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Das Habitat: Roman (German Edition)

Das Habitat: Roman (German Edition)

Titel: Das Habitat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Luzius
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zunächst nicht zu erkennen. Doch nach zwei oder drei Sekunden begann eines davon plötzlich blau aufzuleuchten. Zugleich verschmolzen all die bewegten Szenen vor mir, zu einer einzigen. Die gesamte Breite der Wand wurde nun ausgefüllt, von einer tiefen Schwärze. Aus dieser Schwärze aber tauchte plötzlich – immer mehr an Größe annehmend – eine blauweiße Kugel auf. Schließlich erfüllte sie meinen gesamten Gesichtskreis.
    „Du hast keine Vorstellung davon, was du hier siehst.“, sagte Donahugh.
    Ich schüttelte den Kopf
    „Dies, mein junger Freund, ist der Planet auf dem wir leben. Ein ganz besonderer Ort im Universum – vielleicht sogar einzigartig.“
    Langsam drehte sich diese große Kugel vor mir. Bitter klang die Stimme des Bewahrers, als sie zu meinen Sinnen durchdrang:
    „Und was haben wir Menschen daraus gemacht! Wir haben die Welt in der wir lebten – und von der wir lebten – misshandelt, ausgebeutet und missbraucht. Wir haben die Schöpfung missachtet, die meisten ihrer Kreaturen ausgerottet, die Luft verpestet, die Flüsse vergiftet und diese Welt – die Grundlage unserer eigenen Existenz – beinahe für immer zerstört.“
    Mehr und mehr schien er sich in Rage zu reden. Ich versuchte seinen Worten zu folgen. Das war er da erzählte, entsprach so gar nicht der Welt wie ich sie kannte. Einer Welt mit grünen Wiesen, frischem klaren Wasser und voller Leben. Plötzlich veränderte sich das Bild. Vor mir tauchten Landschaften auf, die eher einem Fiebertraum glichen, als der Wirklichkeit. Und dennoch, irgendetwas sagte mir, dass dies, was Donahugh mir hier vor Augen führte, keine Ausgeburt eines wahnsinnigen Geistes war. Ich sah tote Bäume. Ich sah graue Luft über grauen Häusern – die bis hinauf in den Himmel ragten. Und ich sah Menschen. Unzählige Menschen. In dicht gedrängten Massen. Wie Ameisen hasteten sie umher. Ich sah verendende Kadaver von Tieren und Menschen und verwüstete tote Landschaften. Dieses – und noch viel mehr – bekam ich in dieser Nacht zu sehen. Bald schon war mein Verstand nicht mehr in der Lage, weitere dieser Bilder aufzunehmen.
    Donahugh bemerkte dies. Die Bilder verschwanden und die große blaue Kugel eroberte wieder die Wand vor mir. Er ließ mir Zeit.
    Irgendwann hatte ich mich soweit gefangen, dass ich wieder in der Lage war, ihm zuzuhören. Wahrscheinlich habe ich all die Bilder und Eindrücke einfach verdrängt – anders hätte ich wohl kaum mit ihnen umzugehen vermocht, wenn ich nicht verrückt werden wollte.
    Allmählich drang die Stimme des Mannes wieder zu mir durch:
    „Zuletzt aber, hat der Mensch versucht das Leben – ja die Schöpfung selbst – zu imitieren. In seiner grenzenlosen Anmaßung, sich erheben zu wollen, über seine eigene Existenz, hat er schließlich Eingriffe vorgenommen in die Gen–Struktur. Zuerst bei Pflanzen und Tieren – schließlich bei sich selbst.“
    Ich verstand nicht genau was er meinte. Sicher, diesen Begriff hatte ich bereits gehört. Bei pflanzlichen und tierischen Mutationen sprach man von Gen–Entartung. Doch selten waren diese äußerlich leicht zu erkennen. Die Mutantensucher der Pfadfinder erhielten intensive Schulungen, diese Abweichungen von der Norm zu bestimmen. Letzten Endes aber oblag es den Priestern, die gemeldeten Verdachtsfälle zu bestätigen. Sie alleine verfügten über das notwendige Wissen. Und dieses wurde niemals hinterfragt.
    Donahugh sah  mir meine Ratlosigkeit an und erläuterte:
    „Wenn du deinen Körper betrachtest – dann weist du gewisse Ähnlichkeiten mit deinen Eltern auf. Auch bei anderen Menschen wirst du dies wohl schon beobachtet haben.“
    Ich nickte. Leute die miteinander verwandt waren, sahen sich häufig in irgendeiner Weise ähnlich. Ich teilte ihm diesen Gedankengang mit. Er brummte zustimmend.
    „Du hast den richtigen Punkt erkannt, Liam. Diese Ähnlichkeit kommt nicht von Ungefähr. Winzige Informationen in deinem Körper – ganz tief drin, in den kleinsten Teilen – sind wie eine Art Bauplan. Ein Bauplan für die Nachkommen. Jeder Mensch trägt diesen Bauplan in sich. Viele Eigenschaften sind einzigartig – so wie jeder Mensch einzigartig ist. Ebenso wie jede Pflanze, jedes Tier... Und doch verbinden alle Wesen einer Art auch Gemeinsamkeiten. So wird ein Pferd immer aussehen wie ein Pferd, eine Katze wie eine Katze – und ein Mensch eben wie ein Mensch. Kein neugeborenes Ferkel wird plötzlich Flügel haben und der Muttersau davon fliegen.“
    Ich musste

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