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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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warteten. Nach einer Weile hörten sie ein
Kind weinen. Seine Hände erschienen, er reichte ein Baby durch die
Öffnung nach draußen. Geneviève rannte hin, nahm es
ihm ab und ging zurück zur Mitte der Straße. Etwas
später kroch ein über und über mit Schmutz bedeckter,
etwa fünfjähriger Junge aus dem Loch. Er richtete sich auf
und blickte sich verwirrt um, und dann kam Craig zum Vorschein. Er nahm
den Jungen an der Hand und ging zu Geneviève, dem Luftschutzwart
und den anderen. Jemand schrie, und wieder stürzte ein Stück
Mauer ein; Backsteine fielen auf die Treppenöffnung hinunter und
deckten sie zu.
    »Bei Gott, mein Junge, das nenne ich
Glück«, sagte der Luftschutzwart und ging auf ein Knie, um
das weinende Kind zu trösten. »Sonst noch jemand da
unten?«
    »Ja, eine Frau. Ich fürchte,
sie ist tot.« Craig suchte in seinen Uniformtaschen und fand
Zigaretten. Er steckte eine an und schenkte Geneviève ein
müdes Lächeln. »Nichts ist mit einem wirklich
großen Krieg zu vergleichen, sage ich immer. Was sagen Sie immer,
Miss Trevaunce?«
    Sie drückte das Baby an sich. »Die
Uniform«, entgegnete sie. »Es ist gar nicht so schlimm. Ich
denke, man könnte sie wieder so hinkriegen, daß sie wie neu
aussieht.«
    »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, daß Sie ein großer Trost sind?« fragte er.

    Später, als sie weiterfuhren, war sie wieder
müde. Das von den Bomben getroffene Viertel lag nun weit hinter
ihnen, doch auch dieser Teil der Stadt hatte etwas abbekommen, und Glas
splitterte und knirschte unter den Reifen. Sie sah das
Straßen­ schild »Haston Place«, und Craig hielt
vor der Nummer zehn, einem gepflegten georgianischen Reihenhaus.
    »Wo sind wir?« fragte sie.
    »Ungefähr zehn Minuten vom
SOE-Hauptquartier in der Ba­ ker Street entfernt. Mein Chef wohnt
hier im obersten Stock. Er dachte, es wäre
persönlicher.«
    »Und wer ist dieser Chef?«
    »Brigadegeneral Dougal Munro.«
    »Das klingt aber nicht sehr amerikanisch«, bemerkte sie.
    Er öffnete ihr die Tür. »Wir nehmen
alles, was wir kriegen können, Miss Trevaunce. Wenn Sie mir bitte
folgen würden.«
    Er ging vor ihr die Stufen zum Eingang hinauf und drückte auf einen der Klingelknöpfe an der Haustür.
    5

    Jack Carter wartete, auf seinen Stock gestützt,
auf dem Treppenabsatz. Er streckte die Hand zur Begrüßung
aus. »Guten Abend, Miss Trevaunce. Ich freue mich, Sie
kennenzuler­ nen. Mein Name ist Carter. Brigadegeneral Munro
erwartet Sie.«
    Die Tür stand offen. Als sie hineinging, sagte Carter zu Craig: »Alles in Ordnung?«
    »Ich bin nicht sicher«, antwortete Craig.
»Ich würde in die­ sem Stadium nicht zuviel
erwarten.«
    Das Arbeitszimmer war sehr behaglich. In einem
georgia­ nischen Kamin brannte ein Kohlefeuer, und überall
standen und hingen Antiquitäten und Artefakte, die von Munros
ur­ sprünglicher Karriere als Ägyptologe zeugten. Der
Raum lag im Halbschatten, da nur eine Tischlampe aus Messing auf dem
Schreibtisch am Fenster brannte. Munro saß daran und studier­
te einige Papiere. Jetzt stand er auf und kam um den Schreib­ tisch
herum.
    »Miss Trevaunce«, sagte er mit einem
freundlichen Nicken. »Sehr bemerkenswert. Ich hätte es nicht
geglaubt, ohne es mit eigenen Augen gesehen zu haben. Mein Name ist
Munro, Dougal Munro.«
    »Guten Abend, General«, entgegnete sie.
    Er wandte sich an Craig. »Großer Gott, Sie
sehen ja arg mit­ genommen aus. Was haben Sie gemacht?«
    »Es war nicht ganz leicht, mitten durch einen Bombenangriff hierherzukommen«, antwortete Craig.
    Geneviève sagte: »Er hat
zwei Kinder gerettet, die in einem Keller verschüttet waren. Ist
einfach hineingekrochen und hat sie herausgeholt.«
    »Donnerwetter«, bemerkte Munro. »Ich
wollte, Sie würden sich nicht mit solchen Heldentaten aufhalten,
Craig. Sie sind zu kostbar, als daß wir Sie in diesem Stadium
verlieren dürften, und es kann Ihrem verletzten Arm unmöglich
gutgetan haben. Nehmen Sie bitte Platz, Miss Trevaunce, oder darf ich
Gene­ viève zu Ihnen sagen? Ihre Schwester war für mich
immer Anne-Marie.«
    »Wenn Sie möchten.«
    »Vielleicht ein Drink? Unser Vorrat ist
beschränkt, aber ei­ nen Scotch könnte ich Ihnen
anbieten.«
    »Vielen Dank, nein. Es war ein langer Tag. Glauben Sie, wir könnten zur Sache kommen?«
    »Ich weiß nicht recht, wo ich anfangen
soll«, sagte er und setzte sich wieder an den Schreibtisch.
Geneviève stand auf.
    »Dann vielleicht ein andermal, wenn Sie es sich überlegt ha­

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