Das große Wawuschel-Buch
kümmerte sich um Wuschel und Wischel. Alle blickten nur auf den schlecht gelaunten Wawuschelonkel, dem gerade wieder ein grünes Haar vom Kopf fiel.
»Ich brauche keinen Verband«, grunzte er schlecht gelaunt, »ich mag auch keine Marmelade mehr essen. Ich will Zündhölzer haben.«
»Zündhölzer?«, brummte der Wawuschelvater. »Was ist denn das?«
»Zündhölzer?«, piepste die Wawuschelgroßmutter. »Kenne ich nicht.«
»Zündhölzer?«, jammerte die Wawuschelmutter, die sofort ahnte, was kommen würde: Der unersättliche Wawuschelonkel wünschte sich wieder einmal etwas, wases womöglich überhaupt nicht gab! So war es nämlich immer bei ihm. Was er sah, wollte er haben. Vor allem, seitdem Wischel Lesen gelernt hatte und mit dem dicken Zauberbuch zaubern konnte, war ein richtiger Nimmersatt aus ihm geworden. In der vorigen Woche zum Beispiel war ihm ein Menschenmann mit einer karierten Jacke im Wald begegnet und prompt hatte der Wawuschelonkel einen karierten Tick bekommen. Zuerst wollte er eine karierte Jacke haben, gleich darauf eine karierte Nachtmütze und schließlich sogar karierte Hausschuhe! Das alles konnte Wischel für ihn zaubern, weil zufälligerweise karierte Jacken, Nachtmützen und Hausschuhe in dem dicken Zauberbuch verzeichnet standen. Aber Zündhölzer …?
»Nie gehört, Zündhölzer«, sagte Wuschel, »so etwas gibt es ja gar nicht. Es gibt Buchenholz, Birkenholz …«
»Schrecklich, wenn man mit so dummen Wawuschels zusammenleben muss«, unterbrach ihn der Wawuschelonkel. »Zündhölzer sind Dinger, die bei den Menschen in der Tasche stecken. Gestern, als ich trotz der Hitze draußen in meinem Tabakfeld gesessen habe, sind zwei Menschenmänner vorbeigekommen. Der eine hat gesagt: ›Hast du Zündhölzer?‹ Da hat der andere in die Tasche gegriffen und eine Schachtel herausgeholt. Die hat er aufgemacht, ein kleines Holz herausgenommen und es gegen die Schachtel geschlagen. Das gab eine Flamme, sag ich euch, genau wie in unserem Herd, und damit konnte sich der andere Menschenmann seine Pfeife anstecken. So, nun wisst ihr Bescheid. Und wenn Wischel solcheZündhölzer für mich zaubert, kann ich mir auch meine Pfeife damit anstecken und brauche mir nicht mehr die Finger an dem verflixten Herd zu verbrennen.«
Der Wawuschelonkel schwieg und holte Luft. So eine lange Rede hatte er seit ewigen Zeiten nicht mehr gehalten. Er war dabei total außer Atem gekommen, was seine schlechte Laune noch schlechter machte. Schon wieder fiel ihm ein grünes Haar vom Kopf!
»Schnell, schnell, Wischel, sieh nach, ob es einen Zauberspruch für Zündhölzer gibt«, jammerte die Wawuschelmutter.
Wischel holte das dicke Zauberbuch unter dem Kopfkissen der Wawuschelgroßmutter hervor. Nirgendwo anders durfte es aufbewahrt werden, denn es gehörte der Wawuschelgroßmutter und sie brauchte es nachts, um höher zu liegen. Zaubern allerdings konnte die Wawuschelgroßmutter schon seit vielen, vielen Jahren nicht mehr damit. Sie hatte im Laufe der Zeit das Lesen verlernt, die Arme. Lesen konnte nur Wischel.
»Zahnweh für Feinde«, buchstabierte Wischel und blätterte in dem dicken Zauberbuch, »Ziegenbart … Zurückzaubern von verschwundenen Wawuschels … Nein, einen Spruch für Zündhölzer gibt es nicht.«
»Hab ich mir gleich gedacht«, grunzte der Wawuschelonkel mit noch schlechterer Laune. »Alles, was ich mir wünsche, gibt es nicht in diesem verflixten Zauberbuch.«
Das hätte er nicht sagen sollen! Denn jetzt wurde die Wawuschelgroßmutter böse.
»Mein Zauberbuch ist nicht verflixt!«, piepste sie, so laut sie konnte. »Hast du von ihm nicht erst vor ein paar Tagen deinen ganzen karierten Krimskrams bekommen? Unerhört! Überhaupt, du bist …«
Die Wawuschelmutter legte ihr schnell die Hand auf den Mund. Es ging auf keinen Fall, dass die Wawuschelgroßmutter dem Wawuschelonkel die Meinung sagte und ihn womöglich noch schlecht gelaunter machte. Es war so schon schlimm genug.
Der Wawuschelvater brummte: »Nimm doch unseren Drachen zum Pfeifenanzünden. Aus seinen Mäulern kommen genau solche Flammen wie aus den Menschenhölzern.«
Der Drache, der bis jetzt friedlich vor sich hingedöst hatte, kam aus seiner Ecke herausgewatschelt. Er legte sich dem Wawuschelonkel zu Füßen, streckte ihm seine drei Köpfe entgegen und ließ aus jedem der drei Mäuler ein hübsches rotes Flämmchen züngeln. Er war ein freundliches Tier und immer glücklich, wenn er der Wawuschelfamilie einen
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