Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
von gestern an. Im Bad gestattete ich mir dreißig Sekunden Zahnpflege, spritzte mir Wasser ins Gesicht, fasste die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und stürzte aus dem Haus.

25
    Die Personalbesprechung hatte ich um zwei Stunden verpasst. Auf der Anschlagtafel stand neben Morins Namen témoignage. Gutachteraussage. Ich fragte mich, ob es derselbe Fall war, zu dem Ryan vorgeladen worden war.
    Als ich den Gang entlangspurtete, fiel mein Blick nach rechts.
    Natatlie Ayers' Tür stand einen Spalt offen. Sie saß an ihrem Schreibtisch.
    Meine erste Reaktion war Überraschung. Normalerweise waren die Pathologen um diese Zeit unten.
    Es dauerte einen Augenblick, bis mir die Details bewusst wurden.
    Ayers saß da, die Ellbogen auf dem Tisch, die Schultern vorgeschoben, den Kopf zwischen den Händen. Benutzte Tempos bedeckten die Schreibunterlage.
    Ich machte kehrt und schob behutsam die Tür auf. »Natalie?«
    Ayers riss den Kopf hoch.
    Ich schaute in Augen, die rot und geschwollen waren. »Ist was passiert?«
    Ayers schüttelte den Kopf, versuchte ein Lächeln. Nur ein schwacher Versuch.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    Die verweinten Augen wanderten über meine Schultern in Richtung Gang.
    Ohne auf eine Antwort zu warten, schloss ich die Tür, nahm mir einen Stuhl, setzte mich und schaute sie an. Botschaft: Ich bleibe hier, bis du anfingst zu reden.
    Ayers atmete bebend ein. Zog ein sauberes Taschentuch aus dem Spender. Lehnte sich zurück.
    »Ich habe bei Keiser Mist gebaut.«
    Ich wedelte mit den Fingern. Erzähl.
    »Die arme Frau wurde erschossen.« Ayers' Lidschatten war überall, ihr Gesicht sah aus wie eine feucht gewordene Tuschezeichnung.
    »Erzählen Sie.«
    »Ich habe mir die Röntgenaufnahmen angesehen, nach Eintritts- und Austrittswunden und Metallfragmenten gesucht. Sie wissen ja, wie das läuft. Es gab keinen einzigen Hinweis auf eine Schusswunde. Nada. «
    Ich nickte.
    »Anscheinend ist sie gerade aufgestanden, oder sie hat sich vorgebeugt, um sich zu schützen. Die Kugel war ein kleines Kaliber, drang an der Schulter ein, bewegte sich parallel zum Aufrichtmuskel und trat wieder aus, ohne einen Knochen oder ein Organ zu beschädigen. Ich habe so etwas noch nie gesehen.«
    »Sie haben den Schusskanal gefunden, indem Sie Querschnitte gemacht haben?«
    »Ich habe gar nichts gefunden.« Ayers schluckte. »Unser Wondergirl ist darauf gestoßen.«
    »Briel?«
    Ayers nickte, und Tränen lösten sich von ihren unteren Lidern. Sie betupfte sich mit dem zusammengeknüllten Taschentuch die Wangen.
    »Wann?«
    »Bei ihrer Pyjamaparty-Autopsiesitzung gestern Abend.«
    »Sie haben ihr erlaubt, Keiser zu untersuchen?«
    Ayers nickte. »Ich dachte mir, warum nicht? Sie ist ehrgeizig, will lernen.«
    »Hat Briel Ihnen ihre Entdeckung gemeldet?«
    »Würde das ihre kostbare Karriere voranbringen?«
    »Sie ging direkt zu Hubert?«
    »Was denken Sie denn?«
    Ich dachte, dass sie es wahrscheinlich getan hatte.
    »Und jetzt hören Sie sich das an. Hubert hat ihr die Erlaubnis gegeben, mit der Presse zu sprechen.«
    »Wann?«
    »Heute Abend.« Sie nannte mir den Titel der Sendung. Ich hatte schon davon gehört, sie aber noch nie gesehen. »Dürfte ein ziemlicher Reißer werden. Wahrscheinlich verkaufen sie gleich die Filmrechte.«
    »Wie erfuhren die Medien überhaupt, dass Keiser gefunden wurde?«
    Ayers zuckte die Achseln und schnäuzte sich heftig. »Warum gestattet Hubert Briel, vor die Mikros zu treten?« Ayers wedelte mit der freien Hand. »Sie waren nicht da. Sie verstehen das nicht. Die Keiser- und Villejoin-Ermittlungen kommen nicht voran. Die Polizei und der Coroner müssen Prügel einstecken. Dass Keiser gefunden wurde, lässt alle so aussehen, als hätten sie schwer gearbeitet.«
    »Verdammter Mist«, sagte ich.
    »Verdammte Miss Messer-in-den-Rücken.«
    Kurz darauf in meinem Büro saß ich bewegungslos da, und winzige Flügel flatterten durch meinen Schädel. Ein Bauchgefühl rang um meine Aufmerksamkeit. Warum? Was für ein Wort oder was für ein Name hatte dieses Gefühl ausgelöst?
    Briel? Keiser? Hubert? Medien? Schusswunde?
    So sehr ich mich auch bemühte, der Mottenschwarm einer Ahnung weigerte sich, zu einem bewussten Gedanken zu werden.
    Ich schwang noch immer mentale Netze, als das Telefon schrillte.
    Ryan kam sofort zur Sache.
    »Willst du O’Keefe kennenlernen?« Ich war völlig baff.
    »Erde an Brennan. Red O'Keefe. Florian Grelliers Barkumpel?«
    »Ihr habt ihn?«
    »Der Herr erwartet unsere

Weitere Kostenlose Bücher