Das Grauen im Museum
bon voyage!
18. Juni — Heute kamen meine Tsetsefliegen von Joost. Die Käfige für die Züchtungsversuche sind schon lange fertig, und ich bin jetzt dabei, meine Auswahl zu treffen. Habe vor, den Lebenszyklus mit Ultraviolettstrahlen zu beschleunigen. Die Apparatur dafür besitze ich glücklicherweise schon. Natürlich sage ich niemandem, was ich tue. Die Unwissenheit der wenigen Leute hier erleichtert es mir, meine Ziele geheimzuhalten und so zu tun, als ob ich nur aus medizinischen Gründen bestehende
Arten untersuchte.
19.Juni Die Kreuzung ist fruchtbar! Gute Eiablage letzten Mittwoch, und jetzt habe ich schon hervorragende Larven. Falls die reifen Insekten genauso seltsam aussehen wie diese, brauche ich nichts weiter zu tun. Ich bereite für die verschiedenen Exemplare eigene numerierte Käfige vor.
7. Juli Die neuen Kreuzungen sind geschlüpft! Tarnung hervorragend, was den Rumpf betrifft, aber der Glanz der Flügel läßt immer noch an Glossina
palpaltsdenken. Der Thorax erinnert entfernt an die Streifen der Tsetsefliege. Leichte Abwandlungen bei den Individuen. Füttere alle mit verseuchtem Krokodilfleisch, und wenn sich die Infektiosität entwickelt hat, werde ich die Fliegen an ein paar Schwarzen ausprobieren — natürlich so, daß es wie zufällig wirkt. Es gibt hier so viele leicht giftige Fliegen, daß man so etwas ohne weiteres tun kann, ohne Verdacht zu erregen. Ich werde eine der Fliegen in meinem dicht mit Fliegendraht
abgesicherten Speisezimmer freilassen, wenn Batta, mein Boy, mir das Frühstück bringt, und mich selber vorsehen. Wenn sie ihre Arbeit getan hat, werde ich sie einfangen oder erschlagen, was bei der Dummheit dieser Tiere kein Kunststück sein dürfte oder sie mit Chlorgas vergiften. Falls es das erstemal nicht klappt, werde ich es so oft probieren, bis ich Erfolg habe. Natürlich halte ich das Tryparsamid bereit, für den Fall, daß ich selber gestochen werde aber ich werde aufpassen, daß das nicht passiert, denn ein absolut sicheres Mittel gibt es nicht.
10. Aug. Infektiösität eingetreten. Konnte es so einrichten, daß Batta gestochen wurde. Fing die Fliege, als sie noch auf seiner Haut saß, und setzte sie wieder in ihren Käfig. Gab ihm Jod zur Schmerzlinderung, der arme Teufel ist mir auch noch dankbar dafür. Werde morgen eine der Varianten auf Gamba ansetzen, den Boten des Faktoreileiters. Weitere Tests wage ich hier nicht zu unternehmen, aber sollten doch noch weitere Versuche erforderlich sein, werde ich einige Exemplare nach Ukala bringen und dort die zusätzlichen Daten ermitteln.
n. Aug. Gamba nicht gestochen, konnte aber die Fliege lebend wieder einfangen. Batta scheint immer noch wohlauf und hat keine Schmerzen am Rücken, wo er gestochen wurde. Werde etwas Zeit verstreichen lassen, bevor ich es noch einmal mit Gamba probiere.
14. Aug. Insekten-Sendung von Vanderfelde endlich eingetroffen. Nicht weniger als sieben verschiedene Arten, einige davon mehr oder weniger giftig. Füttere sie gut, für den Fall, daß Kreuzung mit Tsetsefliege nicht funktioniert. Manche dieser Tierchen sehen ganz anders aus als Glossina palpalts,aber das Problem ist, daß fruchtbare Kreuzungen mit diesen Arten vielleicht nicht möglich sind.
17. Aug. Habe Gamba an diesem Nachmittag erwischt, mußte aber die Fliege auf ihm totschlagen. Sie stach ihn in die linke Schulter. Habe den Stich versorgt, und Gamba ist genauso dankbar wie Batta. Battas Zustand immer noch unverändert.
2.0. Aug. Keine Veränderung bei Gamba, auch bei Batta nicht. Experimentiere mit einer neuen Art von Tarnung, um die Hybridisierung zu ergänzen ein Farbstoff, mit dem sich der verräterische Glanz der Flügel verändern läßt. Ein bläulicher Schimmer wäre am besten; könnte vielleicht eine ganze Partie Insekten damit einsprühen. Werde mit Preußischblau und Turnbullsblau experimentieren.
25. Aug. Batta klagte heute über Schmerzen am Rücken; vielleicht kommen die Dinge jetzt in Gang.
3. Sept. Bin mit meinen Experimenten ein gutes Stück vorangekommen. Batta zeigt Anzeichen von Lethargie und sagt, der Rücken tue ihm ständig weh. Gamba hat ein unangenehmes Gefühl in der Schulter, in die er gestochen wurde.
24. Sept. Battas Zustand verschlechtert sich zusehends. Er macht sich Sorgen wegen des Insektenstichs. Er meint, es müsse eine Teufelsfliege gewesen sein, und beschwor mich, sie zu töten denn er sah, wie ich sie in den Käfig tat -, bis ich vorgab, sie sei längst eingegangen. Er meinte, er wolle
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