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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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wartete, bis Ruhe einkehrte. »Sie haben die Freiheit, die Sicherheit, den Ruf unserer Stadt gefährdet. Dafür müssen sie büßen. Deshalb wird die Höchststrafe über sie ve r hängt.«
    Ein paar verhaltene Hochrufe auf Dietrich von Erbach waren zu hören.
    »Sie werden hängen! Aber nicht auf dem Galgenhügel, so n dern wegen der Schwere des Verbrechens und um ein Exempel zu statuieren hier auf dem Marktplatz. Ihr seid aufgefordert, alle gegen Mittag zu erscheinen. Sagt euren Nachbarn und allen, die es nicht wissen, Bescheid. Jeder soll sehen, was mit denen g e schieht, die unsere Gesetze brechen.«
    Er klemmte seine Schelle unter den Gürtel und wollte sich einen Weg durch die Menge bahnen, aber sofort umzingelten ihn Neugierige und überschütteten ihn mit Fragen.
    Die Roths schauten einander überrascht an. »Jetzt haben sie Klaras Mörder«, sagte eine der Schwestern.
    »Augenwischerei! «, verkündete Karl Roth mit väterlicher Bestimmtheit.
    »Wie meinst du das?«, fragte seine Frau.
    »Die Leute, die man hängt, haben mit Klaras Tod nichts zu tun.«
    »Aber warum hängt man sie dann?«
    »Weil Erbach ein paar Sündenböcke braucht.«
    »Das kann er doch nicht machen«, sagte die jüngste Schwe s ter.
    »Ich habe das gerüchteweise schon gestern gehört, wollte es aber nicht glauben. Der Fürst hat drei Landstreicher festnehmen lassen, nach denen kein Hahn kräht, und lässt sie hängen, um die Volksseele zu beruhigen.«
    Katharina ging wieder auf ihr Zimmer. Sie fragte sich, ob Thomas etwas mit der Verhaftung zu tun hatte. Bald darauf hö r te sie ein Klopfen. Es kam vom Markt. Hammerschläge schal l ten durcheinander, überlagerten sich, dann gab es kurze M o mente der Stille, ehe einer wieder anfing und die anderen folgten, vie l stimmig, wie ein Orchester. Früher hatte sie gern Zi m merleuten bei der Arbeit zugesehen, wenn sie Balken aneina n der fügten und mit kraftvollen Schlägen die Nägel ins Holz tri e ben.

22.
     
    T
    homas saß am Küchentisch, als er draußen laute Sti m men hö r te und das Stampfen von Schritten. Er öffnete die Tür und schaute hinaus. Zwei Jungen liefen an ihm vorbei, und der eine rief dem andern zu: »Sie bauen schon den Ga l gen.«
    Er ließ sein Frühstück stehen und zog die Stiefel an und se i nen Mantel. Viele Menschen strömten zum Marktplatz. In der Gasse hing Nebel, der vom Fluss kam. Thomas verriegelte die Tür des Wohnturms und folgte ihnen. In kleinen Gruppen sta n den die Leute zusammen und schauten etwa zwanzig Zimme r leuten zu, die unter höchstem Zeitdruck arbeiteten.
    Drei Podeste für Galgen entstanden. Thomas drängte sich zwischen den Gruppen hindurch. Er hatte das Gefühl, dass die Leute ihn spöttisch ansahen, wenn er an ihnen vorbei ging, dass sie hinter seinem Rücken tuschelten. Mit weit ausholenden Schritten lief er zum Gericht, das an den Marktplatz grenzte. Ein Gerichtsdiener ignorierte ihn. Thomas ging zu dem Raum, in dem sich die Schöffen aufhielten. Nur einer war da, wah r scheinlich standen die andern irgendwo am Fenster und scha u ten zu, wie die Galgen gebaut wurden.
    »Was geht da draußen vor sich?«, fragte Thomas.
    Der Schöffe, ein kleiner Mann mit rötlichem Backenbart, der gerade ein Brot aß, blickte auf. »Eine kleine Hinrichtung.«
    »Wer wird gehängt?« Thomas kam sich wie ein Dummkopf vor. Er war der Richter , es wäre seine Aufgabe gewesen, das Urteil zu fällen.
    »Die Mörder, die wir gesucht haben«, sagte der Schöffe und kaute auf dem Bissen herum, der knochenhart sein musste. »Drei Landstreicher.«
    »Wer hat sie festgenommen?«, fragte Thomas.
    »Busch!«
    »Und wer hat das Urteil gefällt?«
    Der Schöffe lächelte. »Unser großer Herr und Meister pe r sönlich.«
    »Der Kurfürst?«
    »Ihro Gnaden. Ganz recht.«
    »Wann sollen sie hingerichtet werden?«
    »Gegen Mittag. Hoffentlich brechen die Galgen nicht. Der Tag ist ideal, endlich mal kein Regen: Die Leute werden zufri e den sein.«
    Thomas ging ohne weiteren Kommentar auf sein Zimmer, von wo aus er den Marktplatz sehen konnte. Die Hammerschl ä ge drangen mit einer Deutlichkeit herein, als kämen sie aus dem Nebenraum. Er hätte gern mit Steininger gesprochen, aber er wollte nicht hinübergehen ins Nachbargebäude. Er lief in se i nem Zimmer auf und ab und schaute manchmal auf den Platz. Die drei Galgen nahmen Gestalt an. Sie waren miteinander ve r bunden, was ihnen mehr Stabilität gab.
    Es klopfte, und Steininger kam zur Tür herein.
    Thomas betrachtete

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