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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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Weltmacht. Das Schisma, das Exil in Avignon, schließlich das Konstanzer Konzil hatten Rom geschadet, und doch: War der Papst nicht immer noch der mächtigste Mann im Abendland? Bologna glaubte daran, dass die päpstliche Macht zu altem Glanz zurückfinden konnte.
    Bologna schwebte eine Restauration vor, angepasst an die Bedingungen der Gegenwart. Anstatt die neuen Entwicklungen zu bremsen – wie sie es bisher getan hatte –, musste die Kirche sich an ihre Spitze stellen, musste die Nase im Wind haben und den Gegenkräften immer einen Schritt voraus sein.
    Gleich würde er mit seinen Männern reden und ihnen die n ö tigen Instruktionen erteilen. In Gedanken ging Guido Bologna noch einmal jeden Punkt durch. Nach menschlichem Ermessen hatte der Richter nicht den Hauch einer Chance …

24.
     
    T
    homas hätte nicht sagen können, was ihn weckte. Er öffn e te die Augen. Er hatte vor dem Schlafengehen die Läden e i nen Spaltbreit offen gelassen, so dass noch etwas Licht hereinfiel. Er fühlte sich unruhig. Da lag ein eigenartiger G e ruch in der Luft! Ein Geruch, der nicht hierher gehörte und ihn irritie r te! Kam das von draußen?
    Er setzte sich im Bett auf. Es war still in seiner Wohnung. Auch von draußen hörte er keine Geräusche. Durch den Spalt zwischen den Fensterläden fiel Mondlicht ins Zimmer. Er konnte die Gegen s tände im Zimmer erkennen, den Holztisch, seine Tr u he, die er noch nicht ausgepackt, den Stuhl, über den er se i ne Kleidung geworfen hatte. Es musste mitten in der Nacht sein, vielleicht zwei oder drei Uhr. Die Stille war so vollkommen, dass er ein leises Knacken hö r te, das bestimmt vom Holz kam. Als Kind konnte ihn so ein Laut ängstigen, er dachte dann, e t was schliche sich heran – bis sein Vater ihm erklärte, dass Holz »a r beitet«.
    Er schien mehr etwas zu ahnen als zu riechen. Jeder Nerv in seinem Körper war angespannt. Wieder so ein Knacken im Holz. Es kam von unten. Das nächste Knacken war lauter und konnte nicht vom Holz stammen. Eher ein metallischer Klang. Es folgte ein Scharren, das längere Zeit anhielt. Kam das von der Eingangstür? In diesem Moment fiel ihm Gerlinde ein. Sie hatte den Schlüssel nicht zurückgebracht.
    Die Geräusche blieben unterhalb der Schwelle dessen, was ihn normalerweise aufweckte. Sein Instinkt sagte ihm, dass j e mand im Haus war. Dann glaubte er leise Schritte zu hören und ihn überfiel Panik. Das waren nicht die Schritte eines einzelnen Menschen, das waren viele. Die Erinnerung an einen wiede r kehrenden Kindertraum flackerte in ihm auf: ein Rudel Wölfe, das auf ihn losging.
    Er fühlte sich gelähmt und gleichzeitig spürte er Todesangst. Nur das Fenster kam als Fluchtmöglichkeit in Frage! Wie hoch lag es über dem Boden? Er schob seine Beine aus dem Bett und betete, dass die Dielen nicht knarrten! Zum Fenster waren es nur wenige Schritte. Langsam setzte er einen Fuß vor den a n dern.
    Durch den Spalt im Laden spähte er hinunter auf die Gasse und wog ab, ob er einen Sprung riskieren konnte. Er war em p findlich, was Höhen betraf. Der Abstand vom Fenster bis zur Gasse verursachte ihm Schwindel! Ein Sprung kam nicht in Frage! Er würde keinen heilen Knochen im Leib behalten. Und dann sah er sie, denn die Nacht war hell!
    Auf der gegenüberliegenden Seite der Gasse, nahe bei den Häuserwänden, nahm er eine Bewegung wahr. Ein kurzes Schattenspiel, mehr nicht. Aber kurz darauf erkannte er die Gestalt eines groß gewachsenen Mannes. Wenn Thomas sich nicht täuschte, schaute der Mann hoch zu seinem Zimmerfen s ter. Und er sah einen zweiten Schatten.
    Von unten drangen Geräusche herauf. Es klang, als sei ein Stuhl umgefallen. Jemand rief: »Idiot!« Dann knarrten die Treppenstufen! Er lief zu dem Stuhl, auf dem seine Kleider l a gen und zwängte sich in die Hose. »Schnell!«, rief jemand. »Er ist wach !«
    Thomas hatte kostbare Zeit verschenkt. Er rannte zum Fen s ter, stieß aber gegen den Tisch. Reflexartig stützte er sich mit den Händen ab. Als seine Hände die Tischplatte berührten, kni s terte es. Die Pläne! Er hatte sie mit nach oben genommen und vor dem Schlafengehen hier abgelegt.
    Mit einem Mal begriff er: Sie waren hinter den Plänen her! Er fuhr mit beiden Händen über den Tisch und drückte die P a pierrollen gegeneinander. Eine fiel ihm zu Boden. Als er sich danach bückte, wurde die Kammertür aufgestoßen. Er wandte den Kopf zur Seite. Sie hielten Fackeln in den Händen und k a men ihm sie wie eine Masse vor,

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