Das Gottschalk-Komplott
Heimkehr alles von Kindern kaputtgeschmissen vorzufinden, oder feststellen zu müssen, daß es geklaut worden ist, bloß weil die Polypen nicht hinter sich abgeschlossen haben, als man Sie in die Ginsberg-Klinik abtransportiert hat. Die Wohnung sieht wie neu aus.“
„Du verfluchter …!“ begann Berry und hob den Stuhl, als wolle er ihn nicht länger als Schild verwenden, sondern als Schlagwaffe. Aber Madison löste seine Hand, mit welcher er seine Schultertasche festhielt, lange genug vom Gurt, um mit dem Daumen hinüber zur Falltür zu deuten, die er so mühelos abgefangen und angehoben hatte, die ganzen hundert Kilogramm, und diese Gebärde sprach unmißverständlicher als Worte. Ganz langsam senkte Berry den Stuhl und stellte ihn auf den Fußboden.
Im Krebsgang setzte sich Berry, aus dessen Miene alles Blut gewichen war, zur Tür ab, wo Lyla verharrte wie ein marmornes Standbild. „Es ist prachtvoll“, sagte er versuchsweise, als er auf Armlänge kam, „zu sehen, daß es nicht wahr ist, du wärst in der Ginsberg-Klinik eingesperrt worden …“
In diesem Moment verlor sie die Beherrschung und schlug ihn ins Gesicht; die Ohrfeige knallte wie ein Pistolenschuß.
„Dreckige Hure!“ brüllte er auf, und seine Faust schoß auf die Spitze ihres Kinns zu – verfehlte sie jedoch, denn während sie noch unterwegs war, hatte Madison ihm einen zielsicheren Tritt ins Gesäß versetzt, ihn gepackt und gewaltsam an Lyla vorübergetragen, durch die Tür und hinaus in den Korridor, und nun sank er unter Gestöhne an der gegenüberliegenden Wand zusammen.
Sorgsam schloß Madison die Tür und wandte sich an Lyla. „Ist draußen irgend etwas, das Sie wieder hereingebracht haben möchten?“ wollte er erfahren.
„Lassen Sie’s“, erwiderte Lyla und seufzte. „Ich will nichts von … Ach, doch! Der Heinzelmann bedeutet zweitausend haben oder nicht haben. Ich kann das Risiko nicht eingehen, daß der Schweinehund mir Ärger aufhalst. Dieser Schweinehund! Und ich habe ihn für Dans Freund gehalten! Er muß mitgekriegt haben, daß Dan tot ist und ich in der Ginsberg-Klinik gelandet bin, und da dachte er wohl, er nutzt die Gelegenheit und zieht hier ein – er wohnt seit Monaten mit seinem Mädchen in einem Zimmer, und in dieser Bude hat’s wenigstens ’ne getrennte Küche, auch wenn’s sonst ziemlich eng ist … Was machen Sie da?“
Madison hatte den Kopf an die Tür gepreßt und lauschte. Im nächsten Moment riß er sie auf, eine Hand bereit, um genau richtig zuzupacken. Berry heulte auf, als Madison sein Handgelenk ergriff und auf bestimmte Nerven Druck ausübte, ihm dadurch die Finger spreizte. Ein Kontaktschlüssel klirrte auf den Fußboden. „Nett von Ihnen, den Schlüssel zurückzubringen“, sagte Madison ironisch. „Ich nehme an, Miß Clay wird ihn brauchen.“
Aber in der anderen Hand hielt Berry ein Messer, und dieser Bedrohung entledigte sich Madison ohne jede Ironie und ohne jegliche Verzögerung; die wuchtig nach seinem Bauch aufwärtsgestoßene Klinge prallte, von ihm abgewehrt, gegen die Panzerung der Metalltür, schabte mit einem Kratzgeräusch über die Fläche, bevor er sie buchstäblich im Handumdrehen Berrys Faust geschmeidig entwand und den Griff selber packte. Zum zweitenmal innerhalb weniger als einer Minute hielt Berry vor Unglauben Maulaffen feil. Für einen langen Moment standen sich die beiden von Angesicht zu Angesicht gegenüber; dann ließen die Nerven Berry im Stich, und er floh Hals über Kopf zu den Lifts.
Madison steckte das Messer in seine Schultertasche. „Zeigen Sie mir, was Sie wieder hier drin haben möchten, Miß Clay“, sagte er.
Sie stieß ein Lachen aus, während sie ihn anstarrte. Es klang reichlich mißlungen. „Sie haben keinen Witz gerissen, als Sie sagten, Sie wüßten auf sich achtzugeben, was?“ meinte sie. „Haben Sie all das beim Militär gelernt?“
„Ich hatte in der Ginsberg-Klinik nicht allzuviel zu tun.“ Er zuckte mit den Achseln. „Ich habe genug Zeit zum Nachdenken und Üben gefunden.“
„Aber … aber Sie sind ohne Schlüssel durch die Tür gegangen!“ beharrte Lyla. „Sie war abgeschlossen, oder?“
„Äh … Ja, sie war abgesperrt.“ Madisons dunkles Gesicht verriet keine inneren Regungen.
„Man kann normalerweise kein Kontaktschloß ohne den passenden Schlüssel öffnen! Ich meine, jedenfalls nicht, ohne sie aufzusprengen.“
Madison schwieg.
„Na schön, nehmen wir also an, Sie können’s. Sie haben’s ja eben getan.
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