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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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Oft genug hatte der ältliche
Krieger gegen Legionäre gefochten. Er kannte ihre Geschicklichkeit, ihre große Übung. Zwar waren die wenigsten Römer ausgezeichnete Kämpfer, niemand aber war ein ausgesprochen miserabler. Das machte die Front einer Centuria so undurchdringlich.
    Auf einem Stein saß ein dritter Halbwüchsiger und wartete darauf, auch seine Fähigkeiten zu beweisen. Er rekapitulierte, worauf es dem geehrten Lehrer ankam: Die Falcata stets oben haben, sich nie auf den Schild verlassen, immer in Bewegung bleiben, den Gegner nervös machen! Leicht gesagt, schwer getan. Wenigstens weiß ich jetzt, warum wir so lange auf und ab hüpfen mußten, bis uns die Beine schmerzten. Gleichzeitig springen und fechten ist sicher enorm schwierig. Wie die Römer das bloß lernen?
    „Hört zu!" Der Krieger winkte die drei Burschen zu sich. „Ihr habt schon viele erbeutete Legionärsschwerter gesehen. Sie sind ungefähr so lang wie die unsrigen, aber etwas anders geformt. Das kann sehr von Nutzen sein - falls im Kampf eure Waffe zerbricht, kommt ihr mit der eines toten Feindes zurecht."
    „Aber... die Römer warten doch nicht, bis wir eine Klinge aufgehoben haben, oder?"
    „Natürlich nicht. Zur Not geht's mit dem Schild. Verteidigt euch mit ihm und seid flink. Etwas anderes gibt es sowieso nicht.”
    „Und die Legionäre? Sind die etwa langsam?"
    „Oft", berichtete der Kriegserfahrene. „Ihre schwere Rüstung behindert sie. Auch sollen sie die Linie ihrer Schar nicht verlassen. Langsam und gründlich, heißt es bei ihnen. Sie sind eben ein bißchen schlafmützig."
    Die verlegenen Gesichter der Burschen ließen ihn aufmerken. Hastig drehte er sich um und sah den gefangenen Römer hinter sich stehen. Die leisen Schritte waren ihm im Eifer des Erklärens entgangen. Und jetzt entsann er sich auch, der Centurio verstand jedes Wort. Zu dumm!
    „Eh... Ich meine... Ich wollte sagen, daß meist..."
    „Ich weiß, was du sagen wolltest." Titus runzelte die Stirn. Er wandte sich Rega zu, die stumm die Szene beobachtete. „Schade, daß ich so bald keine Gelegenheit haben werde, ihm die Wahrheit zu beweisen. Denn gegen einen geübten Fechter nützt dir deine Schnelligkeit wenig."
    Der Iberer zog den Kopf zwischen die Schultern. „Nimm dir doch eins von den Holzschwertern, Römer. Es wird sich erweisen, wer der bessere Kämpfer ist."
    „Vor zwei Tagen erst ist er vom Krankenbett aufgestanden", protestierte Rega. „Es geht nicht."
    „Es geht sehr wohl", fauchte Titus, der sich keinesfalls als krank und gebrechlich hinstellen lassen wollte. Schlimm genug, daß man ihn gefangen hatte. Hier bot sich die Gelegenheit, den Arevaken zu zeigen, was er wirklich konnte und daß der Überfall am Durius nur durch die Hinterlist der Arevaken erfolgreich gewesen war.
    Die Burschen schauten ihren Lehrmeister an; und als der ihnen zunickte, warf einer mit einer geschickten Bewegung seine Übungswaffe dem Römer zu. Titus fing sie, hieb ein paarmal in die Luft, um zu prüfen, wie er mit ihr zurechtkam, und stellte sich in Positur.
    Rega zog sich kopfschüttelnd bis zur Hofbegrenzung zurück. Offenbar war der römische Charakter ebenso uneinsichtig wie der iberische - Titus mußte sich schonen. Tief in ihr aber regte sich die Hoffnung, der Centurio möge nicht nur planen, sondern auch kämpfen können. Unverzüglich unterdrückte sie diesen Gedanken.
    „Komm schon!" lockte der Fechtlehrer. Alsbald wechselten sie Hiebe und Stiche. Was der Arevake ihm an Wendigkeit und flinken Bewegungen voraushatte, glich Flaccus durch größere Routine aus. Kaum rührte er sich vom Fleck, was nach iberischer Ansicht ein Zeichen für Trägheit war; doch die Sicherheit, mit der er jede Attacke parierte, ließ die Achtung bei den Zuschauern steigen.
    Irgendwie hatten die Burgbewohner erfahren, welch interessantes Duell auf dem kleinen Hof stattfand. Die Zahl der Beobachter nahm rasch zu. Das wieder verdroß Rega, denn sie entdeckte auch ihren Vater unter den Zuschauern. Er würde sie für eine schlechte Krankenpflegerin halten.
    Der Iberer wurde unruhig, weil selbst seine geschicktesten Vorstöße wirkungslos abprallten. Dabei hielt er sich für einen der besten Fechter Malegas. Er ertappte sich bei Unvorsichtigkeiten und schalt sich einen Narren. Hatte nicht gerade er den Burschen beigebracht, keinesfalls überstürzt anzugreifen?
    Eine Finte des Centurios wurde geschickt pariert. Dann aber erfolgte unerwartet - eigentlich nur aus dem Handgelenk, völlig

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