzbrett kleine, grüne, höllisch scharfe Paprikaschoten in kleine Stücke. Ihn ließ die wilde See kalt, er hatte auf der MS Europa drei Jahre lang alle Meere befahren, kannte die Stürme vor Feuerland und trank, wenn es gar zu hart wurde, drei klare Schnäpse. Auf dieses Mittel schwor er, nur konnte er keinen davon überzeugen. Die es trotzdem versuchten, und dann an Winter dachten, bekamen Mordgedanken.
    »Was willst du?« knurrte Winter, als Stellinger in der Tür auftauchte.
    »Den Speisezettel studieren. Was gibt es heute mittag?«
    »Mexikanische Bohnensuppe.«
    »Bist du wahnsinnig?« Stellinger klammerte sich am Türrahmen fest. Das Schiff hob sich wie ein startendes Flugzeug. Winter hielt Topf und Brett fest.
    »So scharf, daß dir das Loch brennt.«
    »Bohnensuppe? Bei diesem Seegang?!« Stellinger duckte sich unwillkürlich. Ein riesiger Brecher schlug auf das Deck. »Zum Kotzen auch noch Blähungen.«
    »Ein guter Furz befreit. Wer hinten donnert, vergißt das Kotzen!«
    »Du elender Sadist!« brüllte Stellinger. »Laß dich bloß nicht blicken mit deinem Gebräu!«
    »Der Herr Oberbootsmann hat nicht die geringste Ahnung«, sagte Winter steif. »Bei Seekrankheit sind stark gewürzte Speisen das beste Gegenmittel. Aber wer sein Leben lang nur Labskaus frißt … Wie soll ein Banause wie du etwas von guter Küche verstehen? Raus! Sonst wird die Suppe sauer!«
    In der Nacht war der

Weitere Kostenlose Bücher