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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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gezogen war, doch dann dürfte es zu spät sein.
    „Fertig? Dann weiter", sagte der Anführer, als die beiden Späher zurückkehrten. „Ab jetzt kein Wort!"
    Im Schritt ging es durch schmale Täler. Von den Kuppen aus hätten sie Ocilis sehen können. Für Reiter aber war ein solcher Weg unmöglich - denn dort würde man sie entdecken.
    Ohne ein Kommando stiegen die Krieger ab, und ein Verletzter blieb zurück, um die Pferde zu bewachen. Alle anderen schlichen den hellen Punkten entgegen. Sie wußten, dort brannten Fackeln. Die Wachtürme von Ocilis waren jetzt zwei Pfeilschüsse entfernt. Weit über tausend Krieger lagerten im Mauerring. Kein Arevake wußte einen Plan, diese Festung einzunehmen. Aber angreifen konnte man sie!
    In einer ausgewaschenen Rinne begann Megaravik Feuer zu schlagen. Der Wind störte sehr, doch dank langer Übung brannte das schwammige Holz bald mit kleiner Flamme. Von der Stadt aus war das keinesfalls zu sehen. Ebensowenig würden die Posten bemerken, wie nun ein Angreifer nach dem anderen ähnliche Holzstückchen entzündete. Hastig nahmen die Arevaken ihre Positionen ein. Sie verbargen sich hinter größeren Steinen oder in Felsnischen und legten die Brandgeschosse mit den Spitzen auf das glimmende Hölzchen. Die präparierten Pfeile fingen rasch Feuer.
    Es bedurfte keiner Befehle. Der erste helle Punkt schwirrte durch die Nacht, eine Schar folgte ihm. Die Römer bemerkten davon nichts. Sie gaben Alarm, als Flammen auf den Hausdächern aufzuckten. Pfiffe schrillten, Hörner schallten. In der Garnison herrschte ein schreckliches Durcheinander. Niemand begriff, was eigentlich geschah.
    Von irgendwoher flogen brennende Pfeile und setzten Türme und Häuser in Brand. Der trockene iberische Winter kam den Plänen der Angreifer entgegen. Die ausgedörrten Balken und das Stroh standen bald in hellen Flammen.
    Die Verwirrung wuchs. Nervöse Legionäre machten sich ans Löschen und schütteten Wasser über die Glut. Andere schossen aufs Geratewohl Pfeile in die Nacht.
    Den Arevaken boten sich zahlreiche Ziele. Ein zweiter Hagel schwirrte zu den Mauern, diesmal auf jene, die sich unvorsichtig zeigten. Bewaffnete stürzten, tot oder verwundet. Andere schrien Alarm, als wenn die Garnison noch schlafe.
    Vorsichtig schlichen die Iberer zurück, denn je mehr sich das Feuer ausbreitete, desto heller wurde es. Gute Schützen würden sie nun sehen können.
    „Ist jemand verletzt?" fragte Keri bei den Pferden.
    „Hat nicht viel gefehlt", murrte Megaravik. „Der Pfeil da zerriß mir den Mantel. Ein Fingerbreit weiter, und es wäre aus gewesen!"
    „Bedanke dich bei den Geistern oder bei Netos, wenn wir zurück sind. - Jedenfalls werden die römischen Hunde heute Nacht nicht schlafen!"
    „Wir auch nicht", erwiderte Megaravik. „Ein Glück, daß es morgen oder übermorgen vorbei ist. Ich bin rechtschaffen müde."
    Die Flammen auf den Dächern von Ocilis loderten noch, als die Streifschar längst zwischen den öden, verunkrauteten Hängen verschwunden war. Lange dauerte es, bis die verstörten Römer erkannten, daß kein iberisches Heer bereitstand, die Stadt zu stürmen. Die Verständigen unter den Legionären wußten indes: Unmöglich wäre das in dieser Nacht nicht gewesen.

II
In Malega
    Titus war umgeben von einem Nebel wie Wolken und Rauch zugleich. Er vermochte die Augen nicht zu öffnen und fühlte sich so erbärmlich, daß er nicht einmal den Kopf bewegte.
    Bei Jupiter! Wenigstens waren die Hitze und die furchtbaren Alpträume der letzten Nacht nicht wiedergekehrt. Jetzt war es Tag; er war davon überzeugt, ohne daß sich die trägen Lider öffneten. Doch diese Schwäche - er schwitzte vor Erschöpfung, lange ehe er ein Glied regte:
    Leise Schritte ließen ihn aufmerken, jemand näherte sich seinem Lager. Dann entfernten sie sich wieder. Bis auf das leise Rascheln von Stoff hörte er nichts. Irgendwo, erinnerte sich Titus, hatte er einmal gehört, daß die Sinne nach einer überstandenen Krankheit besonders empfindlich reagierten. Ach ja, der griechische Hauslehrer...
    Stimmen unterhielten sich leise und offenbar weit entfernt. Er verstand höchstens jedes fünfte Wort - Iberisch. Er befand sich also wirklich bei den Arevaken!
    „Er schläft. Das ist gut."
    Woher kannte er die Stimme? Titus raffte seine Kräfte zusammen und öffnete die Augen. Im Zimmer war es mäßig hell, durch das Fenster fiel etwas Nachmittagssonne, auch das Herdfeuer spendete ein wenig Licht.
    „Du bist wach", sagte

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