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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Zweitens.« Lauter. » Finde einen Ausgang.»
    »Drittens.« Ein Bellen wie auf dem Kasernenhof . »Fliehe.«
    Ich fing an, mit den Handrücken schnell über die Innensäume meiner Jeans zu reiben, und sagte mir im Geist das Mantra vor.
    Befreien. Finden. Fliehen. Befreien. Finden. Fliehen. Befreien. Finden. Fliehen.
    Die hektische Bewegung scheuerte seitlich am Ellbogen, aber die Reibung brachte mir Wärme in die Finger. Langsam und schmerzhaft kam das Gefühl zurück.
    Mit kribbelnden Nerven rutschte ich nach vorne und tastete mit den gefesselten Händen die Wand ab, suchte nach einem Nagel, einem kaputten Rohr, irgendetwas, womit ich das Seil von meinen Handgelenken säbeln könnte.
    Nichts.
    Methodisch rutschte ich Stück für Stück weiter, suchte erst unten und richtete mich dann so weit auf, wie meine Fesseln es erlaubten. Mein Gefängnis war länger, als ich es mir vorgestellt hatte. Ein kleiner 'Trost.
    Weniger tröstlich war die 7àtsache, dass die Wand frustrierend glatt war.
    Ich hatte etwa zweieinhalb Meter zurückgelegt, als meine Finger einen schlecht eingepassten Ziegel ertasteten, der in knapp einem halben Meter Höhe aus der Wand herausragte. Die äußeren Kanten des Ziegels fühlten sich vielversprechend scharf an.
    Ich richtete mich zu einer geduckten, halb sitzenden Position auf und drückte auf die Oberseite des Ziegels. Der Mörtel hielt.
    »Rühren, Soldat!«
    Allmächtiger. Ich redete mit einem Ziegel.
    Indem ich mich wieder auf die Seite legte und die Knie an die Brust zog, erhielt ich genug Bewegungsfreiheit in meinen Fesseln, damit ich meine Handgelenke an die Kante des Ziegels legen konnte. Ich fing fiebrig an zu reiben.
    Doch schon bald sank ich zurück, meine Arme kreischten, in meinem Kopf drehte sich alles.
    Bei diesem Tempo würde ich mich erschöpfen, ohne viel zu erreichen.
    Neue Strategie. Reiben. Rasten. Wiederholen.
    Und genau das tat ich und sagte es mir dabei im Geiste wieder als Mantra vor.
    Reiben. Rasten. Wiederholen. Reiben. Rasten. Wiederholen. Reiben. Rasten. Wiederholen.
    In den Ruhepausen verarbeitete mein Neokortex die Daten, die ihn erreichten. Der Input war allerdings dürftig. Kalt. Dunkel. Frisch auf gescheuerte Haut an Knöcheln und Händen. Ein schwacher und doch merkwürdig vertrauter Geruch.
    Allein und voller Angst lag ich da und horchte auf das Geräusch einer Stimme, eines Schrittes, eines sich drehenden Schlüssels. Doch ich hörte nur meinen eigenen, schweren Atem und mein hämmerndes Herz.
    Erschöpft schlief ich immer wieder ein.
    Beim Aufwachen schaute ich auf die Position der leuchtenden Zeiger. Und überlegte. Waren Stunden vergangen? Minuten? Ich hatte kein Zeitgefühl mehr.
    Dann fing ich mit steifen und zittrigen Armen wieder an zu säbeln.
    Jede Bewegung war eine Qual.
    Reiben. Rasten. Wiederholen. Reiben. Rasten. Wiederholen. Reiben. Rasten. Wiederholen.
    Zweihundert A1al. Vier. Sechs. Zehntausend.
    Nach jedem Zyklus zerrte ich prüfend an meinen Fesseln. Schließlich glaubte ich, ein gewisses Nachgeben zu spüren.
    Ich drückte meine Handgelenke mit so viel Kraft nach außen, wie meine geschundenen Muskeln noch aufbrachten.
    Noch einmal.
    Und noch einmal.
    Beim sechsten Versuch spürte ich ein Gleiten, dann rutschte meine linke Handfläche an der rechten nach unten. Oder hatte ich mir das nur eingebildet?
    »Reißt!«, schrie ich in die Dunkelheit.
    Ich drückte und drehte, drückte und drehte. »Reißt, ihr Mistkerle !«
    Tränen strömten mir über die Wangen, während meine Hände hektisch arbeiteten.
    »Reißt!« Ich schmeckte Salz auf meinen zitternden Lippen. »Reißt!« Immer und immer wieder drückte ich die Arme auseinander. Nach einer Ewigkeit gaben einige ausgefranste Stränge nach.
    Die Fessel lockerte sich. Ich schaffte es, meine linke Hand herauszuziehen.
    Ich fummelte an der Rechten herum, bis sie ebenfalls frei war. Setzte mich auf Schüttelte beide Hände. Blut rauschte wie Feuer in meine abgedrückten Giféif3e.
    Ich strich mit den Fingern über die Fußgelenke, tastete die Fesseln ab. Als ich den Knoten gefunden hatte, riss ich verzweifelt daran.
    Es war sinnlos. Meine Finger funktionierten kaum, und die Knoten waren steinhart.
    Wieder drohten Tränen. Wieder verbannte ich sie.
    »Beweg dich!« Meine Kasernenhofstimme dröhnte.
    Ich drehte mich auf den Bauch und robbte durch die Dunkelheit, indem ich mit den Ellbogen schaufelte und mit den Beinen schob. Als das zu schmerzhaft wurde, setzte ich mich auf den Hintern und schob

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