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Das Habitat: Roman (German Edition)

Das Habitat: Roman (German Edition)

Titel: Das Habitat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Luzius
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Gemeinschaft führen. Hast du das verstanden!“
    Ich nickte.
    „Und der Puppenspieler wird sie nicht mit sich nehmen. Seid ihr erst einmal der Verfolgung des Ordinariats entronnen, so werden sie ihrer Wege ziehen.“
    Ich hatte ohnehin nicht angenommen, dass Ryan und Allen sich mir würden anschließen wollen.
    So nickte ich abermals.
    Dann ließ der Pater von mir ab. Sein Blick wurde entspannter und auch nachdenklicher.
    „Wir werden dann kaum um die Begleitung eines Sorgers umhinkommen. Ich werde Marten benachrichtigen. Ich schätze, das wird ihm nicht gefallen!“, sagte er murmelnd.
    Schließlich erhob er sich und ging zur Tür. Bevor er die Klinke niederdrückte sah er sich noch einmal nach mir um.
    „Ich denke es ist besser, wenn du und deine Freunde den morgigen Tag auf euren Zimmern verbringt. Ich werde nicht riskieren, dass unser Plan in Gefahr gerät, durch unbedachte Äußerungen, vor falschen Ohren.“
    Mit diesen Worten ließ er mich alleine.

Bei Nacht und Nebel
     
    In dieser Nacht fand ich kaum Schlaf. Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Was ich von Pater Finn erfahren hatte, verwirrte mich mehr, als dass es mir geholfen hätte zu verstehen – zu verstehen, was es mit den Geheimnissen der Kirche auf sich hatte. Und was genau wusste mein Vater, dass die Kirche so begierig darauf war, ihn zu finden?
    Ich hatte kaum Antworten erhalten – nur Andeutungen. Andeutungen, die so viele neue Fragen aufwarfen.
    Auch war ich mir einfach nicht im Klaren darüber, wie ich diesen Pater einzuschätzen hatte. Irgendwie erinnerte er mich an Pater O’Malley. Auch jener, hatte sich stets in Verstellung geübt – hatte den naiven Harmlosen gespielt, um die Menschen dann um so leichter beeinflussen zu können. Pater O’Malley hatte vorgegeben, sich um mich zu sorgen, doch in Wahrheit sorgte er sich nur um die Belange der Kirche. Und um die der Anderen. Wer diesen Belangen im Weg stand, der wurde gejagt. So wie mein Vater.
    Pater Finn gab vor, voll und ganz den Unverderbten Wahrheiten zu dienen. In Wirklichkeit jedoch arbeitete er für eine Gemeinschaft, die eben dieser Kirche offenbar ein Dorn im Auge war – mehr noch als das, wenn diese Gemeinschaft der Suchenden wirklich etwas entscheidendes über die Anderen wusste, wie ich annahm.
    Wieder kam mir in den Sinn, dass der Pater ein vielleicht noch durchtriebeneres Spiel spielte, als es den Anschein hatte. Ich nahm mir vor, vorsichtig zu sein. Ich würde ihm erst vertrauen, wenn ich dem Puppenspieler tatsächlich gegenüber stand und die Mauern des Weisenhauses hinter mir gelassen hatte.
    Wie abweisend er reagiert hatte, als ich ihn auf die Anderen angesprochen hatte. Was hatte es mit diesen auf sich! In welcher Beziehung standen sie zur Kirche der Unverderbten Wahrheit? Denn, dass wenigstens Pater O’Malley und der Bischof von Ennis mit ihnen unter einer Decke staken,  wusste ich seit jener Nacht, da ich ihr Gespräch unter der Kapelle belauscht hatte. Alles was ich erlebt hatte, während der letzten Monate, schien auf Geheimnisse zurückzugehen, bei denen die Anderen im Mittelpunkt standen. Dies war mir klar. Seit der Nacht des Feuers. Dieses verdammte Feuer! Es hatte mir meine Mutter genommen. Mein Vater war verschwunden und meine ganze Welt war in sich zusammen gebrochen. Und sie, die Anderen, waren für all das verantwortlich. Wenn ich herausfand wer sie waren, woher sie kamen und was sie im Schilde führten, dann würde ich vielleicht auch alles andere verstehen. So zumindest dachte ich. Und es gab nur einen Menschen, von dem ich mir ehrliche Antworten erhoffen konnte – wenn überhaupt: Von meinen Vater.
    Mein Vater war bei Douglas – wer auch immer dieser Mann sein mochte.
    Douglas. Der Name geisterte durch meinen Sinn, als ich gegen Morgengrauen dann schließlich doch wegdämmerte.
     
     
    Der Tag war wolkenverhangen, doch es regnete nicht mehr. Gelegentlich konnte ich, wenn ich aus dem Fenster blickte, sogar Flecken blauen Himmels erkennen.
    Gegen Abend brachte mir Schwester Agatha – so hatte sie sich vorgestellt – mein Abendbrot. Mehrmals an diesem Tag hatte sie mich bereits eindringlich ins Gebet genommen. Ich glaubte nicht, dass sie wusste, was der Bischof von mir erwartete. In ihren Augen war ich ein verirrtes, aber auch ein verstocktes Schäfchen, das auf den rechten Weg geleitet werden musste. Meine ersten Schritte zur Läuterung bestanden darin, seiner Exzellenz ein Geheimnis zu beichten. Mich von einem Wissen zu befreien, das ich vor

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