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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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drückte ab: klick und ein Zähneklappern. Er wurde leichenblaß, alle wurden leichenblaß und machte den Mund auf und alle machten den Mund auf.
    »Halts Maul, Bulle«, sagte der Jüngling. »Siehst du nicht, daß sie heult?«
    Don Anselmo strich der Selvática liebevoll übersHaar, reichte ihr sein buntes Taschentuch, Mädchen, sie sollte doch nicht weinen, es war ja längst vorbei, bedeutete ja nichts mehr, und der Jüngling zündete eine Zigarette an und gab sie ihr. Der Sargento hatte seinen Revolver auf den Tisch gelegt und trank langsam aus einem leeren Glas, ohne daß jemand darüber lachte. Sein Gesicht sah aus, als hätte er es in Wasser getaucht.
    »Nichts, regen Sie sich nicht auf«, beschwor ihn der Jüngling.
    »Das schadet Ihnen, Maestro, ich schwör Ihnen, nichts ist passiert.«
    »Du hast mich fühlen gemacht, was ich noch nie gefühlt habe«, stotterte der Affe. »Und jetzt fleh ich dich an, Vetter, gehen wir!«
    Und José, als erwachte er, das würde niemand vergessen, Vetter, wie großartig er abgeschnitten hatte, von der Treppe her klang das Getuschel der Frauen auf, johlte die Sandra, der Jüngling und der Bulle, beruhigen Sie sich, Maestro, bleiben Sie ruhig, und Seminario rüttelte am Tisch, Ruhe, wutentbrannt, carajo , jetzt komm ich dran, haltets Maul. Er hob den Revolver hoch, drückte ihn gegen die Schläfe, schloß die Augen nicht, seine Brust hob sich.
    »Den Schuß haben wir gehört, gerade wie die Polypen und ich ins Viertel zurückgekommen sind«, sagte die Chunga.
    »Und das Geschrei. Mit Fußtritten haben wir die Tür bearbeitet, die Guardias haben sie mit ihren Gewehrenaufgesprengt, und von euch hat keiner aufgemacht.«
    »Wo doch gerade ein Kerl gestorben war, Chunga«, sagte der Jüngling. »Wer denkt da schon ans Türaufmachen.«
    »Ist vornüber gegen Lituma gefallen«, sagte der Bulle, »und unter dem Gewicht sind beide zu Boden geplumpst. Der Freund hat zu schreien angefangen, holt den Doktor Zevallos, aber niemand hat sich rühren können vor Schreck. Und außerdem war’s längst umsonst.«
    »Und er?« sagte die Selvática sehr leise.
    Er schaute das Blut an, das auf ihn gespritzt war, und tastete sich am ganzen Körper ab, hat bestimmt geglaubt, daß es sein eigenes Blut war, und kam gar nicht auf den Gedanken aufzustehen, und er saß immer noch am Boden und fummelte an sich herum, als die Polypen hereinkamen, die Gewehre in den Händen, ruhig, und auf alle Anwesenden angelegt, niemand rührt sich, wenn dem Sargento etwas zugestoßen war, konnten sie was erleben. Aber niemand achtete auf sie, und die Unbezwingbaren und die Frauen rannten herum, stießen sich an den Stühlen, der Arpista stolperte umher, packte jemanden, wer war’s? schüttelte ihn, jemand andern, wer ist tot? und ein Polyp stellte sich vor der Treppe auf und zwang diejenigen, die ausreißen wollten, zurückzuweichen. Die Chunga, der Jüngling und der Bulle beugten sich über Seminario: Das Gesicht nach unten, in der Handhielt er noch den Revolver, und ein klebriger Fleck breitete sich unter seinen Haaren aus. Der Freund, auf Knien, hielt die Hände vors Gesicht. Lituma tastete sich noch immer ab.
    »Die Guardias, was war denn los, Sargento? ist er frech geworden und Sie haben ihn umlegen müssen?« sagte der Bulle.
    »Und er, als wär ihm übel, hat zu allem ja gesagt.«
    »Der Herr hat Selbstmord verübt«, sagte der Affe, »wir haben nichts damit zu tun, lassen Sie uns gehen, unsere Familien erwarten uns.«
    Aber die Guardias hatten die Tür verrammelt und bewachten sie, den Finger am Abzug des Gewehrs, und fluchten und schimpften mit Mund und Augen.
    »Seid doch menschlich, seid Christen, laßt uns gehen«, wiederholte José immer wieder. »Wir sind hierher gekommen, um uns zu amüsieren, wir haben nichts angestellt. Bei welchem Heiligen sollen wir’s euch schwören?«
    »Hol eine Decke von oben, Maribel«, sagte die Chunga. »Um ihn zuzudecken.«
    »Du hast den Kopf nicht verloren, Chunga«, sagte der Jüngling.
    »Danach hab ich sie wegwerfen müssen, die Flecken sind um nichts rausgegangen«, sagte die Chunga.
    »Die seltsamsten Dinge passieren ihnen«, sagte der Arpista.
    »Sie leben auf besondere Weise, sterben auf besondere Weise.«
    »Von wem reden Sie, Maestro?« sagte der Jüngling.
    »Von den Seminarios«, sagte der Arpista. Er hatte den Mund offen, als wollte er noch etwas hinzufügen, sagte aber nichts mehr.
    »Ich glaub, jetzt wird Josefino mich nicht mehr abholen«, sagte die

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