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Das Halsband des Leoparden

Das Halsband des Leoparden

Titel: Das Halsband des Leoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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sagen, das sei einstweilen unmöglich?«
    »Einstweilen ja. Aber in Kürze werden Sie mit Ihrem Mitarbeiterstab dorthin übersiedeln können.«
    Das Gespräch fand im Hotel »Great Western« zu Splitstone statt, das der umsichtige Egoist ganz gemietet und dessen Personal er durch eigenes ersetzt hatte. Der Gegenstand der Erörterung machte strikte Geheimhaltung erforderlich. Am Vortag hatte der Colonel Fandorins Telegramm »Sofort kommen« erhalten, hatte alles stehen- und liegengelassen und war in seiner Wunderkutsche aus Crooktown herbeigeeilt. Sein unfehlbares Gespür, mit dessen Hilfe der russische Immigrant zum amerikanischen Magnaten geworden war, hatte ihm gesagt, dass etwas Außergewöhnliches vorgefallen sei.
    Schon fünf Minuten nach dem ersten Gespräch mit Fandorin hatte er telegraphisch Doktor Fobb aus dem Hauptkontor angefordert.Am Abend desselben Tages lag der Inhalt des Leinensäckchens auf dem Tisch des Feldlabors. Gegen Morgen war die Expertise fertig.
    »Ich danke Ihnen, Doktor. Ruhen Sie sich aus, Sie haben eine schlaflose Nacht hinter sich«, sagte der Colonel zu dem Geologen. Auch er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, sah aber nicht müde aus. Seine Augen strahlten in fieberhaftem Glanz, seine Bewegungen waren energisch und ungestüm.
    »Na, Erast Petrowitsch, ziehen wir Bilanz?«, sagte der Millionär, als sie allein geblieben waren, und rieb sich die Hände. »Ihre Ermittlungen haben den Grund der geheimnisvollen Vorgänge im Dream Valley zutage gebracht. Die Bande hat sich in den Bergen festgesetzt und in dem alten Bergwerk reiche Goldvorkommen entdeckt, die nach industrieller Förderung verlangen. Alle nachfolgenden Aktionen der Banditen verfolgten nur ein Ziel: die Fundstätte in die Hand zu bekommen. Ich vermute, die Legende von den Räubern, die nie die schwarzen Tücher vom Gesicht nehmen, wurde vorsätzlich gestreut – zur Abschreckung. Die beiden Überfälle auf die Eisenbahn waren auch eine Demonstration: viel Lärm schlagen, Angst einjagen. Hab ich recht?«
    »W-Wahrscheinlich. Die mussten alle Bewohner aus dem Tal vertreiben. Erstens. Und zweitens den Preis für die ›verfluchte Gegend‹ herunterdrücken, um Callaghan das Dream Valley auf legale Weise für einen Apfel und ein Ei abzukaufen und dann den industriellen Abbau in Angriff zu nehmen. Die Schwarzen Tücher würden spurlos verschwinden, da sie nicht mehr gebraucht wurden. Dafür würden rechtmäßige Eigentümer in Erscheinung treten, höchst ehrenwerte Gentlemen. Ich möchte doch wissen, wer …« Fandorin lachte auf. »Einfallsreiche Herrschaften, alles was recht ist. Die ängstlichen russischen Siedler mit Räubern eingeschüchtert, die furchtlosen Celestianer mit dem Kopflosen Reiter. Psychologie!«
    »Und ob!«, rief der Colonel. »Sie haben ja erreicht, was sie wollten. Das Tal ist menschenleer, niemand mehr ist ihnen im Wege. So viel Aufsehen und Gerüchte, dass keiner auch nur zehn Dollar dafür zahlen würde. Callaghan bekommt keine Pachtgelder mehr. Jetzt wird er froh sein, die Last loszuwerden. Ohne Sie wäre der Plan glänzend aufgegangen. Sie haben Ihren Job ganz hervorragend gemacht.«
    »A-Aber die Siedler haben alles verloren, was sie besaßen.«
    Colonel Star lächelte gutmütig.
    »Um die machen Sie sich man keine Sorgen. Ich habe für unsere Idealisten ein vorzügliches Gelände in Montana gefunden. Das überschreibe ich ihnen als Eigentum. Und statte sie mit allem Notwendigen aus, gebe ihnen Reise- und Umzugsgelder … Sie werden das Dream Valley vergessen wie einen schrecklichen Traum.«
    Der Gedankengang des vernünftigen Egoisten war klar.
    »V-Verstehe.« Fandorin betrachtete missvergnügt den staubigen Ärmel seines Gehrocks – wenn Masa nicht da war, säuberte niemand die Kleider. »Sie können die Siedler im Tal auch nicht mehr gebrauchen. Aber was machen Sie mit den Schwarzen Tüchern? Ohne Gebirgsartillerie kriegen Sie die aus ihren Nestern nicht heraus. Das ist eine uneinnehmbare Festung.«
    Der Colonel zeigte sich unbeeindruckt.
    »Ach was. Ich red mit dem Gouverneur. Wenn Artillerie gebraucht wird, krieg ich sie. Wir Bürger zahlen schließlich Steuern, damit der Staat mit all seiner Macht unser Eigentum schützt.«
    »
Unser

    Über Stars Gesicht glitt ein triumphierendes Lächeln.
    »Ich habe die ganze Nacht mit Cork Callaghan gefeilscht. Habe ihm gesagt: ›Das Dream Valley ist für niemanden mehr von Nutzen. Aber ich bin trotzdem bereit, es zu kaufen.‹ Er hat mir geantwortet:

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