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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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dieses riesengroße Skelett aus Eisenbeton dort wird am Ende ein Wolkenkratzer werden, größer als das »Hotel Cristina«.
    »Das modernste Viertel wird direkt neben dem ältesten und ärmsten liegen«, sagt Doktor Zevallos. »Ich glaub, mit der Mangachería wird’s auch nicht mehr lange dauern.«
    »Wird ihr genauso gehen wie der Gallinacera, Patrón«, sagt der Chauffeur. »Sie werden Traktoren anschleppen und Häuser machen wie die hier, für die Weißen.«
    »Und wo, zum Teufel, werden die Mangaches hingehen mit ihren Ziegen und Eseln?« sagt Doktor Zevallos. »Und wo wird man dann noch eine anständige Chicha zu trinken kriegen, hm?«
    »Da werden die Mangaches sosososo traurig sein, Patrón«, sagt der Chauffeur. »Der Arpista war ein Gott für sie, beliebter als Sánchez Cerro. Jetzt werden sie auch Don Anselmo Kerzen aufstellen und ihn verehren wie die fromme Domitila.«
    Das Taxi verläßt die Avenida und holpert und rüttelt und stolpert durch eine ungepflasterte Gasse, an Hütten aus wildem Zuckerrohr vorbei. Eine riesige Staubwolke steigt auf und erzürnt die streunenden Hunde, die mit lautem Gebell dicht hinter den Kotflügeln herrasen, Patrón: die Mangaches hatten recht, hier wurd’s früher hell als in Piura. In dem blauen Morgenlicht, hinter den Staubwolken, erkennt man Gestalten, die auf Matten an den Türen der Hütten liegen, Frauen, die mit Krügen auf dem Kopf um die Ecken kommen, Esel mit schläfrigem und stumpfem Blick. Vom Lärm des Motors angelockt, kommen kleine Kinder aus den Hütten hervorgeschossen und rennen nackt oder nur mit Fetzen bekleidet hinter dem Taxi her, winken, was war denn, gähnend, was gab’s denn: nichts, Padre, sie befanden sich bereits auf verbotenem Gelände.
    »Laß uns hier raus«, sagt Doktor Zevallos. »Das letzte Stück gehen wir zu Fuß.«
    Sie steigen aus und wandern untergefaßt, langsam, einer den andern stützend, einen schrägen Pfad entlang, begleitet von Kindern, die hüpfen, Brandstifter! kreischen und lachen, Brandstifter! und Doktor Zevallos tut so, als höbe er einen Stein auf und wollte ihn nach ihnen werfen: Scheißkerle, Scheißbande, Gott sei Dank waren sie gleich da.
    Die Hütte von Angélica Mercedes ist größer als die andern, und die drei Wimpel, die vor der Adobefassade flattern, verleihen ihr ein kokettes und schmuckes Aussehen. Doktor Zevallos und Padre García treten niesend ein, wählen zwei Hocker und einen Tisch aus groben Brettern, setzen sich. Der Boden ist frisch gesprengt und riecht nach feuchter Erde, Koriander und Petersilie. An den andern Tischen und an derTheke ist niemand. An der Tür johlen noch immer die Kinder, strecken ihre schmutzigen und struppigen Köpfe herein, Doña Angélica! ihre dürren Arme, Doña Angélica, lachen und zeigen ihre Zähne. Doktor Zevallos reibt sich nachdenklich die Hände, und Padre García gähnt und gähnt und schielt ab und zu aus dem Augenwinkel zur Tür. Endlich kommt Angélica Mercedes, heiter, rundlich, frühmorgendlich, der Saum ihres Rockes pirouettiert zwischen den Hockern. Doktor Zevallos steht auf, Doktor, sie öffnet die Arme, aber welche Freude, so ein Wunder, ihn zu dieser Stunde hier zu sehen, seit Monaten war er nicht mehr gekommen, und sie sah jeden Tag hübscher aus, Angélica, wie machte sie’s nur, daß sie nicht älter wurde? was war denn ihr Geheimnis? Und endlich lassen sie davon ab, einander zu umarmen, Angélica, sah sie nicht, wen er da mitgebracht hatte? erkannte sie ihn nicht? Wie verängstigt preßt Padre García die Füße zusammen und versteckt die Hände, guten Tag, der Schal brummt finster und der Hut wackelt einen Augenblick lang, Heilige Jungfrau! Padre García war’s. Die Hände vor der Brust gefaltet, die Augen verstört, beugt sich Angélica Mercedes vor, Padrecito, wie sie das freute, ihn zu sehen, er hatte ja keine Ahnung, wie schön, daß Sie ihn mitgebracht haben, Doktor, und eine knochige und mißtrauische Hand kommt unfreundlich auf Angélica Mercedes zu, zieht sich zurück, ehe sie sie küssen kann.
    »Kannst du uns was Warmes servieren, Comadre?«sagt Doktor Zevallos. »Wir sind halb tot, haben die Nacht über nicht geschlafen.«
    »Freilich, freilich, gleich, sofort«, Angélica Mercedes wischt mit ihrem Rock über den Tisch, »eine kleine Brühe und was Herzhaftes? Und ein paar Claritos? Nein, dafür ist’s noch zu früh, ich werd Ihnen einen schönen Saft machen und Kaffee und Milch. Aber warum sind Sie denn noch auf, Doktor? Sie bringen dem

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