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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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mir dies und das erzählten."
    Im Gesicht des Oberpriesters breitete sich Erschrecken aus. Bei dem Wort „Lutia" war sein herausforderndes Lächeln zur Grimasse erstarrt.
    „Du hast recht, Sagil, es gibt einen Verräter in den iberischen Reihen, sogar im Obersten Bundesrat. Er heißt Ambon und ging meinen Freunden in die Falle. Sie faßten ihn, als er einem römischen Spion Zeichnungen unserer Befestigungswerke übergab. Es scheint, er hat sie angefertigt, als er zur Tagung des Rats kam. - Nun sind die Lutier mißtrauische Leute und wollen erfahren, ob weitere Iberer mit im Bunde sind. Sterben oder reden, diese Wahl hat Ambon. Er wird sprechen, darauf gebe ich dir mein Wort. Sobald wir die anderen Namen wissen, wird der Ältestenrat die Urteile fällen. Du weißt, Verrat ist todeswürdig. Ist dir unwohl, Sagil?"
    In der Tat war dem Oberpriester der Schweiß ausgebrochen. Unsicher fingerte er am Halsausschnitt seines Gewandes. „Einen Augenblick nur, mir ist schwindlig. Die Luft! Aber ich werde dir sogleich die gebührende Antwort geben, du kriecherischer Hund!"
    Sagil taumelte durch die Tür. Eine Zeitlang war nichts zu hören. Dann klangen entsetzte Rufe auf. Schritte hasteten durch die Gänge und über den kleinen Innenhof unmittelbar neben dem Gemach. Auch Litennon eilte hinaus.
    Erschöpfung nötigte Eladu, die Augen zu schließen und sich zu entspannen. Fast wäre er in Halbschlaf gesunken. Doch da kehrte Litennon zurück. Avaros, der seit dem Überfall auf Minendo einen breiten Verband trug, und Sira begleiteten ihn.
    Müde fragte Eladu: „Ist er tot?"
    „Eladu! Was ist mit dir? Seid ihr alle verrückt geworden? Der oberste Diener der Gottheit nimmt sich soeben mit Gift das Leben; und du hast weiter nichts zu tun, als zu fragen: ,Ist er tot?', als hättest du das vorher gewußt!"
    „Wollt ihr die Wahrheit hören? Sie ist häßlich. - Du warst selbst zugegen, Litennon, als ich von Ambons Verrat sprach", erwiderte Eladu. „Sagil tötete sich, um der Strafe zuvorzukommen. Schließlich weiß er, wie diese aussieht."
    „Ja, natürlich, wir hängen Verräter an den Füßen auf, bis sie tot sind", erläuterte Avaros überflüssigerweise. Doch dann wurde er nachdenklich. „Lebte er, könnten wir durch ihn seine Mitverschworenen kennenlernen", wandte er ein.
    „Nein. Ich sage dir auch den Grund. Zwar weiß ich um seine Schuld, habe aber keine Beweise gegen ihn. Was könnte man vorbringen? Daß er sich nach den Namen derer erkundigte, die mir in Tarraco Unterschlupf gewähren? Verdächtig, aber kein Indiz. Oder die Sache mit den Befestigungsanlagen. Daß sie von ihm gezeichnet wurden, ist mir klar. Meine Freunde hörten, wie Ambon den Römern davon erzählte... Doch auch dieses Argument hielte vor den Ältesten nicht stand - ohne Ambon als Zeugen."
    „Aber du hast doch selbst gesagt...?"
    Eladu zuckte die Schultern. „Was sollte ich anders tun, damit ihm der Boden unter den Füßen heiß wurde? Es ist auch alles wahr, nur ich will Ambon noch nicht die Maske vom Gesicht reißen... Hätte Sagil das gewußt, wäre er noch am Leben."
    „Ambon wurde also nicht überrascht?" fragte Litennon.
    „Aber nein, Schwiegervater! Nichts dergleichen durfte geschehen. Nun halten die Römer ihn für gerissen, weil er verschont blieb; sie werden ihm eine bedeutende Rolle zuweisen. Wir aber brauchen nur zuzufassen und lernen weitere Spione kennen."
    „Darum also hast du nichts dagegen getan, als Sagil den Freitod wählte..." Litennon schwieg bedrückt. Die Lage mißfiel ihm. „Nehmen wir an, du hast recht gehandelt. Was aber werden die Ältesten sagen?" gab er dann zu bedenken. „Können sie dir nicht vorwerfen, den Ersten Priester der Gottheit gemordet zu haben? Da du ja Ambon vorerst unerwähnt lassen willst..."
    „Viele standen auf dem Hof und sahen, wie Sagil ungedrängt zum Gift griff. Der Narr dachte, ich würde ihn hier hindern! - Dennoch wird mancher dich fragen, Schwiegervater. Sage, du könntest dir absolut nicht erklären, was mit Sagil geschah. Erzähle den Neugierigen, ihr hättet von der Vorbereitung zur nächsten Sonnwendfeier gesprochen. Unvermittelt sei er hinausgegangen und nicht zurückgekehrt.”
    „Weshalb so umständlich?"
    „Ich will seine Mittäter in Sicherheit wiegen, Avaros. Leider kenne ich ihre Namen noch nicht. Sobald sie mir zu Ohren kommen..." Er beendete den Satz mit einer eindeutigen Geste.
    Wieder breitete sich das drückende Schweigen aus. Litennon schien schlagartig gealtert. Müde

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