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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Aber wie haben Sie das gemacht?“
    Schweigen.
    „Nun gut, Berufsgeheimnis, schätze ich. Dann antworten Sie mir wenigstens auf folgendes.“ Sie zögerte, einen Ausdruck des Lauschens im Gesicht, als höre sie in ihrem Innern ab, was sie zu sagen beabsichtigte, um voller Zweifel zu prüfen, ob es einen Sinn besaß. „Hat man in der Ginsberg-Klinik Kontaktschlösser?“
    Madison nickte.
    „Und Sie hätten sie öffnen können, wann immer Sie wollten? Und einfach gehen können?“
    „Ich glaube, ja.“
    „Ja, zum Teufel, und warum haben Sie’s dann nicht getan?“ Ihre Stimme drohte unterm Druck gefährlich naher Hysterie zu brechen.
    „Es war mir nicht erlaubt, Miss Gay“, gab Madison Auskunft. „Nicht ohne Bescheinigung, daß ich ordnungsgemäß entlassen worden bin und für die nächsten zwölf Monate einen Vormund habe, der für mich bürgt, müssen Sie wissen.“
    Lyla tastete nach einem Stuhl, ohne hinzuschauen, und ließ sich mit sehr umständlicher Vorsicht darauf nieder. „Ist das Ihr Ernst? Ja, natürlich – Sie machen auf mich den Eindruck, als könnten Sie überhaupt nicht anders als ernsthaft sein.“
    Erneutes Schweigen.
    „Tja … Tja, auf jeden Fall vielen Dank. Ich weiß nicht, was geworden wäre, hätte ich allein vor der Tür gestanden und der Scheißkerl Berry wäre nicht hier gewesen. Ich meine, ich hätte die Tür verschlossen vorgefunden, niemanden angetroffen, und ich wäre natürlich zuerst zu ihm gegangen, weil ich dachte, er sei Dans bester Freund.“ Sie stützte den Kopf in ihre Hände und schaukelte mit dem Oberkörper hin und her. „Haben Sie irgendwelche Freunde, Harry? Darf ich Sie Harry nennen? Ich mag es nicht, die Leute laufend mit Mister, Missis und Miss anzureden.“
    „Sicherlich, Sie können mich nennen, wie Sie wollen“, antwortete Madison, indem er nach draußen spähte, um sich davon zu überzeugen, daß niemand im Korridor war. Dann begann er die Gegenstände, die Berry vor die Tür gestellt hatte, mit schwungvoller Tatkraft wieder in die Wohnung zu schaffen. „Möchten Sie, daß ich dies Ding reinige und repariere?“ fragte er nach, als er umsichtig das Bett durch die Tür bugsierte. „Sie legen bestimmt keinen Wert darauf, bei ihm wegen des Betts, das er gebracht hat, in der Schuld zu stehen, oder?“
    „Nein.“ Lyla hob den Kopf. „Nein, werfen Sie alles hinaus, was er angeschleppt hat.“
    „Sie müssen mir bloß sagen, was Ihnen und was ihm gehört“, forderte Madison sie auf und stellte das Bett gegen die nächstbeste Wand.
    Er bewältigte die Arbeit innerhalb von zwanzig Minuten, sperrte die Tür ab, versetzte die Falltür wieder in Bereitschaft – für den Fall, daß Berry mit Verstärkung zurückkam –, wusch das Bett gründlich mit warmem Wasser (ausnahmsweise floß es einmal reichlich, und zu den Besitztümern Berrys, die sich zuletzt nicht wieder im Korridor befanden, zählte ein Reinigungsmittel) und reparierte den Schlitz im Polster mit Klebeband aus seiner Tasche. Sie glich, fand Lyla, während sie ihm bei seiner Tätigkeit mit innerer Gelöstheit zuschaute, dem Sack des Weihnachtsmanns; sie empfand es als glaubhaft, daß man, wenn man sie zu irgendeinem beliebigen Zeitpunkt öffnete und den Inhalt in Augenschein nahm, nur fände, was man halt erwarten konnte, Kleidungsstücke, Toilettenartikel, vielleicht ein paar Bücher oder Andenken, aber daß Madison, sobald er selber hineinlangte, was auch das Problem sein mochte, den geeigneten Gegenstand zum Vorschein bringen würde, um es zu beheben …
    Ausprobiert und wiederaufgeblasen stand das Bett schließlich erneut an seinem Platz, das Heinzelmännchen desgleichen in seiner Nische, und ebenso war alles andere wie zuvor. Madison schwang die Tasche von neuem auf die Schulter und wandte sich zur Tür.
    „Hat mich gefreut, daß ich Ihnen behilflich sein konnte, Miss Clay“, sagte er. „Schätze, ich ziehe nun los und suche das Hotel.“
    „Nein, halt!“ Lyla sprang auf. „Bitte gehen Sie nicht. Ich …“ Sie war drauf und dran gewesen, ihn am Arm zu fassen, unterbrach die Geste jedoch inmitten der Bewegung. Manche Niebs reagierten empfindlich, wenn Blanks sie ohne Erlaubnis berührten, und sie fürchtete sich vor diesem Mann, der Türen ohne Sprengstoff öffnen und unter eine Falltür treten und sie mit einer Hand abfangen konnte. Um ihren mit knapper Not verhinderten fauxpas zu übertünchen, fing sie ebenso schnell wie wirr zu reden an.
    „Sehen Sie mal, wie ich schon erwähnt

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