Das Halsband des Leoparden
sich alle Mühe, doch er brachte ihn nicht vom Fleck.
Da kam ihm der rettende Einfall.
»Hören Sie, Reid, haben Sie Spielkarten dabei?«
»Karten nicht, aber Würfel. Wozu?« Reid versuchte zum wiederholten Mal, Fandorins Finger vom Zügel seiner Peggy wegzuzerren. »Lassen Sie los!«
»M-Machen wir ein Spielchen? Wenn Sie gewinnen, können Sie zurückreiten nach Splitstone. Ich bringe den Kopf zu den Celestianern, und die hundert Dollar sind Ihre.«
Reid schluckte laut.
»Sie sind ein Teufel. Schlimmer als der Kopflose … Aber wie wollen wir im Dunkeln würfeln?«
»Sie wissen doch, ich hab eine Taschenlampe.«
Bald ritten sie weiter. Den Becher samt den beinernen Würfeln hatte Fandorin eingesteckt, sie würden ihm noch zupass kommen.
Bis sie in das Tal hineinritten, hatte Reid pausenlos geschwatzt, doch jetzt war’s, als hätte er den Mund voll Wasser. Wenn er die Lippen bewegte, dann lautlos, als ob er Gebete oder Verwünschungen spräche. Aber zu desertieren versuchte er nicht mehr, denn das wäre der Wortbruch eines Spielers gewesen. Selbst wenn er die eigene Seele gesetzt und verspielt hätte – Schulden werden durchs Bezahlen erst schön.
Das Tor der Celestianer-Festung stand weit offen. Die sieben Ältesten stürmten dem vornweg reitenden Reid entgegen.
»Warum so spät?«, schrie Moroni. »Bald wird es Tag! Hast du ihn?«
Da bemerkte er Fandorin und stutzte.
Achtet nicht auf mich, bedeutete ihnen Fandorin, saß ab und blieb abseits.
Die Ältesten wechselten Blicke.
»Das ist sogar besser«, sagte Rasis. »Der Ungläubige kann von Nutzen sein.«
Der Apostel machte einen ungeduldigen Schritt auf den Neger zu.
»Hier ist dein Geld. Zeig her!«
»Da, viel Spaß damit.«
Reid setzte behutsam den Sack auf die Erde, nahm die Geldscheine und schob sie ungeprüft ins Hemd, worauf er sich abwandte. Selbst im trüben Schein der Fackeln war zu sehen, wie seine Lippen bebten.
Fandorin vermied es auch, den Glasballon mit seinem schaurigen Inhalt anzuschauen (der war wenig attraktiv). Viel mehr interessierte ihn die Reaktion der Celestianer. Und er wurde nicht enttäuscht.
Moroni öffnete den Sack, nahm das Glasgefäß heraus und schrie auf.
Glas zersplitterte, etwas plätscherte, und ein schwerer Gegenstand kullerte über die Erde. Die Ältesten sprangen zur Seite.
In der unheilvollen Stille ertönte Reids wehmütige Stimme.
»Ihr habt den Kopf von Gespaltenem Stein fallen lassen, ihr Idioten! Na, nun macht euch auf was gefasst! Häuptling, du weißt, dass ich nichts dafür kann. Im Gegenteil, ich habe hergebracht, was du suchst!«
Der Apostel hatte sich wieder in der Gewalt.
»Ruhe! Den Ballon hätten wir sowieso zerschlagen müssen. Gebt mir einen Lappen. Und holt ein Gefäß, in das wir ihn legen können, einen Korb vielleicht. Nein, in der Kapelle steht eine Silberschale, das ist respektvoller!«
Einer lief schleunigst hinters Tor, ein anderer hob den Kopf auf und wischte ihn trocken.
Die übrigen stimmten einen Psalm an.
»Hey, Schwarzer! Für wie viel bringst du den Kopf zum Snake Canyon?«, fragte Rasis schmeichelnd. »Für dreihundert … nein, fünfhundert Dollar? In Gold, na?«
Reid berührte sein Pferd, da sprang es überraschend flink zwanzig Schritte beiseite.
»Ihr seid ja pfiffig!«, rief er aus sicherer Entfernung. »Und wenn der Kopflose mich wiedererkennt? Ich war ja als einziger Schwarzer dabei, als sie ihn aufhängten! Zwar habe ich abseits gestanden, aber doch … Nicht für alles Gold der Welt! Wenn das für euch notwendig ist, bringt ihn selber hin!«
»Tausend!«, riefen die Ältesten verzweifelt, aber Reid ritt weitere zehn Schritte weg und löste sich fast in der Dunkelheit auf. Fandorin schwankte. Es kommt nicht oft vor, dass man tausend Golddollar auf so einfache Weise verdienen kann, nämlich mit einem kleinen Spazierritt, wenngleich mit wenig appetitlichem Gepäck. Aber sich an der Angst der abergläubischen Menschen bereichern? Das tut ein feiner Mann nicht.
Doch da kam ihm eine bessere Idee, an der selbst Konfuzius kaum etwas auszusetzen gehabt hätte.
»Meine Herren, wenn Sie das D-Ding mit einer Serviette zudecken, bin ich bereit, es zum Snake Canyon zu bringen. Geld will ich nicht dafür, aber eine Gefälligkeit ist die andere wert. Am Morgen unternehme ich eine Expedition gegen die Banditen. Ich brauche dafür tüchtige
Possies
– Männer, die mit der Waffe umgehen können. Wenn Sie mir fünfzehn bis zwanzig Leute mitgeben …«
»Wir sind
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