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Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Titel: Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
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ihnen hupte. Der Bursche drehte sich um, kniff die Augen vor der Sonne zu und sah die Schlange entlang.
    »Siehst du den da?« fragte Carl.
    »Und was ist mit deinen beschissenen Regeln? Verdammt, wir kommen gerade nach Ohio.«
    Carl fixierte weiter den Jungen und betete, dass ihn niemand mitnahm, bevor sie ihn erreichten. »Mal sehen, wo er hin will. Verdammt, das schadet doch niemandem, oder?«
    Sandy nahm die Sonnenbrille ab und besah sich den Typen genauer. Sie kannte Carl gut genug, um zu wissen, dass er es nicht dabei belassen würde, ihm eine Mitfahrt anzubieten, aber wenn sie es richtig sah, war der Kerl besser als alles, was ihnen bisher untergekommen war. Und auf dieser Reise war ganz sicher kein Engel dabei gewesen. »Schätze nicht«, sagte sie.
    »Aber du musst ein wenig plaudern, okay? Lächle ihn an, sorg dafür, dass er es will. Ich weise dich ja nur ungern darauf hin, aber bisher hast du dich nicht gerade selbst übertroffen. Ich schaff das nicht allein.«
    »Na klar, Carl«, erwiderte sie. »Alles, was du willst. He, ich könnte anbieten, ihm einen zu lutschen, sobald er seinen Hintern auf den Rücksitz gepflanzt hat. Das sollte wohl reichen.«
    »Himmel, du hast vielleicht eine Ausdrucksweise.«
    »Na und«, sagte sie. »Ich will nur, dass das endlich vorbei ist.«

7. TEIL
OHIO

47.
    Es musste wohl einen Unfall gegeben haben, so langsam, wie der Verkehr vorankam. Arvin hatte sich gerade durchgerungen, über die Brücke zu gehen, als der Wagen anhielt und ein fetter Kerl ihn fragte, ob er mitfahren wolle. Nachdem Arvin den Bel Air verkauft hatte, war er zum Highway gegangen und hatte bei einem Düngerverkäufer – verknittertes weißes Hemd, fettfleckige Krawatte, Alkoholgestank aus jeder Pore – eine Mitfahrgelegenheit bis nach Charleston gefunden. Der Mann war auf dem Weg zu einem Kongress über Futtermittel und Saatgut in Indianapolis gewesen. Er ließ ihn an der Route 35 bei Nitro aussteigen; ein paar Minuten später hatte Arvin bei einer farbigen Familie im Pick-up gesessen, die ihn bis an den Rand von Point Pleasant mitnahm. Er hatte hinten zwischen einem Dutzend Körben voller Tomaten und grüner Bohnen gehockt. Schon ein paar Blocks bevor er seine schmierige, blaugraue Oberfläche sah, konnte er den Ohio River riechen. Auf einer Uhr an einer Bank stand
5:47
. Arvin konnte kaum fassen, dass man nur mit dem Daumen so schnell vorankommen konnte.
    Als er in den schwarzen Kombi stieg, drehte sich die Frau hinter dem Steuer zu ihm um und lächelte ihn an. Es schien fast so, als würde sie sich freuen, ihn zu sehen. Sie hießen Carl und Sandy. »Wo wollen Sie denn hin?« fragte Carl.
    »Meade, Ohio«, sagte Arvin. »Schon mal davon gehört?«
    »Wir …«, setzte Sandy an.
    »Klar«, unterbrach Carl sie. »Wenn ich mich nicht irre, gibt es da eine Papierfabrik.« Er nahm die Zigarre aus dem Mund und sah die Frau an. »Wir kommen da sogar genau dran vorbei, stimmt’s nicht, Baby?« Das muss ein Zeichen sein, dachte Carl, einen so gut aussehenden Burschen hier unter all den Flussratten aufzugabeln, der auch noch nach Meade wollte.
    »Ja«, sagte Sandy. Die Autos setzten sich wieder in Bewegung. Der Verkehr war durch einen Unfall auf der Ohio-Seite aufgehalten worden, zwei zerbeulte Autos, Glasscherben auf dem Asphalt. Ein Rettungswagen warf die Sirene an, zog direkt vor dem Kombi in den Verkehr und wäre fast mit ihnen kollidiert. Ein Polizist blies in eine Trillerpfeife und bedeutete Sandy mit einer Hand, stehen zu bleiben.
    »Himmel, sei vorsichtig«, sagte Carl und rutschte auf seinem Sitz herum.
    »Willst du fahren?« gab Sandy zurück und trat zu fest auf die Bremse. Dann standen sie noch ein paar Minuten da, während ein Mann in einem Overall eilig das Glas wegfegte. Sandy justierte den Rückspiegel und sah sich ihren Fahrgast an. Sie war froh, dass sie am Morgen gebadet hatte. Sie würde frisch und sauber für ihn sein. Sie suchte in ihrer Tasche nach einer neuen Schachtel Zigaretten und berührte dabei die Pistole. Während sie zusah, wie der Mann draußen mit den Aufräumarbeiten fertig wurde, stellte sie sich vor, wie es wäre, Carl zu erschießen und mit dem Jungen abzuhauen. Er war wahrscheinlich nur sechs oder sieben Jahre jünger als sie. So etwas konnte tatsächlich funktionieren. Sie könnten vielleicht sogar ein paar Kinder haben. Dann schloss sie die Handtasche und machte die Schachtel Salem auf. So etwas würde sie natürlich nie tun, aber der Gedanke daran war schön.
    »Wie

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