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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Jansson
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Geduld.
    Am Ufer wurde es kalt. Vielleicht war es der Morgen, der kam. Die Kühle floss vom Meer heran, jetzt froren seine Pfoten. Mumintroll schauderte und blickte auf. Vor ihm, im Wasser, saß die Morra.
    Ihre Augen folgten den Bewegungen der Sturmlaterne, sie war ganz still. Er wusste, dass sie nicht näher kommen würde. Er wollte weg von ihrer Kälte und Regungslosigkeit, weg von ihrer Einsamkeit. Doch er konnte nicht weglaufen. Er blieb stehen und schwenkte das Sturmlicht, immer langsamer und langsamer. Keiner von ihnen rührte sich, und die Zeit wurde sehr lang.
    Schließlich begann Mumintroll rückwärts zu gehen, ganz vorsich­tig. Die Morra blieb draußen auf ihrer Insel aus Eis. Er ging weiter, ohne den Blick von ihr zu lassen, über den Sand hinauf, ins Espenwäld­chen. Er löschte das Licht.
    Jetzt war es sehr dunkel, der Mond war hinter der Insel unterge­gangen. Vielleicht war es ein Schatten, der dort trieb, zu den Fels­inseln hin - er war nicht sicher.
    Mumintroll ging zum Leuchtturm zurück, gedankenschwer. Das Meer war jetzt ganz still, nur drinnen zwischen den Espen flüsterten die Blätter vor Entsetzen. Aus dem kleinen Gestrüppwäldchen kam ihm starker Petroleumgeruch entgegen. Der gehörte nicht zur Nacht.
    Darüber will ich morgen nachdenken, sagte Mumintroll zu sich. Dafür hat mein Kopf jetzt keinen Platz mehr. 

Nordostwind
    Kurz vor Sonnenaufgang begann es, von Osten her zu wehen, giftig und eigensinnig. Die Familie wachte gegen acht Uhr auf, und da hatte der Ostwind bereits Regen herangebracht, der in Böen um den Leucht­turm fuhr.
    Jetzt gibt es Wasser, sagte die Mutter. Gott sei dank, dass ich einen Topf gefunden habe und ihn noch scheuern konnte.
    Sie legte Holz in den Herd und machte Feuer. Mumintroll lag noch im Bett, er hatte keine Lust zum Reden. Oben an der Decke war ein runder Fleck mit einem Wassertropfen in der Mitte. Der Tropfen wur­de immer schwerer. Und jetzt fiel er herab auf den Esstisch
    My kam durch die Tür gefahren. Kein Wetter heute für den Fahr­stuhl, sagte sie und wrang das Wasser aus dem Haarschopf. Der bläst genau von der Turmwand weg.
    Ist der Kaffee fertig? fragte die Kleine My. Ich habe brüllenden Hunger, das macht das Unwetter. Das Meer schlägt geradenwegs in den Kolk, und die Landzunge vom Querkopf ist eine Insel geworden. Selbst hat er linkswärts Leine gezogen und liegt unter dem Boot und zählt Regentropfen.
    Die Netze, sagte der Vater und sprang aus dem Bett. Wir haben ja die Netze im Wasser. Er schoss ans Fenster und guckte hinaus, konnte die Schwimmkugel aber nicht entdecken. Der Ostwind zog genau über die Landzunge hinein. Das würde eine Arbeit werden, sie hoch­zuziehen, während der Wind darauflag. Und dann der Regen!
    Sie bleiben eben drin, bestimmte der Vater. Dann gibt es nur noch mehr Fisch. Nach dem Kaffee gehe ich in die Kuppel und werde mir ein Bild vom Sturm machen. Der legt sich sicher bis zum Abend, passt mal auf.
    Der Sturm sah eine Treppe höher ungefähr genauso aus. Der Vater stand da und beschaute die Leuchtturmlampe, er schraubte eine Mut­ter los und schraubte sie wieder fest, öffnete und schloss das Lampen­gehäuse. Es hatte keinen Sinn, er wusste doch nicht, wie es funktionierte. Es war ja auch eine Schlamperei sondergleichen, dass es für solch einen Leuchtturm keine Gebrauchsanweisung gab. Unverzeihlich.
    Der Vater setzte sich auf einen der Gasbehälter und lehnte den Rücken gegen die Wand. Über ihm schlug der Regen gegen die Glasscheiben, es flüsterte und schäumte, wenn die Böen kamen. Die grüne Scheibe war kaputt. Darunter, auf dem Fußboden, sammelte sich langsam ein kleiner See. Der Vater betrachtete ihn abwesend, er spielte darin herum, verwandelte ihn in ein Delta mit langen, sich schlängelnden Flüssen und ließ den Blick über die Wände gleiten. Dort hatte jemand mit Bleistift geschrieben, etwas, das einem Vers glich. Der Vater beugte sich etwas vor und las: 
    Der blasse Mond am Himmel 
    schaut auf das leere Meer 
    vier lange Jahre gingen 
    kein Segel kam daher.
    Das hat der Leuchtturmwärter geschrieben, dachte der Vater. Das hat er sich bestimmt ausgedacht, als er sich einmal richtig elend fühlte. Nein, für Schiffe leuchten, die niemals vorbeifahren ...

    Der Vater begann an den Wänden entlangzukriechen und die Ge­danken des Leuchtturmwärters zu suchen. Dort gab es eine Menge Aufzeichnungen über Windstärke. Der stärkste Sturm hatte Wind­stärke 10 erreicht, bei südwestlichem Wind. An

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