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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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eine Weile im Schutz einer Platane am anderen Ende der
Straße und beobachtete das Tor. Es hatte keinen Sinn, es auf
diesem Weg zu versuchen. Wenn Baum es mit der Angst bekommen hatte,
hatte er sicher Anweisung gegeben, ihn nicht hereinzulassen. Er ging
einen Weg neben dem Anwesen hoch, der zu einer kleinen Gruppe von
Doppelhäusern führte. Am Ende war ein zweigeschossiges
Gebäude, vielleicht eine Werkstatt, mit einer Eisentreppe an der
Seite. Er ging leise hinauf und betrat eine Plattform, die den
Abschluß bildete. Die Mauer um das Klinik­ grundstück
war nicht mehr als einen Meter entfernt. Es war ein Kinderspiel,
über das Geländer zu klettern, hinüberzuspringen und
sich auf der anderen Seite in den Garten fallen zu lassen.
    Er näherte sich vorsichtig dem Haus, ging aber
nicht zum Haupteingang. Oben brannte in einigen Zimmern Licht, im
Erdgeschoß indes war alles dunkel. Doch als er die Rückseite
erreichte, sah er Licht zwischen den Vorhängen eines zur Ter­
rasse gelegenen Raums hervordringen.
    Er ging die Stufen zur Terrasse hinauf und spähte
durch die Lücke zwischen den Vorhängen. Er sah ein
Arbeitszimmer mit Bücherregalen an den Wänden. Baum
saß, den Kopf in beide Hände gestützt und eine Flasche
Scotch sowie ein Glas vor sich, an einem Tisch. Craig drückte sehr
behutsam die Klinke hinunter, aber die Tür war verriegelt. Er
überlegte einen Au­ genblick, dann klopfte er energisch ans
Fenster. Baum blickte überrascht auf.
    Craig bemühte sich um einen britischen Akzent,
als er rief: »Dr. Baum. Ich bin’s, der Posten vom Tor.«
    Er trat zurück und wartete. Da wurde die Tür
geöffnet, und Baum schaute hinaus. »Johnson. Sind Sie
es?«
    Craig sprang auf ihn zu, legte ihm die Hand um die
Kehle und stieß ihn zurück ins Zimmer. Baums Augen quollen
her­ vor, als Craig ihn zum Stuhl drängte.
    »Was soll das?« sagte er heiser, als Craig
ihn losgelassen hatte. »Sind Sie verrückt geworden?«
    »Nein.« Craig setzte sich auf
die Tischkante und nahm eine Zigarette aus der dort liegenden
Schachtel. »Aber ich finde, hier sind ein paar verrückte
Dinge passiert, und möchte gern ein kleines
Frage-und-Antwort-Spiel mit Ihnen machen.«
    »Ich habe nichts zu sagen.« Baums Stimme
war schrill ge­ worden. »Sie sind wahnsinnig. Wenn der
General das erfahrt, bedeutet es Ihren Abschied.«
    »Wie schön«, sagte Craig. »Dann
kann ich endlich einer ehr­ lichen Arbeit nachgehen.« Er
hielt die linke Hand hoch. »Se­ hen Sie, wie krumm meine
Finger sind? Das hat die Gestapo in Paris gemacht. Sie haben die Finger
nacheinander gebrochen und die Nägel mit Kneifzangen
herausgerissen. Sie haben es auch mit der Wasserfolter versucht, Sie
wissen ja, dabei wird man so lange in einer Badewanne unter Wasser
getaucht, bis man am Ertrinken ist, und dann holen Sie einen ins Leben
zu­ rück und fangen wieder von vorn an. Außerdem haben
sie mich so oft in den Schritt getreten, daß ich einen zwanzig
Zentimeter langen Riß in den Leisten hatte.«
    »Mein Gott!« flüsterte Baum.
    »Leider muß der liebe Gott damals gerade
anderweitig be­ schäftigt gewesen sein. Ich bin Experte, Baum.
Ich bin dort gewesen. Ich habe vor langer Zeit aufgehört, Skrupel
zu ha­ ben.« Er packte Baum am Kinn und drückte brutal.
»Geneviève Trevaunce ist tausendmal wichtiger als Sie, so
einfach ist es. Ich bin entschlossen, alles zu tun, was nötig ist,
um Sie zum Sprechen zu bringen, warum machen Sie es sich also nicht
leichter und reden gleich.«
    Baum hatte nun eine Todesangst. »Ja«, stammelte er, »ja, al­ les, was Sie wollen.«
    »Sie sind nicht vor den Nazis geflohen. Die
haben Ihre Tochter als Geisel gehalten und Ihnen befohlen, politisches
Asyl zu beantragen, zu behaupten, daß sie tot sei, und dem
bri­ tischen Geheimdienst Ihre Mitarbeit anzubieten.«
    »Ja«, stöhnte Baum. »Das stimmt.«
    »Wie haben Sie sich mit ihnen in Verbindung gesetzt?«
    »Ich hatte einen Kontaktmann an der spanischen Botschaft.
    Er hat meine Berichte mit der Diplomatenpost geschickt. Bom­
benschäden, Truppenbewegungen und solche Sachen. Für Not­
fälle gab es eine Agentin, eine Frau in einem Dorf in Romney
Marsh. Sie hatte ein Funkgerät.«
    »Und es hat geklappt? Sie konnten unbehelligt
arbeiten, bis der jüdische Widerstand Ihnen vor einem halben Jahr
gesagt hat, daß Ihre Tochter tot sei?«
    »Ja.« Baum wischte sich den Schweiß vom Gesicht.
    »Da sind Sie zu Munro gegangen und haben ihm alles ge­ standen?«
    »Ja«, sagte Baum und

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