Das Habitat: Roman (German Edition)
ihnen erwartet wurde. Ryan sah beunruhigt drein und Allen blickte mir düster entgegen. In was hast du uns da reingezogen , schienen seine Augen zu sagen. Ich wandte mich von ihm ab.
Als wir durch den langen Flur zur Hintertür des Gebäudes geführt wurden, konnte ich seine vorwurfsvollen Blicke in meinem Rücken spüren.
Schwester Agatha bot an, uns zu begleiten. Pater Finn jedoch lehnte dieses Ansinnen ab. Mir noch ein Lächeln zuwerfend, zog sie sich schließlich zurück.
Die kühle Nachtluft umwehte uns, als wir durch die Dunkelheit des Parks schritten, beleuchtet nur von einer einzelnen Laterne eines Sorgers. Feuchtes Gras streifte meine Knöchel. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Mit jedem Schritt wurde ich aufgeregter. Beinahe wäre ich über meine eigenen Füße gestolpert. Die Augen des Paters gemahnten mich, mich zusammen zu nehmen.
Wir erreichten die kleine Tür, die dort ins Mauerwerk eingelassen war.
Der Pater beugte sich leicht herab, um den Schlüssel ins Schloss zu führen. Da plötzlich durchdrang die Stille der Nacht ein leises dumpfes Geräusch. Ich fuhr herum. Ich sah, wie der Sorger mit der Laterne verwundert drein sah. Dann sackte er förmlich in sich zusammen. Der zweite Sorger war ebenfalls herumgefahren. Der Schatten eines Mannes, zeichnete sich schwach in der Dunkelheit ab. Der Sorger stürmte sofort auf ihn zu. Wieder dieser dumpfe kurze Laut. Der Sorger machte noch zwei, drei Schritte, dann sackte er noch während des Laufens nach vorne über und blieb reglos im Gras liegen. Der Schatten des Mannes trat nun heran und hob die Laterne auf. Es war Marten. Er sah mich unverwandt an. In der anderen Hand, das konnte ich nun erkennen, hielt er etwas, das Ähnlichkeit mit einer Pistole hatte. Hatte er die beiden Sorger erschossen, so fuhr es mir heiß durch den Kopf. Entsetzen wollte in mir aufkeimen. Ich hatte doch aber keinen Knall gehört. Nur dieses merkwürdige dumpfe Geräusch. Der Puppenspieler sah mir offenbar an, was mir durch den Sinn fuhr. Er schüttelte den Kopf.
„Es ist ihnen nichts geschehen. Sie schlafen nur. In ein paar Stunden sind sie wieder wohlauf. Vielleicht mit einem Brummschädel. Das ist dann aber auch schon alles. Wir aber sollten dann nicht mehr hier sein.“
Er sah mir nun tief in die Augen.
„Liam. Das bist du doch. Liam O’Sullivan.“
Ich nickte.
„Hast du wirklich gedacht... „ Er schüttelte den Kopf. „Aber lassen wir das!“
Er wandte sich um. Ryan sah zitternd auf die beiden Sorger hinab. Allen indes hatte seinen Schreck mittlerweile überwunden. Er wollte sich in die Dunkelheit davon machen. Doch Pater Finn stellte sich ihm in den Weg. Allen hieb mit den Fäusten auf ihn ein.
„Allen!“ , rief ich, nicht bedenkend, dass meine Rufe womöglich gehört werden konnten, jenseits der Mauer. Schon aber war Marten heran und hielt Allen von hinten fest im Griff. Dieser wehrte sich zwar weiterhin verbissen, hatte aber gegen die Kräfte des Puppenspielers keine Chance.
„Ruhig, mein Junge!“, sagte er. „Ganz ruhig. Ich bin ja gekommen, euch von hier fort zu bringen.“
„Er sagt die Wahrheit, Allen. Wir verschwinden von hier. Wir alle zusammen. Du, Ryan und ich.“
Schließlich hörte er auf, sich zu wehren. Marten ließ ihn vorsichtig los. Allen sah mir finster entgegen. Ich beteuerte noch einmal, das alles in Ordnung wäre, und erwartete halb, er würde erneut versuchen, auf eigene Faust zu verschwinden. Doch das tat er nicht. Misstrauisch blickte er Marten an, sagte jedoch nichts.
Dieser hatte sich den am Boden liegenden Sorgern zugewandt. Er bückte sich nach dem Ersten und zog etwas aus seinem Rücken. Im schwachen Licht der Laterne konnte ich, für einen kurzen Moment, einen winzigen Pfeil erkennen. Sofort stieg die Erinnerung wieder in mir hoch. Auch ich war einst von einem solchen Pfeil getroffen worden. Zwar war ich danach tagelang im Fieber gelegen, doch das Gespräch, das ich später unter der Kapelle belauscht hatte, ließ mich erahnen, dass eine derart heftige Reaktion wohl eher die Ausnahme war.
„Wenn das nur kein Fehler war, Marten.“, brummte der Pater. „Sie werden nun wissen, das die Gemeinschaft Betäubungswaffen erbeutet hat.“
„Das wissen sie sowieso.“, gab der Puppenspieler achselzuckend zurück. „Anders aber hätte ich zwei der Burschen kaum alleine ausschalten können. Und wenn du eingegriffen hättest, dann wär’s vorbei gewesen mit deiner Tarnung.“
Pater Finn brummte:
„Ich hielt es ja von Anfang
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