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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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und grunzten. Bevor sie die Kirche betraten, klopfte der Sargento mit dem Taschentuch die Uniform sauber und rückte das Képi zurecht; Nieves ließ den Aufschlag seiner Hose herunter. Die Kapelle war voller Menschen, es roch nach Blumen und nach Harzlampen, die Glatze Don Fabio Cuestas glänzte im Halbdunkel wie eine Frucht. Er hatte sich eine Krawatte umgebunden und winkte von seinem Stuhl aus dem Sargento zu, der die Hand ans Képi führte. Hinter dem Gobernador standen der Fette, der Knirps, der Dunkle und der Blonde und gähnten, die Münder säuerlich verzogen und die Augen blutunterlaufen, und die Paredes mit ihren Kindern nahmen zwei Bänke ein: zahllose Sprößlinge mit feuchten Haaren. Im gegenüberliegenden Flügel, hinter einem Gitter, wo das Halbdunkel zum Dunkel wurde, eine Formation von Kitteln und lauter gleichen Mähnen: die Mündel. Kniend, still, die Augen wie eine Wolke Glühwürmchen, sahen sie neugierig dem Sargento nach, der auf Zehenspitzen gehend den Anwesenden die Hände schüttelte, und der Gobernador strich sich über die Glatze, Sargento: er mußte in der Kirche die Mütze abnehmen und barhäuptigsein, so wie er. Die Guardias grinsten, und der Sargento glättete sich die Haare, die von der Hast, mit der er das Képi vom Kopf gerissen hatte, durcheinandergeraten waren. Er nahm in der ersten Reihe Platz, neben dem Lotsen Nieves. Hübsch hatten sie den Altar hergerichtet, nicht? Sehr hübsch, Don Adrián, sympathische Leute, diese Nönnchen. Die bauchigen Krüge aus rotem Ton flammten vor Blumen, auch zu Ketten geflochtene Orchideen gab es, die vom Holzkruzifix bis zum Boden hingen; auf beiden Seiten des Altars waren in doppelten Reihen bis zur Wand Blumentöpfe mit hohen Gräsern aufgestellt, und der Fußboden war geschrubbt worden und blitzte naß. Von den brennenden Leuchtern kräuselte durchsichtiger, duftender Rauch durch die dunkle Luft und nährte schließlich die dichte Schwadenschicht, die unter dem Dach schwebte; da waren sie ja, Sargento, die Braut und die Brautjungfern. Ein Tuscheln klang auf, Köpfe drehten sich zur Tür. Erhöht von den weißen Stöckelschuhen war Bonifacia jetzt genauso groß wie Lalita. Ein schwarzer Schleier verhüllte ihre Haare, ihre Augen irrten groß und erschreckt über die Sitzreihen hin, und Lalita flüsterte den Paredes zu, ihr blumiges Kleid verlieh diesem Teil der Kapelle eine luftige, jugendliche Lebendigkeit. Don Fabio beugte sich vor zu Bonifacia, sagte ihr etwas ins Ohr und sie lächelte, die Ärmste, Don Adrián, das Liebchen war gehemmt, wie verlegen sie war. Hinterher würde man ihr einen Schnaps zu trinken geben,dann würde sie schon aufblühen, Sargento, es war eben, daß sie fast starb vor Angst davor, die Nonnen wiederzusehen, glaubte, sie würden sie ausschelten, stimmte es nicht, daß ihre Augen hübsch waren, Don Adrián? Der Lotse legte einen Finger an den Mund, und der Sargento blickte zum Altar und schlug ein Kreuz. Bonifacia und Lalita setzten sich neben sie, und einen Augenblick später kniete Bonifacia nieder und fing zu beten an, die Hände gefaltet, die Augen geschlossen, die Lippen bewegten sich kaum. So verharrte sie noch, als die Gittertür klirrte und die Nonnen die Kapelle betraten, voran die Oberin. Zu zweien traten sie vor den Altar, knieten nieder, bekreuzigten sich, wandten sich geräuschlos den Bänken zu. Als die Mündel zu singen begannen, standen alle auf, und Padre Vilancio kam herein, sein feuerroter Bart wie ein Lätzchen auf dem lila Habit. Die Oberin machte Lalita Zeichen, indem sie auf den Altar deutete, und Bonifacia, immer noch auf Knien, trocknete sich mit dem Schleier die Augen. Dann erhob sie sich und trat, geleitet vom Lotsen und dem Sargento, nach vorn: hoch aufgerichtet, ohne nach links oder rechts zu blicken. Und während der ganzen Messe stand sie steif da, die Augen auf einen Punkt zwischen dem Altar und den Orchideenketten gerichtet, während die Madres und die Mündel laut beteten und die übrigen sich hinknieten, sich setzten und sich erhoben. Dann trat Padre Vilancio zu dem Brautpaar, der Sargento nahm Habachtstellung ein, der rote Bart kam bisauf Millimeter an Bonifacias Gesicht heran, fragte den Sargento, der die Hacken zusammenschlug und energisch ja sagte, und Bonifacia, aber deren Antwort war nicht zu hören. Jetzt lächelte Padre Vilancio leutselig und reichte seine Hand dem Sargento und dann Bonifacia, die sie küßte. Die Stimmung in der Kapelle schien sich zu entspannen, die Mündel

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