Das große Haus (German Edition)
Lektionen der Selbsterforschung zu lernen, sich ein wenig zu korrigieren, den verrückten Kreislauf zu durchbrechen, das ewig gleiche Spiel, bei dem wir uns nur in den eigenen Schwanz beißen. Aber nein, Euer Ehren. Die Monate vergingen, und es dauerte nicht lange, da hatte ich meine Selbstbilder mit der Bildseite zur Wand gedreht und verlor mich darin, ein neues Buch zu schreiben.
Als ich aus Norfolk zurückkehrte, war es dunkel. Ich parkte das Auto, dann lief ich auf dem Broadway hin und her, dachte mir die verschiedensten Besorgungen aus, um das Betreten der Wohnung und die Konfrontation mit dem abwesenden Schreibtisch so lange wie möglich hinauszuzögern. Als ich schließlich nach Hause ging, lag ein Zettel auf dem Tisch im Eingang. Danke vielmals, stand in erstaunlich kleiner Handschrift darauf. Ich hoffe, Sie irgendwann wiederzusehen. Und dann, unter ihre Unterschrift, hatte Leah ihre Adresse in der Ha’Oren-Straße in Jerusalem geschrieben.
Ich war gerade eine Viertelstunde oder zwanzig Minuten in der Wohnung – Zeit genug, um einen Blick auf die gähnende Leere zu werfen, wo der Tisch gestanden hatte, mir ein Sandwich zu machen und zielstrebig, voller Entschlossenheit, den Karton mit den verschiedenen ausgearbeiteten Teilen des neuen Buchs zu holen –, da erlebte ich den ersten Anfall. Er überfiel mich förmlich, fast ohne Vorwarnung. Ich rang nach Luft. Alles schien sich um mich zu schließen, als hätte man mich in ein enges Loch im Fußboden versenkt. Mein Herzschlag raste derartig, dass ich mich fragte, ob das mit einem Stillstand enden würde. Die Angst war überwältigend – so etwas wie das Gefühl, an einem dunklen Ufer zurückgeblieben zu sein, während alle, die ich im Leben gekannt hatte, alles, was irgend zu diesem Leben gehörte, auf einem großen erleuchteten Dampfer abgefahren war. Die Hand aufs Herz gepresst und laut mit mir selbst redend, um mich zu beruhigen, wanderte ich durch das ehemalige Wohnzimmer, das jetzt auch ein ehemaliges Arbeitszimmer war, und erst als ich den Fernseher anstellte und das Gesicht des Moderators sah, ließ das Gefühl allmählich nach, wenngleich meine Hände noch zehn Minuten zitterten.
In der folgenden Woche bekam ich täglich solche Anfälle, manchmal sogar zwei am Tag. Zu den ursprünglichen Symptomen gesellten sich schreckliche Bauchschmerzen, extreme Übelkeit und, in den kleinsten Dingen verborgen, Terror jeglicher Art, der Formen annahm, die ich nie für möglich gehalten hätte. Während die ersten Anfälle ausgelöst wurden, sobald ich einen Blick auf meine Arbeit warf oder daran erinnert wurde, verbreitete sich das Phänomen schnell und drohte alles zu infizieren. Der bloße Gedanke, aus der Wohnung zu gehen und irgendeine dumme Kleinigkeit zu erledigen, die ich in meinem unendlichen Wohlbefinden wie nichts abgetan hätte, erfüllte mich mit Grauen. Ich stand zitternd an der Tür, versuchte mich in Gedanken hindurch- und auf der anderen Seite herauszubewegen. Zwanzig Minuten später hatte sich nichts geändert, ich stand immer noch da, nur jetzt in Schweiß gebadet.
Das alles war mir ein Rätsel. Ich hatte mein halbes Leben lang ständig geschrieben und ungefähr alle vier Jahre ein Buch veröffentlicht. Emotionale Schwierigkeiten brachte der Beruf haufenweise mit sich, und ich war wieder und wieder gestolpert und gefallen. Am schlimmsten waren die Krisen gewesen, die mit dem Tänzer und dem Kindesschrei begannen, aber in der Vergangenheit hatte ich auch andere erlebt. Manchmal war ich wie gelähmt von Depressionen, einer Folge des dauernden Krieges, den das Schreiben gegen das eigene Selbstvertrauen und die Zielstrebigkeit führt. Das passierte oft zwischen zwei Büchern, wenn ich mich nach der Gewohnheit, meine Arbeit als Spiegel meiner selbst zu haben, plötzlich damit begnügen musste, in ein undurchdringliches Nichts zu starren. Aber egal, wie schlimm es gekommen war, meine Fähigkeit zu schreiben, und sei es noch so stockend oder dürftig, hatte mich nie verlassen. Ich hatte immer das kämpferische Aufbegehren in mir gespürt und es immer geschafft, den Widerstand zu mobilisieren; das Nichts in eine Herausforderung zu verwandeln, so lange dagegen anzustürmen, bis ich, noch taumelnd, den Durchbruch erreicht hatte. Aber dies – dies war etwas ganz anderes. Dies hatte sich an allen meinen Schutzmauern vorbei unbemerkt durch die Hallen der Vernunft geschlichen, wie ein Supervirus, das gegen alles resistent geworden ist, und erst
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