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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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meine Frau zu werden.«
    Jetzt den Fußboden, starr, und ihre Lippen flüsterten etwas. Die Leóns husteten in einem fort, ließen das Nebenzimmer nicht aus den Augen: eine Pause, ein Schnarchen, noch einmal, anhaltender, beruhigender.
    »Schluß jetzt, Josefino«, sagte der Affe. »Sie ist keine Piuranerin, kennt uns kaum.«
    »Erschrick nicht, Base«, sagte José. »Spiel mit oder kleb ihm eine.«
    »Ich hab keine Angst«, murmelte Bonifacia, »nur, wenn er das erfährt, und überhaupt: wenn er’s hört . . .«
    »Entschuldige dich bei ihr, Josefino«, sagte der Affe, »sag, daß es ein Scherz ist, schau nur, wie du sie erschreckt hast.«
    »War ein Scherz, Bonifacia«, lachte Josefino und kroch rückwärts weg. »Ich schwör’s. Nimm’s nicht so tragisch.«
    »Ich nehm’s nicht tragisch«, stammelte Bonifacia. »Ich nehm’s nicht tragisch.«

II
    »Wozu das ganze Theater, seit wann solche Umstände?« sagte der Blonde. »Warum gehen wir nicht einfach rein und schnappen ihn uns, im guten oder im bösen?«
    »Das ist, weil der Sargento Eindruck schinden will«, sagte der Knirps. »Hast du nicht gemerkt, wie zuverlässig er geworden ist. Jetzt will er immer, daß alles genau so gemacht wird, wie’s vorgeschrieben ist. Da wird die Ehe dran schuld sein, weißt du.«
    »Und den Fetten bringt diese Ehe noch um vor Neid«, sagte der Blonde. »Gestern abend, scheint’s, hat er sich wieder vollaufen lassen, bei Paredes, und hat sich wieder selbst verflucht, weil er ihm nicht zuvorgekomen ist, schon wieder meine letzte Chance verloren, eine Frau zu finden. Das Weibchen hat vielleicht ihre Sachen, aber der Fette übertreibt doch.«
    Sie lagen zwischen den Binsen auf Posten und hielten die Gewehre auf die Hütte des Lotsen im Anschlag, die wenige Meter von ihnen entfernt über dem Pflanzenwerk hing. Im Innern wuchs ein schwaches, öliges Glänzen an und beleuchtete gerade noch eine Ecke der Veranda. Niemand rausgekommen, Jungens? Ein Schatten beugte sich über den Blonden und den Knirps: nein, mi sargento. Und der Fette und derDunkle waren schon auf der andern Seite, jetzt konnte er nur noch durch die Luft ausreißen. Aber nicht die Nerven verlieren, Jungens, der Sargento sprach langsam, wenn sie ihn brauchten, sollten sie ihn rufen, seine Bewegungen waren ebenfalls ruhig, und oben ließen einige zarte Wolken das Mondlicht durch, ohne es zu schwächen. In der Ferne, umringt von der Finsternis des Dschungels und dem sachten Blinken der Flüsse, war Santa María de Nieva: eine Handvoll Lichter und scheuer Blitze.
    Ohne Hast öffnete der Sargento die Revolvertasche, zog die Waffe heraus, entsicherte sie, flüsterte den Guardias noch etwas zu. Immer noch gemächlich, in aller Ruhe, ging er auf die Hütte zu, wurde von den Lianen und der Nacht verschluckt und tauchte wenig später bei der beleuchteten Ecke der Veranda wieder auf, sein Gesicht war einen Augenblick lang in dem bleichen Schimmer zu erkennen, der durch die Hüttenwand drang.
    »Hast du gemerkt, wie er geht und wie er redet?« sagte der Dunkle. »Den hat’s gepackt. Irgend etwas ist mit ihm los, früher war er nicht so.«
    »Die Nacktärschin quetscht ihn aus wie eine Zitrone«, sagte der Fette. »Bestimmt schläft er mit ihr dreimal am Tag und dreimal nachts. Was meinst du sonst, warum er unter jedem Vorwand das Wachhaus verläßt? Um mit der Wilden ins Bett zu hopsen, deswegen.«
    »Es sind ihre Flitterwochen, da steht’s ihm zu«, sagteder Dunkle. »Du verreckst noch vor Neid, gib’s zu.«
    Sie lagen auch da, auf einem schmalen Uferstrich, hinter einer Wand aus Binsen, sehr nahe am Wasser. Sie hatten die Gewehre in der Hand, richteten sie aber nicht auf die Cabaña, die von da, wo sie waren, aussah, als stünde sie schief und hoch im Dunkeln.
    »Dem ist was zu Kopf gestiegen«, sagte der Fette. »Warum sind wir nicht hingegangen, um Nieves rauszuholen, gleich wie der Befehl vom Teniente gekommen ist, hm? Wir wollen warten, bis es dunkel ist, müssen einen Plan machen, wir werden das Haus umzingeln, wo gibt’s denn soviel Quatsch auf einmal? Um Don Fabio zu beeindrucken, Mensch, um sich wichtig zu machen, sonst nichts.«
    »Der Teniente hat’s kreuznotwendig, kriegt wahrscheinlich noch eine Litze«, sagte der Dunkle. »Und wir nichts, wirst schon sehen. Hast du’s nicht bemerkt, jetzt, wie der Melder von Borja gekommen ist? Der Gobernador hat’s nur noch mit dem Teniente, der Teniente hier, der Teniente da, und waren’s vielleicht nicht wir, die den

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