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Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Titel: Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meike Winnemuth
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Menschenkarawanen auf dem Weg zum Markt, Ziegen-, Esel-, Kamel- und Rinderherden, die oft genug den Verkehr aufhalten, morgens meist L ä ufergruppen, aus denen vielleicht der n ä chste ä thiopische Superstar hervorgeht... Dereje spielt seltsam hypnotisierende ä thiopische Kirchenlieder und singt dazu (Netsanet grinsend: » he is a very religious boy«), aber auch Reggae und Country. Unser gemeinsamer Lieblingssong nach einer Woche: Don Williams, I’m Getting Good At Missing You . Und jeden Sp ä tnachmittag, wenn die Sonne golden ű ber dem Land steht, sage ich wie ferngesteuert: » Dies ist meine absolute Lieblingstageszeit«, was schon zu vielen Parodien gef ű hrt hat, ebenso wie die Tieranekdoten, die Netsanet bevorzugt erz ä hlt. Kurz: Wir haben einander liebgewonnen, von mir aus k ö nnte es ewig so weitergehen.

Das Old Abyssinian Coffee House ist perfekt f ű r ein Feierabendbier. Eine ä hnliche Idee hatte auch Kevin, mit dem ich schnell ins Gespr ä ch kam. Er sei Ire, habe in Dublin ein Restaurant. Er erz ä hlte, dass er beim Kochen gern experimentiere, in der Antarktis schon mit Schnee gekocht habe und in der W ű ste mit Sonne. Wir redeten noch ein bisschen über das Land, die Leute, die Sch ö nheit, die Freundlichkeit. Als ich ihn sp ä ter googelte, musste ich lachen: Kevin Thornton ist in Irland ein bekannter Fernsehkoch und hat es auf zwei Michelin-Sterne gebracht. Hier, in Äthiopien, war er einfach nur ein netter Kerl mit einem Bier in der Hand, der mit mir diese Landschaft teilte. Auch daf ű r liebe ich das Reisen.

Tag 8: Lalibela

    Wenn man nur einen Ort in Äthiopien ansehen k ö nnte, sollte es Lalibela mit seinen elf Felsenkirchen sein. Am Ende dieses Tages war ich zutiefst besch ä mt: Wie kann es sein, dass die ä gyptischen Pyramiden weltber ű hmt sind und diese Bauten, ein mindestens ebenso großes Weltwunder, kaum bekannt?

    Die zehn bis dreizehn Meter hohen Bauten wurden direkt aus dem Basalt herausgeschlagen. Von oben nach unten wurde der Fels um sie herum abgetragen, anschließend wurden sie ausgeh ö hlt - wenn man das so profan nennen will, denn im Inneren finden sich feinst herausgemeißelte S ä ulen und Apsiden. Jede Kirche ist anders, folgt einem eigenen Baustil, und das, obwohl sie alle im 13. Jahrhundert im Auftrag K ö nig Lalibelas entstanden sind. Als Kind, sagt die Legende, sei der K ö nig von einem Schwarm Bienen umgeben worden, die ihm jedoch nichts antaten, Lalibela heißt entsprechend » Den die Bienen als Herrscher anerkennen«. Sp ä ter soll er von seinem eifers ű chtigen Bruder, dem damaligen K ö nig, vergiftet worden sein und habe drei Tage im Koma gelegen. Dabei sei ihm der Bauplan eines zweiten Jerusalem als Vision erschienen. Bis heute ist Lalibela der neben Axum heiligste Pilgerort ä thiopischer Christen. Zu Weihnachten kommen 5oo.ooo Gl ä ubige hierher.

» Was, um Himmels willen, ist das denn?«, fragte ich, als ich dieses Ding am Horizont auftauchen sah. » Da trinken wir jetzt ein Bier«, sagte Netsanet. Das Ding heißt Ben Abeba und ist ein neues Café-Restaurant in Lalibela, vor gerade mal vier Wochen er ö ffnet. Architekturstudenten hatten hier v ö llig freie Hand, etwas Einmaliges zu entwerfen. Genau der richtige Platz f ű r unseren Abschiedsabend.

Netsanet und ich w ű rden am Morgen nach Addis fliegen, Dereje f ä hrt den Wagen in zwei Tagesetappen ű ber die gut 7oo Kilometer zur ű ck. Noch ein Bier, ein letztes Essen (sp ä ter der Umzug in einen Laden mit Gesang und Tanz und Tej, dem ä thiopischen Honigbier), und jede Menge Gel ä chter.

Das waren die beglückendsten, ergreifendsten, überraschendsten zehn Tage dieses Jahres. Und die wichtigsten, keine Frage. Die, in denen mir mehrere Lichter aufgegangen sind. Meine Güte, wie wenig Ahnung ich doch von der Welt habe! Das wird mir jetzt erst klar. Ich dachte immer, ich sei einigermaßen herumgekommen. Aber ich wusste nichts von Lalibela, nichts vom Axumitischen Reich. Nie gehört, nicht in der Schule und auch nicht später, und diese Ahnungslosigkeit kreide ich mir ganz allein an. Wenn ich mir überlege, mit welchem banalen Mist ich mich oft beschäftigt habe, wenn ich mir weiter überlege, wie viel Schönheit und Reichtum und Wissen wohl noch auf Erden existiert und von mir in meinem Eurozentrismus einfach nie zur Kenntnis genommen wurde… Schwindelerregend und kläglich.
    Fast schäme ich mich jetzt, bei der Auswahl meiner zwölf Städte nicht kühner gewesen zu sein. Aber

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