Das Grauen im Museum
K’nyan vertreten war und nannte klare Beweise dafür, daß er auch nach Ägypten, Chaldäa, Persien, China, die vergessenen semitischen Reiche Afrikas und nach Mexiko und Peru in der Neuen Welt vorgedrungen war. Er ließ auch sehr deutlich durchblicken, daß der Kult eng mit dem Hexenglauben in Europa
zusammenhing, gegen den die Päpste mit ihren Bullen wenig auszurichten vermochten. Im großen und ganzen war jedoch das Abendland dem Kult nie sehr förderlich, und viele seiner Verästelungen wurden durch den Unmut des Volkes vernichtet, der immer dann aufflammte, wenn einzelne etwas von den schrecklichen Riten und unaussprechlichen Opfern erfuhren. Am Ende mußte der Kult wegen der Verfolgung ganz in den Untergrund gehen, doch wurde er niemals mit Strunk und Stiel ausgerottet. Irgendwie gelang es seinen Anhängern, ihn am Leben zu halten, vor allem im Fernen Osten und auf den Pazifik-Inseln, wo er in den esoterischen Lehren der polynesischen Areoiaufging.
Von Junzt machte beunruhigende Andeutungen über tatsächliche Kontakte mit dem Kult, so daß ich beim Lesen schauderte, als ich an die Gerüchte über seinen Tod dachte. Er sprach von der Entstehung bestimmter Vorstellungen über das Aussehen des Teufelsgottes ein Wesen, das kein Mensch (vielleicht mit Ausnahme des allzu beherzten T’yog, der aber nie zurückgekehrt war) je gesehen hatte und verglich diese gewohnheitsmäßige Spekulation mit dem Tabu, mit dem im alten Mu jeder Versuch belegt war, sich vorzustellen, wie das schreckliche Wesen aussehen mochte. Offenbar sprachen die Anhänger des Kults nur mit ehrfürchtiger Scheu über dieses Thema, mit einer Scheu, aus der jedoch auch eine morbide Neugier im Hinblick auf das Wesen sprach, das T’yog möglicherweise in jenem schrecklichen, vormenschlichen Gebäude auf dem gefürchteten und jetzt versunkenen Berg gesehen harte, bevor er sein Ende (wenn es denn das Ende war) gefunden harte, und ich war seltsam beunruhigt von den vieldeutigen und hintersinnigen Anspielungen des deutschen Gelehrten auf dieses Thema.
Kaum weniger beunruhigend waren von Junzts Mutmaßungen über den Verbleib der gestohlenen Schriftrolle mit dem Zauberspruch gegen Ghatanothoa sowie darüber, welcher Verwendung diese Rolle schließlich zugeführt werden könnte. Obwohl ich fest überzeugt war, daß es sich bei der ganzen Sache nur um einen reinen Mythos handeln konnte, schauderte ich unwillkürlich bei dem Gedanken an eine mögliche Wiederkehr des monströsen Gottes und bei der Vorstellung, die Menschheit könnte unversehens in eine Rasse von Statuen verwandelt werden, deren jede ein lebendiges Gehirn enthalten würde, das auf Ewigkeit zu klarem Bewußtsein, jedoch absoluter Handlungsunfähigkeit verdammt wäre. Der alte Weise aus Düsseldorf hatte eine verteufelte Art, mehr anzudeuten, als er aussprach, und ich konnte verstehen, warum sein fluchwürdiges Buch in so vielen Ländern als gotteslästerlich, gefährlich und unrein verboten war.
Ich wand mich vor Abscheu, doch das Buch übte eine unselige Faszination aus, und ich konnte es nicht aus der Hand legen, bevor ich es nicht zu Ende gelesen hatte. Die angeblichen Reproduktionen von Ornamenten und Ideogrammen aus Mu ähnelten auf höchst erstaunliche Weise den Mustern auf dem seltsamen Zylinder und den Schriftzeichen auf der Rolle, und der ganze Bericht war gespickt mit Einzelheiten, die auf vage und dennoch irritierende Weise Zusammenhänge mit der schrecklichen Mumie ahnen ließen. Der Zylinder und die Rolle der pazifische Schauplatz die Behauptung des alten Kapitäns Weatherbee, die zyklopische Krypta, in der die Mumie gefunden wurde, hätte sich einst unter einem riesigen Gebäude befunden … irgendwie war ich froh darüber, daß die vulkanische Insel wieder versunken war, ohne daß die massive Falltür geöffnet werden konnte.
Was ich im Schwarzen Buchlas, war ein diabolisch passendes Vorspiel zu den Pressemeldungen und eigenen Erlebnissen, die im Frühjahr 1932. auf mich zukamen. Ich kann mich kaum noch erinnern, wann mir zum erstenmal die immer häufiger werdenden Berichte über Polizeieinsätze gegen die sonderbaren und phantastischen religiösen Kulte im Orient und anderswo auffielen, aber spätestens im Mai oder Juni wurde mir klar, daß in aller Welt bizarre, mystische Geheimbünde, die normalerweise im Untergrund blieben und kaum von sich reden machten, plötzlich eine ungewohnte, überraschende Aktivität entfaltet hatten.
Ich hätte diese Berichte wahrscheinlich
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