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Das Habitat: Roman (German Edition)

Das Habitat: Roman (German Edition)

Titel: Das Habitat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Luzius
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dir gesucht habe!“
    Sein Lachen war ansteckend. Ich fiel mit ein. Wie gut dieses Lachen doch tat. Wie sehr einen doch ein herzliches Lachen die Seele leicht machen kann. Ich denke, Marten war sich dieser Wirkung sehr wohl bewusst und hat sie gerade deshalb herbeigeführt.
    Schließlich sagte er:
    „Ja, irgendwie kam mir dein Gesicht bekannt vor, wenngleich ich es auch nicht einzuordnen vermochte. Du warst der Junge, der sich damals mit unserer kleinen Sarina herumgetrieben hat.“
    Er sah meinen fragenden Blick und lachte erneut laut auf.
    „Dachtest du etwa, das wäre euer Geheimnis geblieben? Glaub’ mir, in einer so kleinen, abgeschlossenen Welt wie einem Wanderzirkus bleibt so etwas nicht verborgen. „
    „Was ist mit dem Zirkus?“, fragte ich. „Warum bist du nicht mehr bei ihm?“
    Sein Blick wurde verschlossen.
    „Der Zirkus existiert nicht mehr. Er wurde für verderbt erklärt. Nur wenige seiner Artisten erhielten eine Bescheinigung für Unverderbtheit und können weiterhin alleine durch die Lande ziehen, um ihren Beruf weiter auszuführen. Ich bin einer von ihnen. Andere haben da weniger Glück gehabt.“
    „Und Sarina!“, schoss es aus mir heraus. „Was ist mit ihrer Familie.“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Sie mussten in Dublin zurückbleiben.“ Er zögerte kurz. „Bei den anderen ihrer Art.“, fügte er schließlich noch verbittert hinzu. Ich wusste was er meinte.
    „Gibt es viele von ihnen? Ich meine von den schwarzen Menschen.“
    „Nicht viele. Nein. Nur in den großen Städten. In Dublin – und auch in Belfast, soweit ich weiß. Doch es sind derer nur sehr wenige. Wie alle anderen auch leben sie zurückgezogen in ihren eigenen Gemeinschaften. Da sie nur sehr selten Kinder bekommen – viel weniger noch, als andere Menschen – dürfte es wohl in hundert Jahren kaum noch welche von ihnen geben. Kinder wie Sarina sind fast schon so etwas wie ein kleines Wunder. Darum wachen ihre Eltern auch so eifersüchtig über sie.“
    „Weshalb ist das so? Ich meine, warum bekommen sie keine Kinder mehr?“
    „Ich weiß es nicht. Es ist eben so.“
    Ich sah ihn scharf an. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass er nicht ganz ehrlich mir gegenüber war.
    „Aber du hast einen Verdacht!“, bohrte ich nach.
    „Und genau das ist es.“, sagte er. „Nur ein Verdacht. Noch weiß ich nichts Genaues. Nur Anhaltspunkte und undeutliche Spuren, denen ich nachgehe.“
    „Hat es etwas mit deinem Auftrag zu tun?“
    Er nickte.
    „Ja. Aber noch habe ich nichts weiter gefunden, als ein paar wage Hinweise. Hinweise, die sich ebenso gut als falsch erweisen können.“
    Ich merkte, dass ich aus ihm nichts weiter zu diesem Thema herausbekommen würde.
    Ein paar Minuten saßen wir schweigsam nebeneinander. Das Knirschen der Räder verwob sich mit dem steten Klang des Hufschlages. Schließlich fasste ich mir ein Herz und stellte die Frage, die mir mehr als alles andere auf der Seele brannte:
    „Wer sind die Anderen?“
    Hatte ich auch zunächst erwartet, er würde ähnlich schroff auf meine Frage reagieren, wie zuvor Pater Finn, so stellte ich doch erleichtert fest, dass dem nicht so war. Sein Ton blieb gelassen. Gerade so, als hätte ich ihn lediglich nach der Uhrzeit gefragt, oder was er gestern zu Abend gegessen hatte.
    „Eigentlich... tja, eigentlich sind nicht anders als wir. Nun ja, abgesehen von ihren teils entsetzlichen Entstellungen.“
    Ich nickte. Dass die Anderen Mutanten waren, das war mir bereits klar gewesen.
    „Aber letzten Endes“, so fuhr er fort. „sind sie doch nur ganz gewöhnliche Menschen. Was sie von uns unterscheidet, das sind die Möglichkeiten, derer sie sich bedienen können. Sie haben Werkzeuge und Maschinen, die weit über allem stehen, was uns an Möglichkeiten zur Verfügung steht. Woher sie diese Mittel haben, das wissen wir nicht mit Sicherheit zu sagen. Wir nehmen aber an, das sie über Wissen und Technik aus der Zeit vor dem Neubeginn verfügen.“
    „Aber das ist verderbtes Wissen“, warf ich ein. „Und dennoch scheint die Kirche mit ihnen unter einer Decke zu stecken.“
    Dann fiel mir ein, dass ja auch die Kirche über derartige Geräte verfügte – wenngleich auch nicht offen sichtbar. Zumindest der Bischof von Ennis. Und Pater O’Malley. Und wenn ein Gemeindepfarrer wie dieser über solche Maschinen verfügte, dann war es als sicher anzunehmen, dass es viele weitere gab.
    Marten brummte zustimmend.
    „Nun, nach allem was du erlebt hast, sollte dir ja wohl

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