Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Habitat: Roman (German Edition)

Das Habitat: Roman (German Edition)

Titel: Das Habitat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Luzius
Vom Netzwerk:
an für einen Fehler, die anderen beiden mitzunehmen.“
    „Nun ist es aber einmal so, wie’s ist.“, erwiderte Marten nur lakonisch. Im Gegensatz zu dem Priester schien er meinem Beharren darauf, Allen und Ryan mitzunehmen, nicht so ablehnend gegenüber zu stehen. Ich konnte mir nicht helfen, ich mochte diesen Mann auf Anhieb.
    „So, nun sollten wir aber so schnell wie möglich von hier verschwinden.“, sagte er. Dabei grinste er vor allem Ryan und Allen fröhlich an. Gerade so, als wolle er ihnen – im Gegensatz zu dem Priester – auf keinen Fall das Gefühl geben, nicht willkommen zu sein. Ja, der Mann war mir einfach sympathisch.
    „Einen Moment noch.“, sagte der Pater, wobei er seine Brille wieder auf die Nase setzte, die er im Kampf mit Allen verloren hatte.
    Ich sah, dass sich auf seinem linken Augen ein Veilchen abzuzeichnen begann. Mein Bedauern darüber hielt sich allerdings in Grenzen. Auch Marten sah es. Er grinste den Priester an.
    „Sollten Zweifel an deiner Geschichte aufkommen, so werden sie dadurch sicher schnell zerstreut werden.“ Dabei zeigte er nur auf das Auge des Paters. Dieser befühlte die Stelle missmutig, enthielt sich aber jedweder Entgegnung. Er bückte sich in den Türrahmen und holte ein Bündel hervor, das in der Dunkelheit vorher nicht auszumachen gewesen war. Daraus zog er drei dunkle Umhänge. Diese reichte er uns Jungen.
    „Ihr seid in eurer hellen Kleidung viel zu leicht zu erkennen.“
    Wir nahmen sie entgegen und warfen sie uns wortlos über. Sie waren mit Kapuzen versehen und reichten uns fast bis an die Knöchel.
    „Hier, Liam.“, sagte er, als er mir ein weiteres zusammengerolltes Bündel überreichte. „Darin befindet sich eine dunkle Leinenhose und auch ein Hemd. Das solltest du besser anziehen, wenn ihr in Sicherheit seid. Du bist in der Kleidung, die du jetzt trägst, sonst überall als entlaufener Waisenjunge zu erkennen.“
    Ich nickte.
    Dann kramte er etwas aus einer Tasche seiner Sultane hervor.
    „Und das wirst du vielleicht auch brauchen können.“
    Er reichte mir ein Taschenmesser. Eines von jener Sorte, deren Griff mit zwei Holzschalen versehen ist. Darin eingebetet war die Klinge.
    Ich sah ihn verwundert an und nahm das Messer entgegen. Ich wollte ihm danken. Er aber winkte nur ab.
    „Geht jetzt!“, zischte er, damit hob er die Laterne auf und ließ sie erlöschen.
    Marten nickte. Er trat auf den Priester zu und hob seine Waffe. Dieser sah nur missmutig gen Himmel. Wieder ertönte das bereits vertraute Geräusch und Pater Finn sank in sich zusammen. Marten jedoch fing ihn auf und ließ ihn sanft zu Boden gleiten.
    Kurz darauf huschten wir durch die Dunkelheit davon.
     
     
    Vorsichtig schlichen wir durch die engen Gassen der Außenbezirke. Das Pflaster war kalt unter meinen Füßen.  Die Holzschuhe des Waisenhauses hatten wir ausziehen müssen, da sie zuviel Lärm machten. Gelegentlich stiegen feine Schwaden von Bodennebel auf, in der feuchten Nachtluft, und hüllten uns ein. Wir mieden die Hauptsstraßen, da wir uns nicht dem Licht der Straßenlaternen aussetzen wollten. Niemand sollte uns zu Gesicht bekommen. Und zusammen mit dem Puppenspieler schon gar nicht. Wir nahmen an, dass man mittlerweile längst nach uns suchen würde, doch bekamen wir nie einen unserer Verfolger zu sehen.
    Der Wolkenhimmel hatte sich nun stellenweise aufgezogen und immer wieder drang das Licht der Sterne zu uns herab. Gelegentlich sogar der helle Schein des Mondes. Dies erleichterte uns dann jedes Mal das Vorwärtskommen erheblich. Doch immer wieder verschwand die helle Scheibe dann doch wieder hinter dichten Wolken.
    Allmählich begann sich die Gegend zu verändern. Die Häuser wurden weniger. Und aus den Gebäuden die nun das Bild bestimmten, drang aus immer weniger Fenstern Licht. Dies lag zum einen sicher an der vorgerückten Stunde. Zum anderen aber näherten wir uns nun den alten verlassenen Stadtvierteln, die ich auf dem Herweg schon hatte sehen können. Einst große und mächtige Gebäude, aus der Zeit vor dem Neubeginn – nun aber zu Ruinen verkommen und teilweise in sich zusammengefallen – säumten von nun an die Straßen. Nur einmal kam uns eine Gruppe Betrunkener entgegen. Wir konnten sie bereits von Weitem grölen hören – und wie Ryan meinte, auch riechen –, sodass wir uns früh genug in einem Hauseingang verbergen konnten. Als sie vorüber waren, setzten wir unseren Weg fort. Sie hatten uns nicht gesehen.
    Bald ließen wir die letzten

Weitere Kostenlose Bücher