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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Bauch, zerrte ihn wütend zurück, aber seine Stimme war erstickt und weinerlich: »Wozu denn, Vetter? Geh nicht hin, das Herz wird dir bluten. Hör doch auf mich, Lituma, Vetterherz.«
    Lituma streichelte ungeschickt das Gesicht des Affen,fuhr ihm durch das krause Haar, schob ihn sanft von sich und ging taumelnd hinaus. Sie folgten ihm. Draußen, neben ihren Hütten aus wildem Rohr, schliefen die Mangaches unter den Sternen, bildeten stille Menschentrauben auf dem Sand. Der Lärm aus den Chicherías war stärker geworden, der Affe summte die Melodien nach, und wenn er eine Arpa hörte, öffnete er die Arme: aber niemand kann’s wie Don Anselmo! Er und Lituma gingen Arm in Arm voran, im Zickzack, manchmal erhob sich im Dunkel ein Protest, »Paßt auf, wo ihr hintretet!«, und sie, im Chor, »Verzeiht Don, Entschuldigen Sie vielmals, Doña«.
    »Die Geschichte, die du ihm da erzählt hast, war wie aus einem Film«, sagte José.
    »Aber er hat sie geglaubt«, sagte Josefino. »Mir ist nichts anderes eingefallen. Und ihr habt mir nicht geholfen, nicht einmal den Mund habt ihr aufgemacht.«
    »Schade, daß wir jetzt nicht in Paita sind, Vetter«, sagte der Affe. »Ich würde mit allem, was ich anhab, ins Wasser gehen. Schön wär das!«
    »In Yacila gibt’s Wellen, das ist wirkliches Meer«, sagte Lituma. »Das in Paita ist ein Weiher dagegen, da ist der Marañón wilder. Am Sonntag gehen wir nach Yacila, Vetter.«
    »Wir schleppen ihn zu Felipe«, sagte Josefino. »Ich hab Geld. Wir können nicht zulassen, daß er hingeht, José.«
    Die Avenida Sánchez Cerro war menschenleer, im öligen Lichtbausch jeder Laterne schwirrten die Insekten.Der Affe hatte sich auf die Erde gesetzt, um sich die Schnürsenkel zuzubinden.
    Josefino näherte sich Lituma: »Schau, Kollege, bei Felipe ist noch offen. Was haben wir in der Cantina nicht alles erlebt. Komm, laß mich dich zu einem Schnaps einladen.,«
    Lituma schüttelte Josefinos Arme ab, sprach, ohne ihn anzusehen: »Nachher, Bruderherz, auf dem Rückweg. Jetzt geht’s zum Grünen Haus. Da haben wir auch viel erlebt, mehr als irgendwo anders. Stimmt’s, Unbezwingbarer?«
    Später, als sie an den ›Tres Estrellas‹ vorbeikamen, versuchte Josefino es noch einmal. Er stürzte auf die strahlende Tür der Bar zu und schrie: »Endlich ein Ort, wo man den Durst stillen kann! Los, Kollegen, ich zahl.«
    Aber Lituma wanderte unbeirrt weiter.
    »Was machen wir jetzt, José?«
    »Was werden wir schon machen, Bruderherz. Zur Chunga chunguita gehen wir.«

9783518735855_VargasLlosa_DasGrueneHaus

Zwei
    Ein Motorboot hält ratternd neben dem Landeplatz, und Julio Reátegui springt an Land. Er geht bis zur Plaza von Santa María de Nieva hinauf – ein Guardia Civil wirft ein Stück Holz in die Luft, ein Hund fängt es im Flug und apportiert es –, und als er die Capironastämme erreicht, tritt eine Gruppe von Leuten aus der Cabaña der Gobernación. Er hebt die Hand und grüßt: sie beobachten ihn, Bewegung kommt in die Gruppe, sie eilen auf ihn zu, welche Freude, so eine Überraschung, Julio Reátegui schüttelt die Hände von Don Fabio Cuesta, warum hatte er sein Kommen nicht angekündigt? von Manuel Aguila, das verziehen sie ihm nicht, von Pedro Escabino, sie würden Vorkehrungen zu seinem Empfang getroffen haben, die von Arévalo Benzas, wie lange würde er denn diesmal bleiben, Don Julio? Gar nicht, es war ein Blitzbesuch, jetzt gleich ging’s wieder weiter, sie wußten ja, was für ein Leben er führte. Sie betreten die Gobernación, Don Fabio öffnet einige Flaschen Bier, sie prosten einander zu, stand’s gut in Nieva? in Iquitos? Schwierigkeiten mit den Heiden? Vor den Türen und Fenstern der Cabaña stehen Aguarunas mit breiten Mündern, kalten Augen und vorstehenden Backenknochen. Später gehen Julio Reátegui und Fabio Cuesta hinaus, aufder Plaza spielt der Guardia immer noch mit dem Hund, sie steigen den Hang zur Mission hinauf, von allen Häusern aus beobachtet, ah, Don Fabio, diese Weiber, wegen dieser Sache einen Tag verlieren, er würde erst nachts im Camp ankommen, und Don Fabio, wozu sind die Freunde da, Don Julio? Hätte er ihm doch ein paar Zeilen geschrieben und er erledigte alles, aber klar, Don Fabio, der Brief hätte einen Monat gebraucht, und wer konnte so lange die Señora Reátegui ausstehen? Kaum klopfen sie, da öffnet sich schon die Tür des Wohnhauses, wie geht’s Ihnen, eine schmierige Schürze, Madre Griselda, eine Ordenstracht, schauen Sie, wer da

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