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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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weder mit den Andeutungen von Junzts noch mit dem Presserummel über die Mumie und den Zylinder im Museum in Verbindung gebracht, wenn nicht gewisse bedeutsame Silben und auffällige Ähnlichkeiten in den Riten und Äußerungen der verschiedenen Geheimbündler in der Presse groß herausgestellt worden wären. So aber konnte ich nicht umhin, mit einiger
    Beunruhigung das häufige Auftauchen eines — wenn auch oft verstümmelten — Namens zu vermerken, der im Zentrum all dieser kultischen Riten zu stehen schien und offenbar mit einer eigentümlichen Mischung aus Ehrerbietung und Grauen betrachtet wurde. Dieser Name erschien unter anderem in den Lesarten G’tanta, Tanotah, Than-Tha, Gatan und Ktan-Tah, und ich hätte gar nicht die Hinweise meiner inzwischen zahlreichen okkultistischen Briefpartner gebraucht, um in diesen Varianten eine schreckliche und suggestive Ähnlichkeit mit dem monströsen Namen zu sehen, den von Junzt als Ghatanothoa angab.
    Es gab auch noch andere merkwürdige Dinge. Immer wieder waren in den Berichten verstohlene, ehrfürchtige Hinweise auf eine »echte Schriftrolle« zu finden, von der ungeheure Konsequenzen abzuhängen schienen und die sich angeblich im Gewahrsam eines gewissen »Nagob« befand, wer oder was immer das sein mochte. Ebenso stieß ich immer wieder auf einen Namen, der wie Tog, Tiok, Yog, Zob oder Yob klang und mich unwillkürlich an den Namen des glücklosen Häretikers T’yog aus dem Schwarzen Buchdenken ließ. Dieser Name tauchte im allgemeinen in kryptischen Redewendungen auf, wie zum Beispiel: »Es ist kein anderer als er«, »Er hatte sein Gesicht
    gesehen«, »Er weiß alles, obwohl er weder sehen noch fühlen kann«, »Er hat durch die Äonen die Erinnerung bewahrt«, »Die echte Rolle wird ihn erlösen«, »Nagob hat die echte Rolle« oder »Er weiß, wo sie zu finden ist.«
    Irgend etwas braute sich zusammen, und ich wunderte mich gar nicht, als die sensationslüsternen Sonntagszeitungen begannen, die absonderlichen kultischen Regungen der letzten Zeit mit den Legenden von Mu einerseits und der rätselhaften Mumie andererseits in Verbindung zu bringen. Es ist durchaus möglich, daß die verbreiteten Artikel in der ersten Welle der Publizität mit ihren beharrlichen Hinweisen auf die Zusammenhänge zwischen Mumie, Zylinder und Schriftrolle einerseits und der Erzählung im Schwarzen Buchandererseits sowie ihren
    phantastischen Spekulationen über die ganze Angelegenheit, den latenten Fanatismus von Hunderten dieser verstohlener Gruppen exotischer Sektierer weckten, an denen unsere komplexe Welt so reich ist. Und die Zeitungen hörten auch nicht auf, öl ins Feuer zu gießen, denn die Berichte über die kultischen Aktivitäten waren noch sensationeller aufgemacht als die Artikel der ersten Welle.
    Im weiteren Verlauf des Sommers machten die Museumswärter eine kuriose neue Beobachtung an den Besuchermassen, die nun wieder in das Museum strömten, nachdem der Andrang im Gefolge der ersten Presseberichte zwischendurch etwas nachgelassen hatte. Es waren immer häufiger Personen von fremdartigem, exotischem Aussehen darunter dunkelhäutige Asiaten, langhaarige Sonderlinge und bärtige, braunhäutige Männer, die anscheinend nicht an europäische Kleidung gewöhnt waren die sich unweigerlich nach dem Mumiensaal erkundigten und dann in geradezu ekstatischer Faszination das schreckenerregende pazifische Exemplar anstarrten. Eine gewisse stille, düstere Unterströmung in dieser Flut exzentrischer Ausländer fiel allen Wärtern auf, und auch ich selbst blieb keineswegs unbeeindruckt. Ich mußte unwillkürlich an die kultischen Umtriebe unter eben solchen Exoten wie diesen denken und an die Verbindung dieser Umtriebe mit Mythen, die nur allzu eng mit der schrecklichen Mumie und ihrer Schriftrolle zusammenhingen.
    Mitunter war ich fast versucht, die Mumie nicht mehr auszustellen, zumal nachdem
    ein Wärter mir erzählt hatte, er habe mehrmals beobachtet, wie Ausländer seltsame Verbeugungen vor der Mumie gemacht hätten, und habe öfter auch seltsames, an rituelle Gesänge erinnerndes Gemurmel gehört, aber immer nur dann, wenn keine normalen Besucher im Mumiensaal waren. Einer der Wärter litt sogar unter einer merkwürdigen nervösen Halluzination im Zusammenhang mit der versteinerten Schreckgestalt in der einsamen Vitrine; er behauptete, er könnte sehen, wie sich in der krampfhaften Haltung der knochigen Klauen und im angstverzerrten Ausdruck des ledernen Gesichts von Tag zu

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