Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition)
hat.
Das führt oft zu Dialogen wie diesem: „Was gerade tun?“ – „Lesen.“ – „Wann Zeit haben?“ – „Um fünf Uhr.“ – „Treffen?“ – „Okay.“ Die Sprache wird jedes überflüssigen Ballasts entledigt. Ich würde sagen: Vorteil für uns. Weil Sätze kurz …
5. 1. Die Wortreihenfolge
Die Reihenfolge der Wörter im japanischen Satz ist weitgehend beliebig. Im Grunde gibt es zwei Regeln, die lauten:
1. Die kleinen Strukturwörter, die sogenannten Partikeln, stehen immer hinter dem Wort, auf das sie sich beziehen. (Was Partikeln sind und was sie bedeuten, erkläre ich gleich.)
2. Das Prädikat steht normalerweise am Ende des Satzes.
Diese beiden Regeln kann man sich, ohne noch viel von Japanisch zu verstehen, an einem Beispielsatz verdeutlichen. Nehmen wir an, isha heißt „Arzt“, mise heißt „Geschäft“, zubon heißt „Hose“ und kau heißt „kaufen“.
Man ahnt schon, worauf ich hinaus will: Ich möchte einen Satz bauen, der „Der Arzt kauft im Geschäft eine Hose“ heißt. Ich hoffe, dass dieser dumme Satz in keinem Anime dieses Planeten auftaucht. Auf Japanisch lautet er:
isha-wa
mise-de
Zubon-o
kau
Arzt-der
Geschäft-im
Hose-eine
kaufen
Das sieht möglicherweise unglaublich exotisch und wirr aus, als würde ein betrunkener Venusier durch einen defekten Translator mit uns sprechen. Aber beim zweiten Hinsehen können wir die Struktur schnell durchschauen.
Offenbar gibt es auch im Japanischen kleine Wörter, die den Satz ordnen, so wie unsere Artikel „der“ oder „eine“, oder wie unsere Präposition „in“. Der Unterschied ist nur, dass diese Wortwinzlinge nicht vor den Wörtern stehen, auf die sie sich beziehen, sondern dahinter . Nichts anderes behauptet ja Regel 1. Da dies im Japanischen immer so ist, ist es nicht schwer zu verstehen oder zu lernen – nur eine Frage der Gewohnheit. Und weil jedes Wort seine Partikel stets als Schwänzchen hinter sich herzieht,ist es egal, an welcher Stelle im Satz das Wort steht. Unser Beispielsatz könnte also anders auch lauten:
isha-wa zubon-o mise-de kau , oder:
mise-de isha-wa zubon-o kau , und so weiter.
Nur das Verb „kaufen“ bleibt am Ende stehen, und das ist die zweite Regel zur Satzstellung: dass das Prädikat eben gewöhnlich am Ende steht. Dabei ist es völlig egal, ob es sich um eine Aussage, um eine Frage, einen Vorschlag, eine Bedingung oder was auch immer handelt – ganz gleich, ob es heißt „wir kaufen“, „kaufen wir?“, „kaufen wir!“ oder „wenn wir kaufen“, das Prädikat steht im Japanischen am Ende. Wiederum nicht schwer zu begreifen, lediglich eine Gewohnheitssache.
In der gesprochenen Sprache ist diese Regel nicht einmal zwingend, denn schließlich darf man die Gedanken in der Reihenfolge aussprechen, wie sie einem in den Sinn kommen.
zubon-o kau, isha-wa mise-de
etwa: „Er kauft eine Hose, der Arzt, im Geschäft.“
Mit einem solchen Satz könnte man zugegebenermaßen keinen Stilistik- Preis gewinnen. Man redet erst einmal drauflos, und es wird noch etwas nachgetragen, was man vorher einzufügen vergaß. Auch Japaner schreiben so keine Aufsätze. Trotzdem: Dieser Satz ist nicht falsch! Im täglichen Gespräch stellt er eine ganz normale Aussage dar, und gerade im Anime, wo viel passiert, Leute schnell reden und eine natürliche Umgangssprache gesprochen wird, sind solche durchgeschüttelten Sätze keine Seltenheit. Bleibt für die Wortstellung im Japanischen als felsenfeste, unumstößliche Regel nur eine übrig: Die Partikeln stehen hinter dem Wort, auf das sie sich beziehen. Und diese Regel wird nie gebrochen. Ich schwör’s.
5. 2. Die Partikeln
Begegnet sind wir ihnen schon, den kurzen Stummelschwänzchen, die die japanischen Wörter mit sich herumschleppen. Sie heißen Partikeln, weil sie kleine Teilchen sind, und wie ihre Namensvettern in der Physik oder Chemie erfüllen sie wichtige Funktionen. Sie geben dem Satz eine Ordnung.
Da die Reihenfolge der Wörter fast beliebig ist, könnte ein Satz ohne Partikeln alles mögliche bedeuten. Stellen wir uns vor, jemand würde sagen:
tomodachi konpyûtâ watashi mêru kaku
Hoppla, habe ich doch glatt vergessen, die Vokabeln zu erklären. Wird sofort nachgeholt: tomodachi heißt „Freund“, watashi heißt „ich“, kaku heißt „schreiben“, und die restlichen beiden Begriffe stammen aus dem Englischen und können mit viel Phantasie vielleicht entziffert werden. Nein? Na schön, konpyûtâ bedeutet „Computer“ und
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