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Das Gottesmahl

Das Gottesmahl

Titel: Das Gottesmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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worden, als eine Rakete sein Topedoflugzeug
getroffen hat, und das gleiche gilt für seinen Funker und
Bordschützen, einen gewissen Carny Otis, der Unterleutnant
Collins spielte. Und vor vierzig Minuten haben wir einen Leichnam aus
dem Meer gefischt: David Pasquali, der Leutnant Gay spielte.
Verhielte es sich nicht so, Kapitän, daß Ihr Vater in
Kürze stirbt, sähe er einer Anklage wegen mehrfachen Mords
entgegen.«
    »Stirbt?« Anthony stützte sich auf eine
Raketenabschußanlage. Gütiger Gott, nein, der alte Lump durfte jetzt nicht den Löffel abgeben, auf keinen Fall,
bevor er seinem Sohn verzieh.
    »Verzeihen Sie meine Unverblümtheit«, bat
Carminati. »Ich habe einen schweren Vormittag hinter mir. Aber
ich kann Ihnen versichern, daß er keine Schmerzen leidet. Die Maracaibo hat mehr Morphium als Öl an Bord.«
    »Anthony… es tut mir schrecklich leid«, sagte
Cassie. »Diese Leute, die Oliver angeworben hat, sind
anscheinend nicht ganz richtig im Kopf. Nie im Leben hätte
ich’s für möglich gehalten, daß…« Die
Worte erstickten ihr in der Kehle.
    Der Kapitän kehrte sich zum Bug, warf den Rucksack über
die Schulter und schritt den Mittellaufsteg der Maracaibo entlang, überquerte ein Gewirr aus Ventilen und Rohren, das
sich nach allen Seiten wie entblößte Eingeweide
ausbreitete. Sobald er das Vordeck erreichte, suchte er sich einen
Weg durch die von der Sprengbombe angerichtete Verwüstung –
zerbeulte Luken, geborstenes Schanzkleid, Reste eines zerschmolzenen
Phalanz-Flakgeschützes – und klomm die Leiter zum
Ballasttank Nummer 3 hinab.
    Seit das Butanglas in die Soße geflossen war, hatte sich
Anthony oft gefragt, wie ihm wohl zumute sein mochte, wenn sein Alter
schließlich aus der Welt schied. Würde er sich beim
Anblick des Sterbenden ins Fäustchen lachen? Bei der Beerdigung
Ballons steigen lassen? Aufs Grab spucken? Doch er hätte sich
keine Sorge um sein Benehmen zu machen brauchen. Im gleichen Moment,
als er Christoph van Hornes zermalmte, eingeklemmte Gestalt sah,
durchflutete ihn spontanes Mitgefühl.
    Allem Anschein nach hatte die Druckwelle der Explosion seinen
Vater hinter der Phalanx-Flak fortgeschleudert und vom Vordeck neben
den Zugang zum Ballasttank geworfen. Da lag er nun mit zerfetzten
Parka, die Lider geschlossen, den Körper verklemmt hinter einer
weggesprengten Hoffritz-Ventilvorrichtung, dessen drei Meter lange
Stange sich voll durch die Butterworth-Tankreinigungsanlage gebohrt
hatte, und das große, runde Kurbelrad, das im Durchmesser einen
LKW-Reifen übertraf, drückte ihm unerbittlich auf die
Brust, lehnte ihn in einer grausamen Parodie aufs Sitzen an den
Steuerbord-Ladebaumpfosten. Glut hatte ihm beide Seiten des Gesichts
bis auf die schön geschwungenen Wangenknochen verbrannt. Sein
schaurig verdrehtes linkes Bein hätte einer abgelegten Puppe
gehören können, einer Marionette, deren Besitz aus
Gründen gestorben war, die nur die Engel kannten.
    Auf der Butterworthanlage stand Neil Weisinger, dem die Zähne
klapperten, während er aus einem kältegeschützten,
weil isolierten Fünfliterbehälter Frischwasser in eine
walzenförmigen, weiße Thermoskanne umfüllte, die
bedruckt war mit Werbung für den Film Indiana Jones und der
letzte Kreuzzug. »Guten Tag, Sir«, grüßte
der Vollmatrose und salutierte. »Unter Deck sind schon
ausgebildete Schweißer an der Arbeit, um die Stange zu
durchtrennen.«
    »Sie sind zweifacher Deserteur, Weisinger.« Anthony
streifte den Rucksack ab.
    »Ganz stimmt das nicht, Sir«, erwiderte der Vollmatrose,
klappte den Deckel auf die Thermoskanne, aus der ein zerkauter
Strohhalm ragte. »Ich bin nicht aus dem Bordknast geflohen,
sondern von Joe Spicer entführt worden.«
    »Wenn hier ’n Deserteur ist«, murmelte Christoph
van Horne, »muß er gekieltholt werden…«
    Anthony öffnete den Reißverschluß des Rucksacks,
entnahm die Flasche Burgunder und gab Weisinger durch einen Wink zu
verstehen, daß er ihm die Thermoskanne reichen sollte.
    »Gekielholt und erschossen…«
    »Diesen Luftpiraten hab ich tüchtig gezeigt, was
’ne Harke ist, wie?«
    »Sie ist ’n Kraftpaket wie Mutter und hat Susans
Schwung.«
    »Ich hab sie vom Himmel gefegt.«
    Anthony zog ihm den Strohhalm aus dem Mund. »Du sollst noch
was wissen. Diese unkartografierte Insel im Golf von Cádiz
habe ich nach dir benannt. Sie heißt Van-Horne-Insel.«
    »Ich habe die Dauntless zum Teufel geschickt.
Laß mich noch was Wein trinken, ja?«
    »Van-Horne-Insel«,

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