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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Verrückten auf der Insel gefunden haben?«
    »Die Nacktärschin gibt ihm bestimmt Pusanga, du«, sagte der Fette. »Die macht ihn noch verrückt mit diesen Liebestränken. Drum latscht er auch so müd rum, schläft im Stehen ein.«
    »Verflucht noch mal, verflucht noch mal«, sagte der Sargento. »Was machen Sie denn hier? Was ist denn passiert?«
    Reglos beobachteten ihn vom Bett aus Lalita und Adrián Nieves. Zu ihren Füßen stand ein mit Bananen überladener Teller, von dem Lampendocht her zog ein weißer und penetrant riechender Rauchkräusel, und auf der Schwelle stand immer noch blinzelnd, die Mütze auf dem Kopf, der Sargento, hatte denn Aquilino es ihnen nicht ausgerichtet? seine Stimme klang verwirrt, aber es war doch schon zwei Stunden her, Don Adrián, daß er zu dem Bengel gesagt hatte, lauf, es geht um Leben oder Tod, und seine Hand schüttelte ungläubig den Revolver: verflucht noch mal, verflucht noch mal. Doch, er hatte es ihnen ausgerichtet, Sargento, der Lotse sprach, als kaute er: die Kinder hatte er zu einem Bekannten geschickt, am andern Ufer. Von seinen Mundwinkeln zogen sich tief zwei Kanäle zu den Wangen. Und jetzt? Warum war nicht auch er ausgerissen? Wo’s doch nicht die Jungens waren, die sich zu verstecken hatten, sondern er, Don Adrián: der Sargento schlug sich mit dem Revolver an den Oberschenkel. Nun hatte er die Sache mehrere Stunden hinausgezögert, Señora, war ein Risiko eingegangen, was sollte er denn noch tun? er hatte ihm mehr als genügend Zeit gelassen, Don Adrián.
    »Redet ihm ein Loch in den Bauch«, sagte der Knirps. »Und hinterher wird er zu Don Fabio sagen, bin ganz allein rein, hab ihn eigenhändig rausgeholt. Er will sich die Lorbeeren mit dem Teniente teilen. Alles nur, damit er versetzt wird, der Piuraner.«
    Mit dem Schimmer drang jetzt aus der Cabañaein Tuscheln, das die Nacht kaum bewegte, in ihr schwebte, ohne sie zu zerteilen, wie eine einsame Welle auf einem stillen See.
    »Aber wenn der Teniente kommt, sagen wir’s ihm«, sagte der Blonde. »Uns sollen sie mit den Gefangenen nach Iquitos schicken. Dann fallen vielleicht ein paar Tage Urlaub ab.«
    »Sie hat vielleicht was von einer Hexe an sich und einen breiten Hintern, was du willst«, sagte der Dunkle. »Aber sag mir bloß nicht, Mensch, daß nicht jeder der Nacktärschin den Gefallen gern getan hätte, und du als erster. Klar, wo du doch jedesmal, wenn du dich besäufst, nur von ihr redest.«
    »Selbstverständlich hätt ich sie durchgezogen«, sagte der Fette. »Aber hättest du eine Heidin geheiratet? Nie im Leben, Bruderherz.«
    »Der ist durchaus imstand, ihn umzulegen und zu sagen, er hat sich gewehrt und ich hab ihm den Garaus machen müssen«, sagte der Knirps. »Der ist zu allem fähig, der Piuraner, wenn sie ihm nur seinen Orden verpassen.«
    »Und wenn’s bloß Märchen sind?« sagte der Blonde. »Wie der Melder von Borja gekommen ist und ich den Bericht vom Teniente gelesen hab, hab ich’s einfach nicht glauben können, Knirps. Nieves sieht nicht aus wie ein Bandit und ist mir immer wie ein anständiger Kerl vorgekommen.«
    »Ach was, niemand sieht aus wie ein Bandit«, sagte der Knirps. »Oder vielmehr, alle sehen aus wie Banditen.Aber ich hab’s auch nicht fassen können, wie ich den Bericht gelesen hab. Wie viele Jahre wird er wohl kriegen?«
    »Wer weiß«, sagte der Blonde. »Eine ganze Anzahl bestimmt. Die haben allen was geraubt, und die Leute von hier können’s kaum abwarten. Hast ja gesehen, wie sie immerzu hinter uns her waren, damit wir sie suchen, dabei haben die ihnen schon lang nichts mehr geraubt.«
    »Was ich nicht glaub, daß der da der Anführer war«, sagte der Knirps. »Außerdem, wenn er soviel geklaut hat, wie behauptet wird, dann wär er kein solcher Hungerleider.«
    »Natürlich war der nicht der Anführer«, sagte der Blonde. »Aber darauf kommt’s nicht an, wenn die andern nicht zum Vorschein kommen, werden Nieves und der Verrückte dafür büßen müssen.«
    »Ich hab geweint, Sargento, hab ihn angefleht«, sagte Lalita. »Seit Sie zur Insel aufgebrochen sind, hab ich ihm was vorgeweint, wir wollen abhauen, uns verstecken, Adrián. Und jetzt, wie Sie uns haben warnen lassen, haben die Jungens Obst geholt, wir haben seine Sachen zusammengepackt, und Aquilino hat ihn auch gebeten. Aber er hört nicht, achtet auf niemanden.«
    Der Schein der Dochtlampe fiel direkt auf Lalitas Gesicht, beleuchtete die stark vorstehenden Backenknochen, die Furunkel, die

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