Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
Vom Netzwerk:
ausgerissen ist, war vor ungefähr acht Monaten, nicht?«
    »Ich merk schon gar nicht mehr, wie die Zeit vergeht, Alter«, sagte Fushía. »Wird schon stimmen, ungefähr acht Monate dürfte’s her sein. Bist du Jum begegnet, hat er’s dir erzählt?«
    »Jetzt, da wir weit weg sind, kannst du’s ja wissen«, sagte Aquilino. »Lalita und Nieves leben jetzt da. Und kurze Zeit nachdem sie nach Santa María de Nieva gekommen sind, ist Jum bei ihnen erschienen.«
    »Du hast gewußt, wo sie waren?« keuchte Fushía. »Hast du ihnen geholfen, Aquilino? Bist du auch ein Schweinehund? Hast du mich auch verraten, Alter?«
    »Deswegen genierst du dich und versteckst dichund ziehst dich nicht vor mir aus«, sagte Lalita, und die Hängematte hörte zu ächzen auf. »Aber glaubst du vielleicht, ich riech nicht, wie sie stinken? Dir verfaulen die Beine, Fushía, und das ist schlimmer als meine Pickel.«
    Das Hin und Her der Hängematte wurde wieder sehr energisch, und wieder knarrten die Pfosten, aber diesmal war es nicht er, der zitterte, sondern Lalita. Fushía hatte sich zusammengekrümmt, war jetzt eine starre Gestalt unter den Decken, ein Häufchen Unglück, eine verwundete Kehle, die sprechen wollte, und im Schatten seines Gesichts blinkten in der Höhe der Augen zwei ruhelose und entsetzte Lichter.
    »Du beleidigst mich aber auch immer«, stammelte Lalita. »Und wenn dir was passiert, dann hab ich schuld, diesmal hast du mich gerufen, und da wirst du auch noch böse. Mich macht das auch wütend, und dann sag ich solche Sachen.«
    »Kommt von den Schnaken, Schlampe«, stöhnte Fushía ganz leise, und sein nackter Arm schlug kraftlos zu. »Die haben mich gestochen, und jetzt sind sie infiziert.«
    »Ja, die Schnaken, und ich hab gelogen, sie stinken gar nicht, bald wirst du wieder gesund sein«, schluchzte Lalita. »Sei nicht so, Fushía, wenn man wütend ist, denkt man nicht, da rutscht’s einem so raus. Soll ich dir Wasser holen?«
    »Bauen sie ein Haus?« sagte Fushía. »Wollen sie für immer in Santa María de Nieva bleiben, die Schufte?«
    »Nieves haben die Guardias dort als Lotsen angestellt«, sagte Aquilino. »Ein neuer Teniente ist gekommen, jünger als der andere, der Cipriano. Und Lalita erwartet ein Kind.«
    »Hoffentlich verreckt’s ihr im Bauch, und verreckt sie auch«, sagte Fushía. »Aber sag mal, Alter, war’s nicht in Santa María, wo sie ihn aufgehängt haben? Wozu ist Jum dann da hingegangen? Hat er sich rächen wollen?«
    »Wegen dieser uralten Geschichte ist er hin«, sagte Aquilino. »Um das Gummi zurückzuverlangen, das ihm der Señor Reátegui abgenommen hatte, damals, wie er mit den Soldaten nach Urakusa gekommen ist. Sie sind nicht darauf eingegangen, und Nieves hat gemerkt, daß er nicht zum erstenmal reklamieren gekommen war, daß all seine Ausflüge von der Insel deswegen waren.«
    »Von den Guardias wollte er was zurückhaben, und gleichzeitig hat er für mich gearbeitet?« sagte Fushía. »Hat er denn gewußt, was das bedeutet? Dieses Rindvieh hätt uns ja alle in Teufels Küche bringen können, Alter.«
    »Ich würd eher sagen, daß er verrückt ist«, sagte Aquilino. »Nach so vielen Jahren immer noch dieselbe Sache. Selbst wenn er stirbt, wird er sich noch nicht aus dem Kopf geschlagen haben, was ihm damals passiert ist. Ich hab noch nie einen Heiden gesehen, der so stur ist wie Jum, Fushía.«
    »Haben mich gestochen, wie ich in die Lagune bin,um die Charapa rauszufischen, die gestorben ist«, stöhnte Fushía. »Die Schnaken, die Wasserspinnen. Aber jetzt trocknen die Wunden schon, blödes Weib, verstehst du das nicht, wenn man sich kratzt, dann eitern sie. Und darum riechen sie.«
    »Sie riechen nicht, sie riechen ja nicht«, sagte Lalita. »Das hab ich so in der Wut gesagt, Fushía. Früher hast du immerzu Lust dazu gehabt, und ich hab Ausreden erfinden müssen, ich blut, ich kann nicht. Warum bist du so anders geworden, Fushía?«
    »Du bist schlaff geworden, du bist alt, einen Mann geilen bloß die strammen Weiber auf«, schimpfte Fushía und die Hängematte zuckte wieder, »das hat nichts mit den Insektenstichen zu tun, Mistvieh.«
    »Aber ich red doch gar nicht mehr von den Insekten«, flüsterte Lalita, »ich weiß ja, daß du bald wieder gesund wirst. Aber nachts tut mir alles weh. Warum rufst du mich denn dann, wenn ich so bin, wie du sagst. Tu mir das nicht an, Fushía, mach nicht, daß ich zu dir in die Hängematte komm, wenn du nicht kannst.«
    »Ich kann«, schrie er,

Weitere Kostenlose Bücher